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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Kiefernholz, so daß sich das Lager kaum vom Wald am Hang des Hügels unterschied.
    »Hier wird uns niemand finden«, meinte Jake zufrieden.
    Ian pflückte einen Grashalm und kaute daran. »Nur ein einziger Mann wäre dazu fähig.«
    »Wer?«
    »Mein Vetter, Jerome McKenzie«, erwiderte Ian und lächelte wehmütig. »Zum Glück weiß er nicht, daß er nach mir suchen müßte. Und vielleicht können wir uns bis zum Kriegsende aus dem Weg gehen.«
    Im August erschien Captain Lewes immer öfter unter der Eiche, was Alaina beunruhigte. Einerseits war sie fest entschlossen, die Südstaaten zu unterstützen, andererseits wollte sie ihre Ehe nicht gefährden.
    »Mein Mann könnte zurückkommen«, erklärte sie dem Captain.
    »Gewiß, jeder Spion geht ein Risiko ein«, erwiderte er lächelnd. »Aber ich glaube, Sie haben nichts zu befürchten, Mrs. McKenzie. Mit Ihrem Charme können Sie sich aus jeder Situation herauswinden.« Alaina verkniff sich die Bemerkung, offensichtlich würde er ihren Mann nicht kennen. »Wie eine Schlange«, fügte er bewundernd hinzu.
    »Wie, bitte?« fragte sie indigniert.
    »Eine Mokassinschlange — schön und tödlich.« Mit diesen geheimnisvollen Worten verschwand er in der Dunkelheit.
    Zwei Nächte später wurde sie wieder vom Geräusch eines Kieselsteins geweckt, der gegen ihre Fensterscheibe prallte. Diesmal stand nicht der Captain unter der Eiche, sonder Risa Magee, ganz in Schwarz gekleidet. Aufgeregt winkte sie Alaina zu, die sofort aus dem Haus eilte. »Mein Gott, Risa ...«
    »Sie müssen sofort verschwinden.«
    »Aber ...«
    »Mrs. Greenhow wurde verhaftet. Jetzt durchsuchen die Ermittlungsbeamten ihr Haus und alle Papiere.«
    »Und — warum kommen Sie zu mir?« stammelte Alaina.
    »Weil ich nicht dumm bin. Ich verdächtige Sie beide schon seit langer Zeit.«
    »Haben Sie Rose angezeigt?«
    »Allan Pinkerton — der Detektiv, den Lincoln engagiert hat — war ihr von Anfang an auf der Spur. Wie albern manche Männer sind! Sogar Lincolns Kabinettmitglieder lieferten ihr interessante Informationen. Nein, Alaina, ich habe mich da niemals eingemischt. Hätte ich's getan, wären auf dem Schlachtfeld von Manassas nicht so viele Unionssoldaten gefallen.«
    »Das müssen Sie verstehen, Risa«, bat Alaina eindringlich. »Vielleicht hätten Sie den Tod vieler Unionssoldaten verhindert. Aber dann wären zahlreiche Konföderierte gestorben. Was ich bin und woran ich glaube, kann ich nicht ändern. Jedes Volk hat das Recht auf Selbstbestimmung. Ich bin eine Südstaatlerin.«
    »Wie auch immer, Sie müssen verschwinden, bevor man
    Sie mit Roses Spionagering in Verbindung bringt und festnimmt. Angeblich werden Spione gehängt. Sogar Frauen. Bitte, Alaina, hören Sie auf mich. Beeilen Sie sich. Nehmen sie Sean und Lilly mit. Mein Freund, Captain Murdock, segelt heute den Potomac hinab. Vor kurzem hat er den Dienst quittiert. Mit Hilfe eines Passes wird er alle Unionslinien überqueren. Und Sie können ihn als seine Frau begleiten.«
    »Und Ian?«
    »Falls man beschließt, Sie zu hängen, ist er machtlos«, erklärte Risa unverblümt. »Falls ich ihn treffe, bevor Sie ihn Wiedersehen, erkläre ich ihm, ich hätte Sie zur Flucht gedrängt. In dieser Situation sind alle Freunde Rose Greenhows gefährdet. Das wird er sicher verstehen.«
    Beklommen senkte Alaina den Kopf. Sie bezweifelte nicht, daß Risa sie verteidigen würde. Aber wenn Ian jemals herausfand, was sie getan hatte ... Er würde glauben, sie hätte ihn belogen und in seinen Armen gelegen, um ihm Informationen zu entlocken. Was einerseits stimmte — und andererseits nicht. Was für eine komplizierte Gratwanderung ...
    »Um Himmels willen, Alaina, beeilen Sie sich!« flehte Risa. »Eigentlich wollte ich's Ihnen verschweigen. Aber wenn es Ihnen hilft, den Ernst der Lage zu erkennen — Captain Lewes ist tot.«
    »Was?« würgte Alaina hervor.
    »Also war er tatsächlich Ihr Kontaktmann.«
    Alaina ignorierte, wie viel sie mit ihrer Reaktion verraten hatte, und fühlte sich elend. Welch ein guter, tapferer Mann war er gewesen — und das ganze Leben hatte noch vor ihm gelegen ... »Wurde er — gehängt?«
    »Nein. Er versuchte zu fliehen, als ihn ein Vorposten aufhalten wollte, und wurde erschossen.«
    »O Gott!«
    »Bitte, Alaina, verstehen Sie doch, in welcher Gefahr Sie schweben!«
    »Und warum helfen Sie mir, Risa?«
    »Das weiß ich nicht.« Risa zögerte. »Vielleicht respektiere ich Ihre Loyalität dem Süden gegenüber. Oder ich habe

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