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Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Titel: Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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die Dunkelheit, bis sie gegen das Holz stieß. Dann schob sie sich, mit den Fingen über die Tür, den Rahmen und die Wand tastend, seitwärts. Vorhänge streiften gegen ihre Knöchel. Sie klemmte den Schaft des Speers zwischen die Beine, befingerte die Vorhänge, fand die Kordel und zog daran.
    Die Vorhänge glitten zur Seite. Ein diesiger, grauer Lichtschimmer sickerte durch das Fenster. Sie lugte hinaus. Durch den herabströmenden Regen sah sie eine Straßenlaterne, die fahles Silber auf das Dach von Toms Wagen warf. Auf der anderen Straßenseite brannte ein Verandalicht.
    »Es ist nicht der Strom«, flüsterte sie. »Sie sind im Haus.«
    »Geh vom Fenster weg«, sagte Tom.
    Sie nahm ihren Speer in die Hand und trat zurück. Dann drehte sie sich um und spähte ins Wohnzimmer. In dem Licht, das durchs Fenster fiel, konnte sie undeutlich die Umrisse der Couch, der Lampen und des Fernsehers erkennen.
    Der Durchgang zum Esszimmer war so schwarz wie der Schlund einer Höhle.
    »Wir müssten sie kommen sehen«, flüsterte Tom.
    Sein Gesicht war ein fahler, ovaler Fleck. Sein grauer Trainingsanzug war eine Spur weniger hell als sein Gesicht. Denise konnte ihn zwar nicht deutlich ausmachen, aber er verschmolz auch nicht mit der Dunkelheit, die ihn umgab. Kara in ihrem rosafarbenen Nachthemd ebenfalls nicht. Sie sah an sich hinab. Ihr Jogginganzug war königsblau, doch er wirkte fast schwarz. Ihre Hände waren dunkelgrau. Ihre weißen Socken schienen fast zu leuchten.
    »Sie sehen uns aber auch«, sagte sie.
    Tom kauerte sich nieder. Denise und Kara taten es ihm gleich.
    »Wo zum Teufel sind sie?«, murmelte er.
    »Sie sind vorsichtig. Sie glauben, dass wir Pistolen haben. «
    »Ich wünschte, wir hätten welche«, flüsterte Kara. »Wäre es nicht toll, wenn man sich etwas wünschen könnte und es käme …«
    »Pssst«, machte Denise.
    Von irgendwo jenseits des Wohnzimmer war ein dumpfes Poltern zu hören. »Scheiße!«, ächzte jemand.
    »Bleib bei Kara«, flüsterte Denise.
    »Wo willst du …«

    »Pssst.« Sie legte den Speer auf den Boden, nahm das Messer in ihre rechte Hand und kroch in Richtung des Wohnzimmers.
    Ich bin wohl nicht ganz bei Trost, dachte sie. Sie bemühte sich, so leise wie möglich zu atmen. Ihr Herz hämmerte, als wollte es ihr die Luft aus der Lunge treiben. Sie fühlte sich, als würde sie gleich in die Hose machen. Aber sie kroch weiter.
    Weg von der Haustür. Weg von Tom und Kara. Näher zu den drei unsichtbaren Eindringlingen, die gekommen waren, um sie alle zu töten.
    Sie ließ sich flach auf den Bauch sinken und robbte vorwärts. Sie kroch an einem Beistelltisch vorbei. Schlängelte sich durch den schmalen Spalt zwischen dem Couchtisch und dem Sofa hindurch. Auf der anderen Seite wieder heraus und am zweiten Beistelltisch vorbei. Über eine offene Fläche Fußboden zu einem Lehnstuhl, der dicht an der Wand stand: der Wand zwischen ihr und dem Esszimmer.
    Sie stemmte sich auf Hände und Knie hoch. Der Lehnstuhl nahm ihr die Sicht auf den Durchgang ins Esszimmer, aber sie konnte die freie Fläche sehen, über die Buddy und die anderen kommen mussten, wenn sie Tom und Kara erreichen wollten.
    Sie wartete. Sie hielt den Atem an, bis ihre Lunge brannte und sie fürchtete, ihr würde gleich der Kopf platzen. Dann atmete sie langsam aus und wieder ein. Schweiß brannte in ihren Augen. Der Griff des Messers fühlte sich glitschig an.
    Kommt schon, dachte sie.
    Allmählich fragte sie sich, ob dies das Dümmste war, das sie je getan hatte. Wahrscheinlich.

    Sich ganz allein so auf den Präsentierteller zu begeben.
    Es ist eine gute Idee. Ich darf nicht zulassen, dass diese Mistkerle Kara in die Hände bekommen. Oder Tom.
    Auf der anderen Seite des Lehnstuhls bewegte sich etwas. Eine massige, flach auf den Boden gepresste Gestalt, die eine Spur dunkler war als die Dunkelheit. Wie ein schwarzes Tier, das vorwärtskriecht.
    Einer der Typen wollte sich an sie ranschleichen.
    Denise starrte auf seinen Kopf. Sie konnte nicht erkennen, wer es war. Wahrscheinlich Buddy. Er war der schlimmste von den dreien – falls sie es überhaupt waren –, und er würde sich als der Gangleader aufführen und vorneweg kriechen.
    Plötzlich fürchtete sie, er könnte spüren, dass ihn jemand anstarrte. Sie wollte sich zwingen wegzusehen, aber ihre Augen weigerten sich. Bis jetzt schien ihn nur zu interessieren, was unmittelbar vor ihm war.
    Schließlich verschwand sein Kopf hinter der Couch.
    Denise sah hinter ihm eine

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