Der Rausch einer Nacht
bis zu den Schultern hinauf, und sie küßte ihn zurück.
Der Druck seiner Lippen intensivierte sich, während die Hand an ihrem Rücken weiterwanderte und ihre Finger sich in seinem Haarschopf vergruben.
Der Tusch des Orchesters und lauter Applaus aus dem Ballsaal verkündeten, daß der offizielle Teil des Programms jetzt begann. Cole und Diana wurden in die Wirklichkeit zurückgerissen.
Sie löste sich mit einem verlegenen Lächeln von ihm, und er schob die Hände in die Hosentaschen und sah sie mit leisem Stirnrunzeln an. Dann drehte er sich vorsichtig um, weil er nach dem Fotografen sehen wollte, und stellte befriedigt fest, daß der Mann offensichtlich bekommen hatte, was er wollte, und sich verzogen hatte.
»Ich ... ich kann gar nicht glauben, daß wir das wirklich getan haben«, sagte Diana verlegen und strich sich auf dem Weg zur Tür glättend über das Haar.
Er sah sie von der Seite mit einem Blick an, den sie nicht deuten konnte. »Eigentlich wollte ich das schon vor vielen Jahren tun«, erklärte er, während er ihr die Tür aufhielt.
»Das glaube ich nicht.« Sie verdrehte die Augen.
»Von wegen«, grinste er.
Im Gebäude war das Mezzanin menschenleer. Als sie an den Toiletten vorbeikamen, fiel Diana ein, daß sie ihr Haar richten und den Lippenstift nachziehen mußte. »Ich muß mich noch ein bißchen feinmachen«, erklärte sie ihm. »Sie können ruhig ohne mich vorgehen.«
»Ich warte lieber«, entgegnete er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, und postierte sich an einer Säule.
Verblüfft über seine galante Art, warf sie ihm ein zögerndes Lächeln zu und verschwand dann im Toilettenraum. Als sie sich zum Schminkspiegel begab, hörte sie, wie die Insassen von zwei Kabinen sich gerade lebhaft unterhielten.
»Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum alle so überrascht tun«, teilte Joelle Murchison ihrer Freundin mit. »Anne Morgan hat gesagt, Dan habe ihr schon vor Monaten mitgeteilt, daß er die Verlobung lösen wolle. Aber Diana wollte ihn unbedingt heiraten und habe ihn angefleht, bei ihr zu bleiben. Anne meinte dann noch, dem armen Dan sei überhaupt nichts anderes übriggeblieben, als heimlich eine andere zu heiraten und Diana vor vollendete Tatsachen zu stellen, weil sie es sonst wohl nie begriffen hätte.«
Diana blieb wie erstarrt stehen, hörte entsetzt, wie aus den anderen besetzten Kabinen Zustimmung laut wurde, und spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen.
Am liebsten hätte sie ihnen zugeschrien, daß Anne Morgan bloß eifersüchtig und eine erbärmliche Lügnerin sei, die immer schon Dan für sich haben wollte, ihn dann aber an Diana verloren hatte ... Aber selbst, wenn sie den Mut aufgebracht hätte, den Frauen das entgegenzuschleudern, wären ihr wahrscheinlich mittendrin die Tränen gekommen.
Joelle schien fertig zu sein und öffnete die Tür. Diana floh in eine freie Kabine und wartete dort, bis alle anderen verschwunden waren. Sie fühlte sich zutiefst von der Boshaftigkeit der Frauen verletzt, denen sie nie irgend etwas zuleide getan hatte. Dann setzte sie sich an den Schminkspiegel und versuchte, die Tränen wegzutupfen, ohne dabei ihr Make-up zu ruinieren.
Cole, der draußen wartete, kam ebenfalls in den Genuß der Gerüchteküche. Einige der Frauen, die aus der Toilette kamen, trafen mit ein paar Freundinnen zusammen und schienen es gar nicht abwarten zu können, ihnen von den Neuigkeiten zu berichten.
»Wir haben gerade erfahren, daß Dan Penworth schon seit langem mit Diana Schluß machen wollte, sie ihn aber nicht gehen ließ.«
»Geschieht ihr recht«, meinte eine. »Die Medien haben sie ja immer wie eine Prinzessin auf Händen getragen. Wenn ihr mich fragt, mir hängt es schon lange zum Hals heraus, ständig hören zu müssen, was für ein wundervolles Magazin sie herausgibt, wie erfolgreich ihr Leben verläuft, wie weit sie es doch gebracht hat und all der andere Mist.«
»Mir tut sie leid«, erklärte eine andere. »Da kannst du sagen, was du willst.«
Cole stand so hinter der Säule, daß die Frauen ihn nicht sehen konnten. Er hingegen verstand jedes Wort und konnte einfach nicht fassen, wie gehässig Frauen untereinander waren. Harrison fragte sich, was Diana wohl mehr weh tun würde: von diesen Weibern verspottet oder von ihnen bedauert zu werden. Er kam zu dem Schluß, daß die Bosheiten ihr nicht so nahe gingen.
Kapitel 21
Als Cole sie herauskommen sah, erkannte er an ihrem bleichen Gesicht, daß sie einiges von dem
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