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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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angeschnitten wurde.
    Als sie am Fluß Abschied nahmen, schauten sie sich wehmütig an. Seltsamerweise hatte James die blauen Augen des gemeinsamen Vaters geerbt und Jarrett die schwarzen seiner Mutter, so daß er beinahe einem Vollblutindianer glich.
    Jarrett holte tief Atem. Allmählich wurde er alt. Über fünfzig. Den Großteil seines Lebens hatte er schon hinter sich. Aber er fühlte sich nicht alt. Und er sah auch nicht alt aus, ebensowenig wie James, dessen bronzebraunes Gesicht sich im Lauf der Jahre kaum verändert hatte. Nur das Haar war an den Schläfen grau geworden, und seine Augen wirkten alt und müde. Wie meine eigenen, dachte Jarrett.
    Falls ein Krieg ausbrach, würden sie auf verschiedenen Seiten stehen. Und ich werde mich, nach der Ansicht meiner Landsleute, auf die falsche Seite schlagen, dachte
    Jarrett bedrückt. »Nehmt euch auf der Reise in acht«, bat er.
    Als James zurücktrat und einen Arm um Teelas Schultern legte, glaubte Jarrett Tränen in den schönen Smaragdaugen seiner Schwägerin zu sehen. Sie war eine starke Frau und stets bereit gewesen, alle Gefahren zusammen mit James zu bestehen. Nach schwierigen Anfangszeiten führten sie nun alle — Jarrett und Tara, James und Teela
    — seit über zwanzig Jahren ein glückliches Leben, und sie hatten gesunde, charakterfeste Kinder großgezogen.
    Aber nun warf die Zukunft dunkle Schatten auf Florida.
    »Ausnahmsweise kann ich behaupten, daß mir sicher nichts zustoßen wird«, bemerkte James leicht belustigt. »Aber du solltest aufpassen, wenn du deine Meinung äußerst.«
    Wären sie nicht von so vielen Leuten umringt worden, während sie am Kai auf das Schiff warteten, hätte Jarrett eine andere Antwort gegeben. Aber so erwiderte er nur: »Wie mein Vater sagte — ich werde mein Bestes tun und mich möglichst ehrenwert benehmen.«
    Obwohl die Familie lachte, verflogen die Schatten nicht. Noch eine letzte Umarmung — dann ging James mit seiner Frau und seinen Kindern an Bord. Die McKenzies, die zurückblieben, winkten dem Schiff nach, bis es im sonnigen Dunst verschwand.
    Nun fand Jarrett endlich eine Gelegenheit, ein langes Gespräch mit seinem älteren Sohn zu führen. Inzwischen studierten Teddy McMann und seine Tochter die Pflanzen am Flußufer. Jerome und Julian wanderten am Kai entlang und erörterten die beruflichen Aussichten Brents, der in der Nähe von Charleston als Arzt praktizieren würde. Jarrett schlug Ian einen Spaziergang zum Teich vor.
    Bis sie den umgestürzten Baumstamm erreichten, sprachen sie nur über belanglose Dinge. Sie setzten sich, und Jarrett zog eine kleine silberne Brandyflasche aus der Tasche, die er seinem Sohn reichte. »Nun wird's höchste Zeit, daß wir miteinander reden.«
    »Allerdings, Vater«, stimmte Ian zu und nahm einen Schluck.
    Jarrett war stolz auf seinen Sohn. Als junger Mann hatte er selbst beim Militär gedient. Später veranlaßte ihn Andy Jacksons Indianerpolitik, die Uniform auszuziehen. Aber er blieb stets mit der Army in Verbindung.
    Ein guter Freund, Tyler Argosy, der letztes Jahr zum Generalleutnant befördert worden war, hatte Ian einen Studienplatz an der Militärakademie West Point verschafft.
    Für Jarrett war es schwierig gewesen, die Konflikte seines Sohnes zwischen Gewissen und Pflicht zu beobachten. Ian lehnte die Behandlung ab, die das Militär den Indianern zumutete. Wäre er während der Kämpfe von 1858 nach Florida versetzt worden, hätte er sein Offizierspatent zurückgegeben. Glücklicherweise übernahm er ein anderes Kommando. Vor einigen Monaten hatte er den Rang eines Majors erhalten, und nun leitete er ein Kartographenteam im Süden des Staates.
    Dort hatte er seinen Onkel James und dessen Familie in letzter Zeit oft getroffen — aber Alaina McMann offensichtlich nicht.
    »Deine Mutter und ich verdienen es sicher, die Wahrheit zu erfahren«, begann Jarrett in entschiedenem Ton, »die ganze Wahrheit.«
    »Da gibt's nicht viel zu erzählen. Alaina und ich wurden in einer kompromittierenden Situation erwischt. Danach gingen wir zu Reverend Dowd und ließen uns trauen.«
    »In einer kompromittierenden Situation?«
    »Sie schwamm nackt in diesem Teich, und ich gesellte mich zu ihr, ebenfalls nackt, weil ich sie für jemand anderen hielt.«
    »Für Mrs. Trehorn?«
    »Ich weiß, Vater, du hast diese Liaison stets mißbilligt...«
    »In der Tat. Aber du bist alt genug, um selbst zu entscheiden, mit wem du dich amüsierst — und die Konsequenzen zu tragen. Zum Glück bist

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