Der Rausch einer Nacht
kollidierte mit einem Paar eisiger grauer Augen, die zurückstarrten und sie nicht loslassen wollten. Cole interessierte sich offensichtlich weder für das Menü noch für die Tischkonversation. Er lehnte sich jetzt zurück, um Diana besser sehen zu können, und in seinem Blick stand etwas eigenartig Erwartungsvolles.
Die junge Frau konnte sich nicht erklären, warum er sie so anstarrte. Sie glaubte, mit einem höflichen Lächeln am wenigsten falsch machen zu können, und bedachte ihn damit.
Er antwortete mit einem leichten Nicken und einem ebenso frechen wie warmen Lächeln. Diana beunruhigte jedoch viel mehr der berechnende Ausdruck seiner Miene.
Rasch schaute sie in eine andere Richtung und nahm sich vor, sofort an den hiesigen Tischgesprächen teilzunehmen. Doch ihre Gedanken beschäftigten sich nur mit Haley Mitchell und vor allem mit dem, was sie wohl zu Cole gesagt haben mochte, nachdem sie gesehen hatte, wie er mit Diana Foster den Saal betreten hatte.
Haleys Lieblingsbeschäftigung war bösartiger Klatsch. Wenn ihr gerade keine negativen Neuigkeiten zur Verfügung standen, erfand sie eben etwas und setzte das erbarmungslos gegen denjenigen ein, den sie gerade am wenigsten ausstehen konnte. Und von denen hielten sich heute abend viele hier auf; kurz gesagt, nahezu die gesamte weibliche Hälfte der Gästeschar.
Ganz besonders konnte sie aber Diana nicht leiden, und das wegen eines Vorfalls, der sich vor ein paar Jahren ereignet hatte. Damals waren Peter und Haley noch nicht verheiratet gewesen, und an jenem Abend, einer Hochzeitsfeier, hatte er etwas zu tief ins Glas geschaut. Irgendwann erhob er sich, um einen Trinkspruch auf das frischgebackene Paar auszusprechen, was von ihm als Trauzeugen auch erwartet wurde. Doch statt dessen hatte er Diana, der Trauzeugin, einen Heiratsantrag gemacht. Sie hatte das, so wie alle anderen in der Runde, als Scherz aufgefaßt, aber ihm war das durchaus ernst gewesen, und darüber war Haley erst recht verdrossen, weil sie schon seit Jahren in Peter verliebt war.
Einige Zeit später waren Peter und Haley vor den Traualtar getreten. Aber Haley hatte nie vergessen, daß sie für ihn nur die zweite Wahl war, und er trug Diana immer noch nach, daß sie seinen Antrag abgewiesen hatte. Haley verfolgte Diana seitdem mit Abscheu und Eifersucht, und im Lauf der Jahre wurde es damit immer schlimmer. Hinzu kam, daß es mit der Ehe der beiden schon seit längerem nicht zum besten stehen sollte. Wenn Haley also den Eindruck gewann, daß zwischen Diana und Cole etwas sei, würde sie ohne Zweifel den Abend dazu nutzen, ihre Intimfeindin bei dem Ehrengast so schlecht wie möglich zu machen.
Diese Aussicht erhöhte den Streß nur noch, der vor Diana lag, und sie hatte das Gefühl, versagen zu müssen. Um sich abzulenken, wandte sie sich an Doug und seine Freundin und fragte die beiden, was sie alles während Amys Besuch in Houston unternehmen wollten. Sie nahm sich ein neues Glas Wein und zwang sich zur Konzentration.
Die junge Frau war so fest entschlossen, sich durch nichts aus der erzwungenen Ruhe bringen zu lassen, daß ihr Spencers grimmige Miene entging. Ihr Schwager, der von seinem Platz aus einen direkten Blick auf Cole hatte, verfiel immer mehr in Schweigen. Corey bemerkte bald, daß mit ihrem Mann etwas nicht stimmte, und als das Geschirr des Hauptgangs abgeräumt wurde, lehnte sie sich zu ihm und fragte ihn leise, was denn los sei.
Er wartete, bis ein Kellner ihre Kaffeetassen gefüllt hatte und sich den nächsten am Tisch zuwandte, ehe er in Richtung Ehrentisch nickte und antwortete: »Harrison hat im Lauf des Abends schon mehrere Male nach Diana geschaut, und das gefällt mir nicht.«
Corey überraschte das, freute sie aber auch insgeheim. In der Verfassung, in der sich ihre Schwester zur Zeit befand, mußte ein wenig Bewunderung und Aufmerksamkeit von einem so attraktiven Mann wie Cole ihr guttun und ihren Stolz etwas aufrichten. Nur die Reaktion ihres Mannes war ihr völlig unverständlich. »Was hast du denn dagegen?«
»Ich mag Harrison einfach nicht.«
»Warum das denn?« wollte sie verwirrt wissen.
Er zögerte sehr lange, ehe er das Ganze mit einem Achselzucken abtun wollte. »Neben einigem anderen läuft ihm der Ruf voraus, nur an sich zu denken und Menschen nach seinem Gutdünken auszunutzen. Diana ist sehr verletzt, und ich würde es nicht gern sehen, wenn ihr noch mehr weh getan wird.«
»Spence, Cole ist ein alter Freund von uns, und du machst dir etwas
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