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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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die Wahl: »Möchten Sie lieber den mit dem kaputten Auspuff, oder wäre Ihnen der mit den abgefahrenen Reifen recht?«
    Cole schluckte eine ärgerliche Bemerkung hinunter und schrieb seinen Namen auf den Bogen. »Ich nehme den mit dem kaputten Auspuff.«
    Die Frau nickte zufrieden. »Eine gute Wahl. In dem arbeitet nämlich das Air-conditioning noch, dann schwitzen Sie wenigstens nicht während der Fahrt.«
    Auf dem Weg hierher hatte er das auch tatsächlich genossen, aber als Cal ins Wohnzimmer zurückkehrte und gleich dort anknüpfte, wo er vorhin aufgehört hatte, wünschte Cole sich, er hätte den anderen Wagen genommen und wäre unterwegs mit einer hübschen Reifenpanne liegengeblieben.
    »Hör zu, ich mache dir ein Angebot«, verkündete der Onkel und ließ sich in seinem Sessel nieder. »Du präsentierst mir eine Frau, die bereit und willens ist, von dir Kinder zu bekommen, und ich überschreibe dir alle meine Anteile an deinem ersten Hochzeitstag. Andernfalls bekommen Travis' Kinder alle meine weltlichen Güter. So, jetzt weißt du, woran du bist. Die Entscheidung liegt nun bei dir.«
    Noch immer eisern schweigend, starrte Cole seinen Onkel ebenso stur an und klopfte leise mit dem zusammengerollten Magazin auf sein Knie, in dem er bis eben gelesen hatte, bevor Cal glaubte, unbedingt seine Wünsche klarstellen zu müssen.
    Cole war jetzt sechsunddreißig und gebot über ein multinationales Unternehmen mit einhundertfünfundzwanzigtausend Angestellten und einem geschätzten Wert von zwölf Milliarden Dollar. Alles, sowohl in seiner Firma wie auch in seinem Privatleben, stand absolut unter seiner Kontrolle ... bis auf eine einzige Ausnahme: sein fünfundsiebzigjähriger Onkel, der ihm jetzt tatsächlich damit drohte, die Hälfte dieses Riesenunternehmens seinem anderen Neffen Travis zu überlassen - einem Mann, der ohne Coles ständige Aufsicht nicht einmal in der Lage war, einen Tante-Emma-Laden selbständig zu führen.
    Der junge Unternehmer konnte nicht glauben, daß Cal tatsächlich die halbe Firma weggeben würde, für deren Aufbau Cole so hart gearbeitet hatte - und ihm gefiel der Ton nicht, in dem der Onkel seine Drohungen ausgestoßen hatte. Er war gerade zu dem Schluß gelangt, daß Cal nur bluffte, als sein Blick auf den Kaminsims fiel. Bislang hatten dort immer ein halbes Dutzend Fotos von Familienmitgliedern gestanden. Seit seinem letzten Besuch war die doppelte Menge hinzugekommen - allesamt Schnappschüsse von Travis und seinen Kindern.
    »Nun?« drängte der Onkel, dessen Ärger sich verflüchtigt zu haben schien. »Was hältst du von meinem Vorschlag?«
    »Ich glaube«, gab Cole barsch zurück, »daß dein Angebot nicht nur lachhaft, sondern richtiggehend blödsinnig ist.«
    »Willst du damit andeuten, daß du eine Ehe für Blödsinn hältst?« schoß Cal zurück, und seine Stimme klang wieder bedrohlich. »Verdammt noch mal, unser ganzes Land bricht auseinander, und zwar weil es deiner Generation am Respekt vor so >altmodischen< Dingen wie Ehe, Kindern und Verantwortung mangelt.«
    Cole weigerte sich, sich auf eine solche Debatte einzulassen, und so zeigte sein Onkel auf den Couchtisch, der wie jede andere freie Fläche in diesem Haus mit Magazinen übersät war. Letty, seine Haushälterin, konnte in ihrem tagtäglichen Kampf um Ordnung den Sieg gegen diese Zeitschriftenberge nicht mehr gewinnen.
    »Wenn du mir nicht glaubst, dann wirf doch mal einen Blick in diese Illustrierten. Zum Beispiel hier ...« Er nahm die jüngste Ausgabe von Reader's Digest vom Tisch, weil er dort am ehesten rankam. Das Magazin gehörte zu seinen Leib-und-Magen-Blättem, und er schien alles zu glauben, was darin abgedruckt war.
    »Sieh dir den Artikel mal an!« Er wedelte Cole mit der aufgeschlagenen Seite vor dem Gesicht herum, legte den Kopf zurück, um durch den unteren Brillenrand blicken zu können, und las dann Überschriften aus dem Inhaltsverzeichnis vor: »Wie an unseren Schulen betrogen wird - ein nationaler Skandal.« Er schlug den Artikel auf. »Laut dem, was hier geschrieben steht, geben acht von zehn Oberschülern zu, bei Tests und Klassenarbeiten zu mogeln. Und weiter steht da, daß an manchen High-Schools der moralische Standard so tief gesunken ist, daß die Jugendlichen überhaupt nicht mehr zwischen Richtig und Falsch unterscheiden können.«
    »Ich verstehe leider nicht, was das mit unserem Thema zu tun haben könnte.«
    »Aha, verstehst du also nicht...« Cal hatte Reader’s Digest schon

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