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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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dessen wach, von dem Camilla erzählt hatte. Nathanael, der Sandmann.
    Wenn es hier so stank wie in seinem Labor, wollte er nicht weitergehen. Sein Nackenhaar richtete sich auf. Das würde bedeuten, dass hier jemand mit Leichenteilen herumspielte.
    Unmöglich. Das Archiv war nur ein Buchlager, nichts sonst. Andererseits hielt Walter diesen Raum immer und bei jedem Besuch verschlossen. Warum wohl? Noch mehr Tote?
    Weißhaupt deutete die Stufen hinab, wobei seine Rechte über dem Holster lag.
    Eine dünne Goldkette rann zwischen Zeige- und Mittelfinger des Kommissars hindurch, zart, wie für ein Kind gemacht. An einem zierlichen Anhänger baumelte ein kleines, fast unbedeutendes Goldkreuz.
    Wenn nicht schon so viel passiert wäre, würde es lustig aussehen, doch durch Weißhaupts Augen betrachtet lag darin beinahe die gleiche Sicherheit wie in seiner Waffe.
    Beides beruhigte und konnte doch nicht wirklich Schutz bieten.
    »Gehen wir, Oliver.«
    Wie alles andere waren auch Treppe und Handlauf relativ neu, höchstens zwanzig Jahre alt. Der Oszillograf und das digitale Barometer stammten aus der jüngeren Vergangenheit.
    Beides war auf dem Stand der Technik moderner Museen.
    Mit einem eigenartigen Gefühl im Bauch, das zwischen kribbelnder Neugier und massiver Beklemmung lag, stieg er hinab.
    Am Fuß der Treppe, die unter die Kellerebene führte, öffnete sich ein ausgedehntes, stark ausgeleuchtetes Gewölbe. Das Ticken des Oszillografen erfüllte die eisige Luft.
    Oliver keuchte überrascht. »Was zum Teufel ist das?«
    An einer der Stützen, die die Kreuzgewölbe trugen, hing ein moderner Feuerlöscher. Ein nicht weniger neues Regalsystem auf Schienen, wahrscheinlich speziell für die Gegebenheiten des Kellers gebaut, beherrschte das Allgemeinbild. Zwei zusammengeschobene Reihen von je zehn Regalen ließen einen schmalen Flur frei. An den Stützen schmiegten sich Registerschränke an. Zusätzlich reihten sich hohe offene Regale an der rückwärtigen Wand aneinander, in denen verschlossene Stahltruhen lagerten.
    Vermutlich gab es hier zwanzigmal mehr Bücher als in der Buchhandlung.
    »Das ist der helle Wahnsinn.«
    Wenn Camilla und Matthias hier wären … Oliver seufzte.
    Weißhaupt winkte nervös ab. »Ich habe schon eine weitaus größere Bibliothek gesehen. Aber da ging es auch nicht so ganz mit rechten Dingen zu.«
    Auf was spielte er an? Wenn es sich so verhielt wie bisher, betraf es Camillas Abenteuer in Berlin. Das schien ihn am meisten beeindruckt und verstört zu haben. Oliver wollte lieber nicht fragen. Langsam ging er weiter, blieb aber zwischen den Schränken stehen. Mit einer Kurbel fuhren die Regale auf den Schienen. Welche Bücher sich wohl darin befanden? Walter hatte sich zumindest nicht die Mühe gemacht, ein logisches System an die Außenseite zu kleben. Dann vielleicht auf gut Glück. Mit etwas zu viel Schwung drehte das Kurbelrad sich. Die Regale setzten sich von der Mitte ausgehend nach links in Bewegung und schoben sich unsanft zusammen.
    »Mist.« Oliver lauschte, ob etwas umfiel. Lediglich metallenes Scheppern antwortete. Leer waren die Fächer in keinem Fall, was schon das reine Gewicht bewies.
    Der Spalt, der sich geöffnet hatte, offenbarte eine Vielzahl stählerner Kassetten und einigen wenigen offen verwahrten Büchern. Auf den Kanten der Metallbretter klebten Zahlenkolonnen, das vermisste Archivsystem.
    Weißhaupt durchstöberte die Registerschränke.
    Frustriert schnaubte er. »Das sind nur Zahlen. Daraus wird doch keiner schlau.«
    Oliver sah sich die Aufkleber auf den Regalen an.
    Warum codierte Walter die Bücher?
    Reichte es nicht, nach Autor oder Titel zu sortieren?
    Bei seiner Paranoia? Wahrscheinlich nicht. Walter verschloss offenbar nahezu alles in diesen Stahlkisten. Vielleicht gab es darin noch eine weitere Unterordnung. Generell machte diese Geheimnistuerei keinen Sinn. Möglich, dass Walter einen logischen Plan verfolgte.
    Kopfschüttelnd fuhr er mit den Fingern über eines der gelben Klebeschilder. Eine Kiste nehmen und öffnen, das wäre zumindest eine Möglichkeit, herauszufinden, weshalb Walter ein solch komplexes System nutzte.
    Infrage stellen konnte er die Handlungen des alten Mannes ohnehin nicht. Er war schließlich kein Archivar.
    Wie sollte er anhand einer endlosen Kolonne von Nummern Buch und Autor identifizieren? Auswendig konnte Walter sie bestimmt nicht alle. Eine Denksportaufgabe. Gewisse Vorfreude erfüllte ihn dabei.
    »Geben Sie mir bitte mal so ein

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