Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
Vom Netzwerk:
kämpfen?
    Wenn er Daniels unermüdlichem Drang, ihn zu animieren, nachgab, was würde dann passieren? Weckte er damit nicht falsche Hoffnungen?
    Während er sich das Shampoo aus den Haaren spülte, kniff er nachdenklich die Augen zusammen. Daniel hatte gesagt, er solle nicht aufgeben, nicht verzweifeln. Das klang so leicht dahergesagt . Was für eine bizarre Situation.
    Seine Freunde bemühten sich ständig, zu helfen. Freunde? Ja, Matthias und Daniel waren Freunde, nicht nur Menschen, die zufällig sein Leben streiften.
    Sie gaben ihn nicht auf, er ließ sich gehen. Nein – so konnte das nicht laufen. Oliver schlug mit der Faust gegen die Kacheln. Der Schmerz schoss bis in sein Handgelenk. Seine Nerven funktionierten doch noch verdammt gut. Zugleich platzten die Knöchel erneut auf.
    »Mist – verdammter!«
    Er drehte das Wasser kühler und ließ es sich eine Weile über die Hand laufen. Das Blut zerfaserte zu durchsichtigen Schlieren, die von dem Strudel des Abflusses aufgesogen wurden. Nach einer Weile konnte er seine Finger wieder bewegen. Besser.
    Der Gedankengang schob sich wieder in seinen Fokus. Die Hilfe seiner Freunde war unersetzlich. So etwas konnte er nicht mit Verzweiflung und Lethargie beantworten. Schließlich hasste er dieses Emo -Verhalten selbst zutiefst. Das passte nicht dazu, wie er sich kleidete und gab …
    Ein kühler Lufthauch strich über seine Haut. Er fuhr herum. Durch die beschlagenen Glaswände der Duschkabine sah er nicht viel. Noch immer wehte kühle Luft heran. Wie konnte das sein? Im Bad gab es keine Fenster, nur eine Abluftanlage, die schlecht funktionierte. Obwohl – die Tür zu seinem Zimmer stand noch immer offen. Hatte er das Fenster gekippt? Eigentlich nicht. Die Tür war ebenfalls verschlossen. Er spülte mit dem Duschkopf über das beschlagene Glas. Dampfwolken wogten in dem dunkel gekachelten Raum. Winzige Wassertröpfchen schwebten in der Luft, direkt vor der Lampe über dem Spiegel. Etwas bewegte sich in den Nebeln.
    Oliver drehte das Wasser ab und schob die Tür zurück. Kälte schlug ihm entgegen. Rasch angelte er nach dem Badetuch und schlang es sich um die Hüften. Aus seinem Haar rann ein stetiger Bach, der das Frottee durchweichte. Er ignorierte es. Langsam durchschritt er das Bad und blieb unter dem Sturz stehen. Auch in seinem Zimmer wogten Nebelschwaden. Unwirkliches Licht schien durch die Bäume in das Zimmer, beleuchtete den grauen Boden und ließ den Dunst im Raum glühen.
    Er strich sich das Wasser aus den Augen.
    Eiskalt berührte ihn etwas am Arm. Er fuhr herum.
    Ein alter, gebeugter Mann schob sich an ihm vorüber, ganz so, als käme er gerade aus dem Bad. Ihm folgte der Geruch nach Erde und feuchtem Laub.
    Aber er hatte doch abgeschlossen …
    Ein ungutes Gefühl kroch durch seine Adern. Er fror. Von seiner erhitzten Haut stieg Dampf auf. Nur dort, wo ihn der Alte berührt hatte, reichte die Kälte bis in den Knochen. Die Nackenhaare stellten sich ihm auf.
    Den Mann hatte er in den letzten Wochen immer wieder gesehen. Oft stand der Alte vor seiner Tür, kam ungebeten herein, setzte sich auf sein Bett oder machte es sich auf dem Stuhl am Fenster bequem. Jedes Mal hatte Oliver ihn nach draußen bringen können, ohne dass er sich wehrte. Aber dieses Mal? Wo kam er her? In diesem winzigen Windfang stand er bereits direkt zwischen Bad und Eingang. Vorsichtshalber drückte er die Klinke hinab. Verschlossen. Wie und wann war der Alte in sein Zimmer gekommen? Er schüttelte verwirrt den Kopf. Wahrscheinlich hatte sich der Mann in sein Zimmer geschlichen, als er Matthias und Daniel nach unten begleitete.
    Er verzog die Lippen. Eher unwahrscheinlich. Schließlich konnte sich dieser Mann nicht unsichtbar machen. Aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Danach hatte er abgeschlossen.
    Der Mann hockte sich auf Bettkante und wandte sich der Sonne zu. Still legte er die dürren, faltigen Hände ineinander, schloss die Lider und sank in sich zusammen.
    Wahrscheinlich war der alte Mann schlicht verwirrt.
    Oliver holte sich ein weiteres Handtuch aus dem Bad und schlang es sich um den Nacken, bevor er wieder nach draußen ging.
    Neben dem Mann blieb er stehen, eine Hand auf dem Stahlrahmen des Bettes. Die Wärme der Sonne streichelte ihn. Es fühlte sich wunderbar an.
    Er konnte den Alten verstehen. Jetzt, am Abend, war einfach die schönste Zeit. Die Sonne fiel durch die Bäume, tauchte den Raum in rotgoldenes Licht, Wärme und einer unwirklichen Schönheit. Es

Weitere Kostenlose Bücher