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Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Titel: Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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über John verteilt. Er war so lange unter den Leichen gelegen, dass, als er endlich unter seinen toten Kameraden hervorkroch, Beckers Gedärme an seiner Uniformhose festgetrocknet waren. Er hatte sie mit sich hochgezogen, als er sich auf die Beine rappelte. Er hatte sie abschälen müssen.
    So viele Stunden unter diesen Leichen.
    Diesmal wird es nicht so schlimm werden, beruhigte er sich.
    Er fragte sich, wie lange Lynn und Cassy in dem Kühlraum überleben konnten.
    Bei geschlossener Tür würde sehr schnell – viel zu schnell – eine extreme Kälte herrschen. Und er war sich nicht sicher, ob die Tür von innen geöffnet werden konnte. Falls ihm etwas zustieß, saßen sie möglicherweise in einer tödlichen Falle.
    Er lauschte. Noch immer waren Schreie und Gelächter aus den anderen Räumen des Restaurants zu hören. Doch er glaubte nicht, dass irgendwer in die Küche gekommen war. Noch nicht.

    Er schob die Leiche von sich herab, stand auf, sah sich rasch um und zog die Kühlraumtür auf.
    Lynn und Cassy lagen reglos zwischen den Leichen der beiden Journalisten und der zwei Männer, die sie getötet hatten. In ihrem nassen, schwarzen Nachthemd und T-Shirt konnte man sie ohne weiteres für Wahnsinnige halten. Doch nach einem genaueren Blick war er davon überzeugt, dass kein Mensch die beiden für tot halten würde. Das Blut in ihren Haaren, auf ihren Gesichtern, Armen und Beinen ließ sie wirklich wie blutrünstige Bestien aussehen, aber es konnte nicht verbergen, dass sie am ganzen Leib wie Espenlaub zitterten.
    Er wirbelte herum, um sich zu vergewissern, dass niemand in die Küche gekommen war.
    »Kommt hier raus«, rief er. »Es funktioniert nicht. Schnell.«
    Lynn stemmte sich auf die Ellbogen hoch. »Was ist los?«
    »Frag jetzt nicht«, sagte Cassy und ersparte ihm damit, es selber sagen zu müssen.
    Die beiden Frauen rappelten sich auf die Beine. Vornübergebeugt liefen sie auf die Tür zu. Lynn presste die Zähne aufeinander und rieb sich die Arme. Cassy hatte beide Arme um die Brust geschlungen, um sich zu wärmen. Dann waren sie draußen, und John warf die Tür zu.
    »Was machen wir jetzt?«, keuchte Lynn.
    »Bleibt nah bei mir.«
    Sie folgten John, als er zu dem alten Mann lief, der den Golfschläger geschwungen hatte. Der Mann war nach wie vor mit Gürteln gefesselt und saß, mit dem Rücken gegen die Schubladen einer Anrichte gelehnt, in der Nähe der
Waschzuber. Er trug ein Sportjackett über seinem Hemd. Hier und da war noch das Karomuster zu erkennen, aber das meiste war schwarz vom Regen.
    John trat ihm gegen den Kopf. Der Mann kippte benommen, aber nicht bewusstlos, auf die Seite. John durchschnitt die Gürtel, mit denen seine Arme auf den Rücken gefesselt waren. Er zerrte ihm das Jackett vom Leib und zwängte sich hinein.
    »Holt eure Messer«, sagte er.
    Lynn und Cassy ließen ihre Blicke suchend durch die Küche schweifen und entdeckten die Messer, wo sie sie hatten fallen lassen, bevor sie in die nassen Klamotten geschlüpft waren.
    »Und was jetzt?«, fragte Lynn.
    »Wir gehen da raus. Und benehmen uns wie Irre.«
    »Du machst Witze«, ächzte Lynn.
    »Los.«
    Als er auf die Schwingtür der Küche zulief, hörte er, wie Cassy hinter ihm murmelte: »Augen zu und durch.«
    13
    Denise ließ Tom voranlaufen. Sie war direkt hinter ihm, Kara dicht neben ihr.
    Bis wir dort sind, werden sie drinnen sein, dachte sie.
    Wahrscheinlich haben sie das Fenster eingeschlagen und sind sofort zur anderen Seite des Hauses gerannt, während wir in die falsche Richtung geschlichen sind, um nachzusehen.
Wir waren in Karas Zimmer und konnten nicht einmal hören, wie sie tatsächlich einbrachen.
    Sie rannte aus dem Flur in die Diele und hatte genügend Zeit für einen schnellen Blick ins Wohnzimmer – lange genug, um zu sehen, dass dort niemand war –, und dann wurde es im ganzen Haus stockdunkel.
    »Oh«, stöhnte Kara.
    »Bleib hier«, flüsterte Denise in Toms Richtung. Sie kam nahe der Haustür schlitternd zum Stehen. Kara streifte ihren Arm.
    Tom hörte auf zu rennen. Denise sah, wie sich seine nur verschwommen auszumachende Gestalt langsam auf sie zubewegte. Sie hörte seinen keuchenden Atem.
    »Sie sind am Sicherungskasten«, flüsterte sie.
    »Ja. Oder waren dort.«
    »Vielleicht ist der Strom ausgefallen«, flüsterte Kara.
    »Wartet.« Denise machte ein paar vorsichtige Schritte auf die Haustür zu. In der einen Hand hielt sie ihren Speer mit der Spitze nach oben, mit der anderen tastete sie durch

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