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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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den anderen »Insassen« nicht anders erging. Zwangsgemeinschaft schützte vor Einsamkeit.
    Waren wirklich erst elf Wochen vergangen, seit er sich hier aufhielt? Es fühlte sich an, als sei er seit Jahren in Bad Schwalbach.
    Der Krankenhausaufenthalt und die Ergotherapien, all die ganzen Dinge, die er binnen der ersten Woche erfahren hatte und die ihm nicht im Ansatz die vergangenen sechs Monate erklärten, in denen er nicht bei sich gewesen war, erschienen ihm jetzt bizarr und fern.
    Die letzte Zeit – hier, an diesem Ort – glich einem einsamen Menschenleben.
    Er wusste, dass er bald entlassen werden sollte.
    Was erwartete ihn? Nahtlos an sein altes Leben anschließen konnte er nicht. In einer Nacht hatte sich alles verändert.
    Verlust und Schuldgefühle wogen viel.
    Christian und Michael verurteilten ihn nicht. Aber er hatte das Gefühl, dass sein Großvater ihm die Schuld an dem Tod seiner Tochter gab. Sicher lag darin der Grund, weshalb Walter nie zu Besuch kam. Der alte Mann wich ihm aus. Ob bewusst oder unbewusst, konnte er nicht sagen. Der Gedanke mit den Zwillingen bei Walter zu leben, behagte ihm gar nicht.
    Die Nachricht von seiner baldigen Entlassung hatte bei Chris und Micha sicher Erleichterung ausgelöst.
    Für Oliver war es der Zwang, sich zu besinnen. Er grübelte oft und intensiv. Nach einer Weile erschien es ihm, als tauche er aus einem schützenden Kokon in die wirkliche Welt ein. Es war wie das Gefühl, zu erwachen.
    Erwachen?
    Diese Nacht und all ihre grausamen Details gehörten in die Welt der Albträume. Wenn er in diese Momente eintauchte, waren sie irreal und fremd.
    So etwas passierte nur anderen Menschen … oder?
    Ein unbescholtener Familienvater metzelt ohne ersichtlichen Grund seine Frau und zwei seiner Kinder nieder.
    Stoff für die Bild . Ihm war klar, dass es solche Fälle durchaus gab. Die Medien berichteten oft davon. Das passierte überall, aber nicht hier, in seiner Realität.
    Schließlich hatte er doch alles getan, um die schlimmsten Probleme von seinen Geschwistern fernzuhalten.
    War das nicht genauso zwiespältig, auf einer Seite folgsam, um Katastrophen zu verhindern, auf der anderen widerspenstig, zornig, wütend – bereit, zu verletzen?
    Er hatte alles getan, um eine klare Trennlinie zwischen sich und Tom zu ziehen. Wo sein Vater gewütet hatte, hatte er geliebt, wo Tom kein Verständnis aufgebracht hatte, hatte er zugehört.
    War das kindisches Rebellieren? Nein. Schließlich hatten Chris, Micha, Elli und Marc auch einen Fürsprecher gebraucht. Schließlich hatte er die vier Kleinen erzogen, nicht Tom oder Silke. Nachgeben? Niemals, um ihm keinen Triumph zu gönnen. Anpassen? Nein. Nicht für ihn. Nur um des Friedens willen einlenken.
    Anders zu sein, als verlangt, brachte oft Probleme mit sich.
    Solange er hinter allem stand, was er sagte und tat, akzeptierte und respektierte sein Vater ihn. Oliver hatte in manchen Fällen Narrenfreiheit und das Privileg der Offenheit auf seiner Seite gehabt. Lag darin die Erkenntnis über den Zwiespalt?
    »Heute kann ich nicht mit dir arbeiten, Oliver. Meine Zeit ist gleich um.«
    »Wirklich?« Er presste die Lippen aufeinander. Es tat ihm leid. »Sorry, Frau Richter.«
    Sie verdrehte die Augen hinter ihren Brillengläsern. »Du bist in Gedanken in der Vergangenheit.«
    »Ja.«
    Sie verschränkte ihre Hände auf der Tischplatte. »Ich will aber mit dir über deine Zukunft reden.«
    »Darüber denke ich ebenfalls nach.«
    »Lass mich daran teilhaben«, forderte sie brüsk.
    »Wollen Sie das wirklich?«
    »Ja.« Sie lehnte sich zurück und lächelte humorlos. »Ich habe aber auch kein Problem, mich eine Stunde zu dir zu setzen und nebenbei zu lesen.« Sie straffte sich. »Wäre nett, aber dafür hat mein Arbeitgeber wenig Humor. Dafür werde ich nicht bezahlt. Ich bin Kinder- und Jugendpsychologin aus Leidenschaft.« Sie schob sich ihre Brille zurecht. »Deswegen gebe ich bis zu deiner Abreise nicht auf, dir zu helfen.«
    Das klang nach hilflosem Helfer. Sie konnte ziemlich pathetisch sein.
    »Stichpunkt Zukunft, Oliver. Was fällt dir dazu ein?«
    Er stöhnte auf. »Das war plump.«
    »Und du blockst.«
    »Gute Diagnose«, erwiderte er spöttisch.
    Sie setzte sich auf.
    »Klare Ansage, Oliver, dein Großvater wird dich nicht aufnehmen.«
    Er zuckte elektrisiert zusammen. »Bitte?«
    Das konnte der Alte nicht ernst meinen.
    Sie versteifte sich auf ihrem Stuhl. Ihre Hände verkrampften sich kurz. War das eine neue Methode, ihn zum

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