Der Rausch einer Nacht
fröhlich vorgebrachte Voraussage, daß eines Tages ein anderer Mann ihr Herz erobern würde, traf sie wie ein kalter Wasserguß und löschte ihre gute Laune und ihr inneres Glühen. Diana richtete sich wieder gerade auf und setzte den Hund ab. Aber sie konnte Cole nicht böse sein, und eigentlich war sie auch viel zu neugierig darauf, von ihm mehr darüber zu erfahren.
»Und wenn ich das bei diesem jungen Mann nicht denke?«
»Doch, warten Sie's nur ab.«
»Na ja, bis jetzt ist mir das jedenfalls noch nicht passiert. Ich bin sowieso weit und breit das einzige Mädchen, das nicht bis über beide Ohren in jemanden verliebt ist und glaubt, den und keinen anderen heiraten zu wollen.«
Diana hob eine Hand und zählte ihre Freundinnen an den Fingern ab. »Corey ist in Spencer verliebt - Haleys Herz schlägt für Peter Mitchell - Denise will unbedingt Doug Hayward - Missy hat nur Michael Murchison im Sinn ...« Sie winkte wegwerfend und schloß: »So könnte ich noch endlos weitermachen.«
Sie klang richtig betrübt, und der Pfleger fühlte sich verpflichtet, sie aufzumuntern und das Thema nicht in einer solchen Stimmung zu beenden. »Ach, kommen Sie, es wird doch wohl noch ein paar Mädchen in Ihrem Alter geben, die genug Verstand im Kopf haben, um über das Hier und Jetzt hinaus in die Zukunft blicken zu können.«
Cole war vorhin aufgefallen, daß Diana Barb nicht aufgezählt hatte. Insgeheim hielt er sie für recht einfältig, um nicht zu sagen blöde. Doch er wollte ihr nicht Unrecht tun und fragte nach der Tochter seines Arbeitgebers, weil die vielleicht ja die Ausnahme von der Regel darstellte. »Wie steht es denn mit Barb? Hat sie denn keinen, den sie unbedingt jetzt heiraten möchte?«
Das Mädchen verdrehte die Augen. »Doch, Harrison Ford.«
»Das hätte ich mir denken können«, murmelte er.
»Aber dann gibt es ja noch Sie«, sagte Diana, weil irgend etwas sie dazu anstachelte, Valerie ins Spiel zu bringen, auch wenn sie damit seine Aufmerksamkeit vollkommen von ihr ablenken würde.
»Was soll denn mit mir sein?«
Er schaute so begriffsstutzig drein, daß Dianas Herz neue Hoffnung schöpfte. Während ihrer Unterhaltungen in den letzten beiden Jahren hatte sie viel über die wunderschöne Blondine aus Jeffersonville gehört, die in Kalifornien an der UCLA studierte. Diana wußte, daß die beiden sich Briefe schrieben und mehrere Male im Monat miteinander telefonierten. Hin und wieder gelang es ihnen auch, sich zu sehen, am ehesten während der Semesterferien im Sommer, die seine Flamme zu Hause verbrachte. »Ich meinte eigentlich Sie und Valerie.«
»Ach so.« Er nickte mehrere Male, aber mehr bekam sie nicht von ihm zu hören. Ihre Neugier wuchs im gleichen Maße wie ihre heimliche Hoffnung, und so setzte sie nach: »Haben Sie in der letzten Zeit von ihr gehört?«
»Ja. Ich habe sie vor ein paar Wochen gesehen, während der Frühjahrssemesterferien.«
Vor Dianas geistigem Auge tauchte sofort ein ebenso lebendiges wie unwillkommenes Bild von Cole und Valerie auf, die sich auf einer idyllischen Lichtung unter einem sternenbedeckten Himmel wild und leidenschaftlich liebten. Irgendwie paßte eine Szenerie in der freien Wildnis besser zu seinen kantigen, herben Zügen.
In einem Moment der Schwäche hatte Diana sich in der Zentralbibliothek von Houston die entsprechende Studentenjahrbuchausgabe von der UCLA vorgenommen. Darin bekam sie Valerie zu sehen, und darüber hinaus erfuhr sie, daß die Studentin in ihrer Verbindung sehr aktiv war. Einem vagen, leicht scherzhaften Hinweis war zu entnehmen, daß sie etwas mit dem Captain der Ureigenen Fußballmannschaft hatte. Davon abgesehen war Valerie nicht nur größer und schöner als Diana, sondern auch älter und erfahrener. Sie besaß das Gesicht und die Augen einer nordischen Prinzessin - und ein Lächeln wie aus einer Zahnpastareklame.
Diana hatte verzweifelt versucht, diese Frau nicht zu hassen. Aber an Valerie ließ sich einfach kein Makel finden. Bis auf ihre Noten. Endlich hatte Diana eine Gemeinsamkeit mit Cole gefunden. Er besaß ebenso wie sie einen hervorragenden Notendurchschnitt.
»Wie hat Valerie denn bei den Semesterabschlußarbeiten abgeschnitten?« fragte Diana und haßte sich dafür, sich in solche Niederungen der Hinterhältigkeit hinabzubegeben.
»Sie muß eine Nachprüfung machen.«
»Das ist aber schade«, sagte das Mädchen. »Heißt das denn, daß sie den ganzen Sommer über büffeln muß und Sie, wenn Sie nach Hause fahren,
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