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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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eine Hose mit viel zu kurzen Beinen. Hier war er vor einer einfachen Schaukel zu erkennen, nicht mehr als ein Autoreifen, der an einem Strick von einem Ast hing, und auf dem ersten vor einer alten Scheune.
    Diana kam eine Idee, und sie sagte sich, daß der Großonkel ihr sicher einiges über Coles Vergangenheit berichten konnte. »Schon früher, als ich noch ein Mädchen war«, eröffnete sie ihm lächelnd, »hat dein Neffe frustrierend wenig von sich preisgegeben. Erzähl mir doch bitte etwas von ihm. Wie war er als Kind, was hat seine Mutter so gemacht und, na ja, eben alles?«
    »Was hat Cole dir denn schon gesagt?«
    »Im Grunde genommen nichts. Ich weiß, daß er zwei Brüder hatte, der eine zwei, der andere drei Jahre älter, und beide sind wohl bei einem Unfall ums Leben gekommen, kurz nachdem Cole aufs College gewechselt war. Und kaum war er ein Jahr dort, ist seine Mutter wohl an Krebs gestorben. Über seinen Vater hat er jedoch nie ein Wort verloren. Der Ärmste hat wohl viel Leid erdulden müssen.«
    Sie wartete, daß Cal jetzt etwas dazu sagen würde, doch der Mann hockte nur nachdenklich und irgendwie unglücklich da, so als wisse er nicht, wo und wie er beginnen sollte.
    »Ich befasse mich viel mit Psychologie«, erklärte er schließlich, auch wenn das mit dem Thema wenig zu tun zu haben schien. »Hältst du auch etwas davon?«
    »Selbstverständlich.«
    »Bist du dann der Ansicht, daß ein Mann seine schlimmen Erfahrungen in sich einschließen und die sogar vor der Frau verbergen sollte, die er liebt? Ja, daß er das alles bis an sein Ende in sich bewahren sollte?«
    Diana befürchtete mit gutem Grund, daß Cal von seinem Neffen sprach. Natürlich hatte sie mehr von Coles Leben erfahren wollen, aber sich immer gesagt, daß sie ihm dafür Zeit geben müsse.
    »Nun ja, ich wollte Cole nicht das Gefühl geben, in offenen Wunden herumzubohren.«
    »Nein, so würde ich das nicht nennen, viel eher eine Eiterblase auf stechen.«
    »Ich mag keine Wunden, die nicht verheilen wollen«, entgegnete sie. »Die Frage ist nur, wie kann ich ihm helfen?«
    »Ein Versuch könnte nicht schaden.«
    Diana betrachtete das Foto, das sie immer noch in der Hand hielt, und dachte daran, wie sie letzte Nacht in Coles Armen gelegen hatte. Er hatte soviel Liebe zu geben, und sie wollte alles davon haben. Die junge Frau scheute das Risiko, auch nur etwas von seiner Liebe zu verlieren. »Wenn das, was du mir zu berichten hast, wirklich so schlimm ist, wie wird Cole denn reagieren, wenn er erfährt, daß ich Bescheid weiß?«
    »Dann muß er sich wenigstens keine Sorgen mehr darüber machen, daß du dich von ihm abwenden könntest. Und er braucht sich auch nicht mehr zu fragen, wie du wohl reagieren würdest. Dr. Richenblau nennt so etwas >Katharsis<. Nun, so furchtbar lang ist die Geschichte gar nicht, die ich dir zu erzählen habe. Was du dann daraus machst, bleibt aber deine Sache.«
    Diana atmete tief ein und nickte dann. »Schieß los, Cal.«
    »Gut. Du hast ja eben selbst gesagt, daß der Ärmste viel Leid habe erdulden müssen. Seine größte Tragödie ist wohl, mit dem Namen Harrison auf die Welt gekommen zu sein.«
    Damit hatte die junge Frau nun wirklich nicht gerechnet. »Was meinst du damit?«
    »Weil dieser Name in Kingdom City, der Stadt, in der Cole aufgewachsen ist, mit einem Fluch beladen ist. Solange die Menschen dort zurückdenken können, waren die Harrisons immer rohe und wertlose Gesellen. Trunkenbolde, Schläger, Betrüger und überhaupt Gesindel, einer wie der andere. Und Cole mußte mit diesem Stigma aufwachsen.
    Als Coles Mutter mit Tom Harrison durchbrannte, hat mein Bruder bittere Tränen vergossen, weil er einfach nicht glauben konnte, daß sein kleines Mädchen sich mit einem solchen Kerl eingelassen hatte. Später stellte sich dann heraus, daß Tom sie geschwängert hatte, und zur damaligen Zeit, und besonders in dieser Gegend hier, mußte eine werdende Mutter unbedingt heiraten. Da führte leider kein Weg drum herum.«
    Diana sah ihn an, aber er strich ein paar Zeitschriften glatt, weil er offensichtlich seinen ganzen Mut sammeln mußte, um weitersprechen zu können.
    »Coles zwei Brüder starben tatsächlich, kurz nachdem er sich auf dem College eingeschrieben hatte. Sie hielten sich gerade in Amarillo auf, hatten sich dort mächtig vollaufen lassen und wollten weitertrinken, hatten aber kein Geld mehr. Also haben sie einer älteren Frau aufgelauert und sie halb totgeschlagen, bloß um an ihre

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