Der Rausch einer Nacht
mitbekommen haben mußte, wie ihre Freundinnen über ihr >Mißgeschick< dachten. Da er ihr keinen echten Trost geben konnte, bot er ihr seinen Arm an. Sie hakte sich bei ihm ein, und als sie den Ballsaal erreichten, hatte man die Türen bereits geschlossen, weil gerade die Eröffnungsansprache abgehalten wurde.
Mit nervöser Miene entzog sie ihm hier ihren Arm, weil sie beim Eintreten nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Wenn man sie zusammen mit Cole sah, würden sich bestimmt alle Köpfe zu ihr umdrehen. »Ich nehme an, Ihr Tisch ist ganz vorne.«
Als Spender der wertvollsten Gabe stand ihm natürlich ein Platz am Ehrentisch zu, direkt vor dem Podium des Auktionators. »Ja, Tisch eins. Erste Reihe, in der Mitte.«
»Unserer ist in der dritten Reihe«, seufzte Diana. »Warum kann nicht wenigstens einer von uns in der letzten Reihe sitzen? Wie sollen wir jetzt unbemerkt unsere Plätze einnehmen?«
Unglücklich drückte sie die Klinke nach unten, aber er legte seine Rechte auf ihre Hand und hielt sie zurück.
»Warum denn so tun, als wären wir unsichtbar? Warum ihnen nicht jetzt schon vorführen, was sie ohnehin morgen im Enquirer lesen können? Nämlich, daß Penworth Ihnen von Herzen egal ist und Sie längst Ihr Herz an mich verloren haben?«
»Niemand, der mich kennt, wird mir auch nur ein Wort davon glauben!« rief sie und rang verzweifelt die Hände.
Coles Miene versteinerte sich. »Natürlich, wie dumm von mir. Ich hatte ganz vergessen, daß wir uns hier auf einer Veranstaltung der Reichen und Müßiggänger aufhalten. Von denen glaubt natürlich keiner, daß Sie einen der Ihren verschmähen und sich statt dessen mit einem gewöhnlichen, einfachen Mann einlassen würden.«
Diana starrte ihn wie vom Donner gerührt und wütend an. »Was reden Sie denn da für ein dummes Zeug! Sie sind doch kein gewöhnlicher, einfacher Mann!«
Er erkannte, daß sie das ernst meinte, und schämte sich für seinen Ausbruch. »Danke«, erklärte er mit einem zuversichtlichen Lächeln, während er ihr gerötetes Gesicht betrachtete. »Zumindest hat der Zorn das Funkeln in Ihre Augen zurückgebracht. Wie schade, daß mein Kuß das nicht bewirken konnte.«
Unwillkürlich starrte sie auf seinen Mund, und als sie ihren Fehler bemerkte, drehte sie gleich den Kopf zur Seite. »Ich bin es eben nicht gewöhnt, mich von Männern küssen zu lassen, die ich kaum kenne - erst recht nicht, wenn auch noch jemand zusieht.«
»Sie sind aber recht pingelig geworden, was?« scherzte er. »Früher haben Sie unentwegt entlaufene Kätzchen und herrenlose Hündchen geküßt.«
Dieser Vergleich kam ihr so absurd vor, daß sie lachen mußte. »Ja, aber nur, wenn ich mir sicher war, daß Sie nicht gerade zugesehen haben.«
Aus dem Saal ertönte höflicher Applaus. Deutliches Zeichen dafür, daß die Eröffnungsansprache vorüber war.
Cole zog die Doppeltür auf, legte eine Hand auf Dianas Ellenbogen und führte sie hinein. An den Tischen setzte sofort Getuschel ein, und tausend Köpfe drehten sich zu dem Ehrengast um, dem legendären Multimillionär, der gerade von Cosmopolitan in die Liste der fünfzig begehrtesten Junggesellen auf genommen worden war. Und dieser Mann spazierte auch noch nonchalant mit Diana Foster in ihre Mitte, der Frau, die gerade von ihrem Verlobten sitzengelassen worden war.
Cole brachte sie zu ihrem Tisch in der dritten Reihe und zog ihr den freien Stuhl zwischen Spencer und Dianas Großvater zurück. Er grüßte mit einem Kopfnicken in die Runde, zwinkerte Corey zu, legte Diana kurz eine Hand auf die Schulter und verabschiedete sich mit einem warmen Lächeln von ihr, um sich an seinen Platz in der ersten Reihe zu begeben.
Diana sah ihm hinterher und fühlte sich von seiner Unbekümmertheit angesichts all der neugierigen Blicke beeindruckt und amüsiert. Sie ließ sich davon aber nichts anmerken und nickte freundlich und als sei überhaupt nichts gewesen ihren Freunden und Verwandten am Tisch zu. Doug saß neben seiner Freundin Amy Leeland zu ihrer Linken, rechts von ihr hatten ihre Mutter und die Großeltern Platz genommen. Corey befand sich zwischen Spence und Doug. Tausend Fragen standen in ihrem Blick, aber sie hielt den Mund.
Natürlich platzten alle am Tisch vor Neugier, aber jeder von ihnen kannte die erste Grundregel des gesellschaftlichen Überlebens: Nach außen hin immer gelassen wirken und Privates nicht nach draußen tragen. So nickten und lächelten sie alle zurück und taten auch
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