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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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grauhaariger Mann.
    Der tiefe Sturz von neu entfachter Hoffnung in die trübe Realität schleuderte Diana in das schwärzeste Selbstmitleid. Durch einen Tränenschleier beobachtete sie, wie die Beifahrertür aufging und eine atemberaubende Blondine Mitte Zwanzig die sehr langen Beine hinausschob. Sie trug ein engsitzendes, extrem kurzes Kleid.
    Diana bemerkte, daß die Schöne sich ihrer erotischen Ausstrahlung sehr bewußt war, und fragte sich, wann Dan dazu übergegangen war, junge, sexy Blondinen konservativen einunddreißigjährigen Rothaarigen vorzuziehen, die nie Zeit für ihn hatten. Sie hatte Bilder von seiner neuen Frau gesehen. Auch wenn ihr davon schlecht wurde, sagte sie sich wieder und wieder, daß Dans Frau zehnmal schöner war als sie und auch mehr Sex zu bieten hatte. Und entschieden weiblicher war, außerdem bedeutend unternehmenslustiger und nicht so langweilig. Dessen war Diana sich jetzt sehr bewußt, aber sie wollte unbedingt erfahren, wann Dan aufgegangen war, daß sie ihm nicht genügte.
    Daß sie ihm nicht reichte...
    Denn nur so konnte es sich verhalten. Sonst hätte er sie ja nicht wie ein Paar alter Schuhe weggeworfen. Ja, ohne Zweifel genügte sie seinen Ansprüchen nicht, und bei dieser schrecklichen Selbsterkenntnis drehte sich ihr von neuem der Magen um.
    Bevor Dan Diana kennengelemt hatte, war er immer nur mit glamourösen Frauen aus der vornehmen Gesellschaft ausgegangen. Gepflegte Schönheiten, die sich zu bewegen und interessant zu plaudern verstanden - und die mit geradezu religiöser Inbrunst an ihrem Aussehen arbeiteten. Diana hingegen hatte hauptsächlich ihre Arbeit und das Wachsen und Gedeihen ihrer Firma im Sinn.
    Wenn sie es recht bedachte, hatte sie nur eines mit diesen Frauen gemeinsam - nämlich, daß sie ebenfalls der Oberschicht entstammte. Auf allen anderen Gebieten konnte sie nicht mit diesen Schönheiten mithalten, und ihre Minuspunkte wurden ihr nun besonders schmerzlich bewußt. Diana war nur ein Meter sechzig groß, ihr Haar war nicht blond, und beim besten Willen konnte sie sich nicht als kurvenreich bezeichnen. Als die Presse einen großen Wirbel um die schädlichen Folgen von Brustimplantaten veranstaltet hatte, hatte Diana Dan scherzhaft erklärt, jetzt könne sie aber wirklich froh sein, daß sie einen solchen Eingriff nie an sich hatte vornehmen lassen. Doch er hatte nicht gelacht und ganz ernsthaft entgegnet, daß eine Reihe von Implantaten sehr sicher seien und sie diese Operation immer noch durchführen lassen könne.
    In der Stimmung, in der sie sich jetzt befand und in der sie kein gutes Haar an sich lassen wollte, bereute sie zutiefst, nie den Mut zu einem solchen Eingriff aufgebracht zu haben. Wenn sie eine richtige Frau wäre, hätte sie sich mehr Mühe mit ihrem äußeren Erscheinungsbild gegeben und sich nicht mit dem >natürlichen< Look zufriedengegeben. Und dann hätte sie sich auch nicht darauf verlassen, daß man einen Mann eher mit Intellekt als mit Schönheit halten könne.
    Diana hätte sich das Haar färben, stylen oder ganz kurz schneiden lassen können. Vielleicht sogar Strähnen hineinmachen. Und statt dieses langweiligen, knöchellangen Abendgewandes hätte sie es lieber mit den hautengen, superkurzen Minikleidern versuchen sollen, die zur Zeit so sehr in Mode waren.
    Die Metalltür fiel knallend ins Schloß, und Diana fuhr erschrocken herum. Ein Mann in einem Frack war gerade auf den Balkon getreten. Ihre erste Erleichterung darüber, daß es sich bei ihm um einen der Gäste und nicht um einen Reporter oder einen Bekannten handeln mußte, wich bald wachsender Irritation, weil der Fremde direkt auf sie zu kam.
    Eingehüllt in Schweigen und Halbdunkel, näherte er sich ihr langsam, aber bestimmt. Er trug die Arme angewinkelt, so als hielte er etwas in den Händen. Für einen Moment gaukelte ihr ihre erhitzte Fantasie vor, er richte Pistolen auf sie. Doch dann trat er durch einen der Lichtkreise, und Diana erkannte, was der Fremde mitbrachte -zwei Gläser Champagner.
    Sie starrte auf die Getränke und dann auf ihn, während er die letzten Meter zu ihr zurücklegte. Aus der Nähe sah sie, daß der Mann über einen Meter achtzig groß war, breite Schultern, ein hartes, kantiges Gesicht mit einem viereckigen Kinn, eiserne Unterkiefer, gerade, dichte Brauen und leuchtende Augen besaß, die sie leicht amüsiert anschauten.
    »Hallo, Diana«, begrüßte er sie mit einer tiefen, resonanten Stimme.
    Sie versuchte sich zu fassen und eine Miene der

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