Der Rebell
erzogen, daß der Reichtum eines Menschen in seinem Herzen liegt. Und da ihr beide euren Honigmond offensichtlich genießt ...«
»Verdammt, was weißt du denn schon über meine ehelichen Beziehungen?« protestierte Ian ärgerlich.
»Nun ja«, ertönte eine gedehnte Stimme, und Jerome trat hinter einer anderen Eiche hervor, nur mit Breeches bekleidet und immer noch naß von seinem Bad im Teich. »Verzeih mir, Onkel Jarrett, ich wollte nicht stören. Wie du siehst, bin ich soeben aus dem Wasser gestiegen, und ich geriet ebenso wie Julian in die peinliche Situation eines unbefugten Zuhörers. Was deine Frage betrifft, Ian — der ganze Haushalt ist über dein Eheglück informiert, nachdem ihr beiden heute morgen so spät aus eurem Zimmer aufgetaucht seid. Meine Familie hat schon befürchtet, sie müßte abreisen, ohne sich von dir und Alaina zu verabschieden.«
»So?« murmelte Ian.
Jarrett McKenzie unterdrückte ein Lächeln, während Jerome und Julian gar nicht daran dachten, den jungen Ehemann mit ihrem Spott zu verschonen.
»Also wenn das kein Beweis für eine gute Ehe ist ...«, bemerkte Julian.
Jerome nickte und setzte sich zu seinen Verwandten auf den Baumstamm. »Eine amüsante erotische Beziehung ist stets die beste Grundlage für eine gute Ehe.«
»Andererseits mußt du bedenken, daß Alaina einen Despoten geheiratet hat«, wandte Julian ein.
»Oh, sie ist stark genug, um sich gegen ihn zu behaupten. Das weiß ich, weil ich sie genauso gut kenne wie meine Schwester.«
»Seid ihr beide jetzt fertig?« mischte sich Jarrett in strengem Ton ein.
»Das wollte ich auch gerade fragen«, knurrte Ian.
»Nun, dann gibt's wohl nichts mehr zu besprechen. Nochmals alles Gute, Ian.« Mit diesen Worten stand Jarrett auf, ließ die drei jungen Männer allein und wanderte nach Cimarron zurück.
Jerome schaute seinem Onkel nach und verspürte einen seltsamen Schauer — als würde jemand über sein Grab gehen. »Auch wir wünschen dir nur das Allerbeste, Ian.«
»Das weiß ich«, erwiderte Ian grienend.
»Was hast du jetzt vor?«
»Ich muß ein paar neue Landkarten nach Washington bringen.«
»Irgendwie kann ich mir Alaina in Washington nicht vorstellen.«
»Teddy wird mit ihr auf die Insel zurückkehren.«
»Was?« rief Julian verdutzt.
»Er hat gefragt, ob ich's erlauben würde, und ich war einverstanden. Darüber habe ich noch nicht mit Alaina gesprochen ...«
»Weißt du, ob sie dazu bereit wäre?« unterbrach Jerome seinen Vetter.
»Jedenfalls ist das die vernünftigste Lösung.«
»Aber du bist nicht glücklich darüber.«
»Ich habe Angst«, gestand Ian zögernd.
»Mein Bruder? Angst?« Julian schüttelte den Kopf und stand auf. »Das glaube ich einfach nicht.«
»Ich schon.« Auch Jerome erhob sich. »Haben wir in dieser unsicheren Situation nicht alle Angst? Was deine Frau betrifft, Ian, ich werde sie im Auge behalten.«
»Danke«, erwiderte Ian, ergriff die ausgestreckte Hand seines Vetters und ließ sich auf die Beine ziehen. Während sie langsam zum Haus schlenderten, fügte er leise hinzu: »Jerome, falls sich Peter O'Neill in Alainas Nähe wagt ...«
»Soll ich ihn dann umbringen?«
»Das wäre ungesetzlich — und wenn ihn jemand töten muß, erledige ich's selber. Aber du darfst ihn in meinem Namen windelweich prügeln.«
»Natürlich, das verspreche ich dir«, entgegnete Jerome und fröstelte plötzlich.
»Stimmt was nicht?« fragte Ian.
»Mir ist nur kalt.« Aber er fror nicht. Er hatte wieder dieses seltsame Gefühl. Schritte über seinem Grab ...
10
Während der wenigen Nächte, die Ian daheim verbrachte, genoß er die erotischen Freuden seiner Ehe in vollen Zügen. Tagsüber kümmerte er sich gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder um die Verwaltung von Cimarron. Die McKenzies betrieben nicht nur die Plantage, sie züchteten auch Rinder, so wie zahlreiche Farmer in Zentral-Florida. Mit diesem Fleisch wurde die Bevölkerung im ganzen Land versorgt.
Am letzten Nachmittag seines Urlaubs sah er zusammen mit Jarrett und Julian die Bücher durch, und sie diskutierten über geschäftliche Entscheidungen. Inzwischen blieb Alaina nicht sich selbst überlassen. James' Tochter Jennifer, sechs Jahre älter als Ian, war mit ihrem Mann Lawrence und ihrem kleinen Sohn Anthony auf Cimarron geblieben. Hier hatte sie nach dem Tod ihrer Mutter bis zu James' zweiter Heirat gelebt, und sie fühlte sich immer noch heimisch. Am Wochenende würde sie mit ihrer Familie, Teddy McMann und
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