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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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fühlte sich an wie ein Übergang in eine andere Welt – ein Feenweg , besonders weil Sanatorium und Park in einer Senke lagen und die Bäume der Auffahrt, die sich über den Hügel direkt zu dem roten Sonnenball schlängelte, wichen. Ja, so etwas war wie ein Übergang.
    Er riss sich von dem Anblick los, um den Mann zu beobachten.
    So friedlich, wie er aussah, wollte Oliver ihn nicht verscheuchen.
    »Ist das nicht schön?« Die Stimme des Alten kam von weit her.
    Oliver war sich sicher, dass der Mann seine Anwesenheit gar nicht realisierte.
    Trotzdem nickte er. »Das ist wahr.«
    »Die einzig tröstliche Zeit, der einzige Zufluchtsort, der einzige Weg.«
    Mit einer Hand griff der Alte in einen Sonnenstrahl, der ihn direkt anleuchtete. Das Licht umspielte seine Finger und hinterließ eine rote Korona. Die Sonne sank langsam hinter die bewaldeten Hügel. Die Strahlen verloren sich. Der Alte regte sich nicht. Wind bewegte sacht die Äste. Einen Moment lang traf Oliver die Helligkeit mit ungeminderter Wucht. Seine Augen brannten und tränten. Instinktiv wandte er den Kopf ab. Das Licht brannte ein Bild auf seiner Netzhaut ein. Er sah den Alten, dessen Leib von der Sonne verzehrt wurde.
    Erschrocken blinzelte er.
    Der Mann war noch da. Er stand gebeugt am Fenster. Seine Hände lagen auf dem Glas. Das Licht durchdrang ihn. Zugleich wurden die Schatten länger. Teile des Zimmers lagen bereits in Dunkelheit. Kälte wogte mit dem Dämmerlicht auf. Langsam schob der Alte den Fensterriegel zurück.
    Was hatte er vor? Oliver spannte sich. Der Bann, der Zauber des Spätsommerabends versank in einem erstickenden Gefühl böser Vorahnung.
    »Nicht!«
    Eine Reaktion blieb aus.
    Sein Herzschlag beschleunigte sich. Mit zwei langen Schritten erreichte er den Alten und packte ihn am Arm. Der Stoff seiner beigefarbenen Jacke fühlte sich kalt an, klamm, als habe er im Regen gestanden. Sand und Erdbröckchen rieselten herab. Der Geruch nach feuchtem Laub stieg von ihm auf.
    In der ganzen letzten Woche hatte es nicht geregnet. Die Tage waren sonnig und warm, nur der Wind bekam langsam Biss.
    Bedächtig hob der Mann den Kopf. Aus schwarzen, leeren Augenhöhlen sah er auf. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Das Gebiss lag in Bruchstücken in seiner Mundhöhle. Blut rann aus seiner Nase. Kopf und Glieder schienen verdreht zu sein. Trotz allem stand er.
    Das war kein lebender Mensch …
    Obwohl alles in ihm danach schrie, loszulassen, hielt er den alten Mann fest.
    »Nicht.« Seine Stimme versagte. Der Geruch von Erde nahm zu. Seine Knie bebten. Trotz allem konnte er den Blick nicht abwenden oder zulassen, dass sich der Alte befreite.
    Für einen Moment schloss er die Augen.
    Das war ein Traum, alles nur ein Albtraum, nichts Reales nichts Erklärbares – und doch nahm der Geruch nicht ab. Noch bevor er die Lider hob, wusste er, dass die Spukgestalt neben ihm stand und zu ihm aufsah.
    Was tun? Warum verhinderte er es überhaupt?
    Tief in sich hallte ein Hauch Mitleid unter all der Verwirrung, der Angst, die gar nicht bis in seinen Kopf vordrang. Bis auf die Schauder, die Kälte, eine schwache Beklemmung, spürte er nichts. Ungläubig sah er den Alten an, der noch immer eigenartig lächelte.
    Was tun? Er sah zum Bett. Das war es. So konnte er Zeit gewinnen. »Setzen Sie sich doch wieder hin, lassen Sie uns gemeinsam den Sonnenuntergang betrachten, bis es dunkel wird.« Sein Herz krampfte sich zusammen, als sich die Züge des Alten glätteten und wache, braune Augen sich mit Tränen füllten. Er nickte.
    »Hilf mir, Junge.«
    Die Nässe auf seiner Haut war längst verdunstet, als sich die Hand des Alten in seiner auflöste.
    In all der Zeit sprachen sie nicht. Trotzdem war etwas von dem, was den Alten erfüllte, in ihn geflossen. Bilder, Gedanken, eine eigene kleine Welt von Informationen. Obwohl er sie nicht zuordnen konnte, waren sie da, greifbar und präsent. In den Minuten hatte er Einblick in etwas sehr Privates erhalten, in die Gedanken eines Menschen.
    Als sich die Erscheinung neben ihm auflöste, blieb nichts zurück, als der Geruch nach feuchtem Laub. Er würde sicher nie mehr wieder zurückkehren.
    Oliver stand auf und schloss das Fenster.
    Alle Gedanken und Eindrücke wirbelten durcheinander.
    Was war das? Gab es Geister?
    Warum passierte ihm das?
    Einbildung? Traum? Wirklichkeit?
    Er ließ sich auf das Bett sinken. Nie zuvor hatte er etwas mit Geistern zu tun gehabt, lediglich im Rollenspiel – und in seinen Träumen

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