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Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night

Titel: Der Regen - Laymon, R: Regen - One Rainy Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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weiter, als Frauen unter der Dusche zuzusehen.
    Doch das reichte aus, ihn davon abzuhalten, Lynn oder sonst irgendjemandem gegenüber auch nur ein Wort über seine geheimen Wünsche zu verlieren.
    Sie würde ihn für einen verhinderten Voyeur, einen verklemmten Spinner halten, weil er solche Fantasien hatte. Sie würde ihn wegen seines Wunsches, unsichtbar zu sein, um nicht die Aufmerksamkeit irgendwelcher Irrer auf sich zu lenken, als einen paranoiden Feigling bezeichnen.
    Diesen Teil seiner Persönlichkeit hat sie bereits durchschaut, dachte John, als er nach einer roten Ampel wieder anfuhr und registrierte, dass sie nur noch einen Block vom Edgewood entfernt waren.

    Er trat aufs Gas, fuhr zügig über die Kreuzung und lenkte den Wagen dann an den rechten Straßenrand, wo er eine Parklücke entdeckt hatte.
    »Ach, komm schon, John!«, sagte Lynn. »Sie haben einen Parkservice im Edgewood.«
    »Zwei Minuten zu gehen wird uns nicht umbringen.«
    »O Gott, wie ich das satthabe!«
    »Es spart uns ein paar Dollar.«
    »Darum geht es nicht, das weißt du ganz genau. Ich frag mich sowieso, wer diese Rostlaube stehlen würde.«
    »Ich möchte nur nicht, dass ein Fremder unser Auto fährt.«
    »Ja, klar.« Sie stieß die Tür auf und stieg aus.
    John ging um den Wagen herum und trat zu ihr auf den Gehsteig. Sie nahm seine Hand, sah ihn an und seufzte. »Es geht nicht darum, dass ich was dagegen hätte, ein paar Schritte zu gehen.«
    »Ich weiß.«
    »Es geht darum, wie du ständig versuchst, den Dingen aus dem Weg zu gehen.«
    Er brachte ein Grinsen zustande. »Inzwischen solltest du dich daran gewöhnt haben.«
    »Das habe ich aber nicht. Es nervt mich immer mehr.«
    »Das tut mir leid.«
    »Und wenn du einmal in all den Jahren Mut beweist und etwas Großartiges tust, willst du nicht, dass irgendjemand davon erfährt.«
    »Ich bin doch hier, oder nicht?«
    »Ja, aber nur, weil ich dich dazu gezwungen habe.«
    Vielleicht sollte ich sie den Artikel veröffentlichen lassen,
dachte er, während er mit Lynn die Straße hinabschlenderte. Der Abend war kühl. Er sah auf seine Armbanduhr. Punkt sieben, und das Restaurant war gleich dort vorn.
    Es würde in Lynns Augen vieles wiedergutmachen, wenn ich mich auf diese verdammte Geschichte einlasse. Und sie werden wahrscheinlich so oder so irgendeine Story bringen, ob ich einverstanden bin oder nicht. Eine mächtige und einflussreiche Illustrierte wie diese würde sich von der Androhung einer Klage vermutlich nicht aufhalten lassen.
    Aber die Folgen.
    Wahrscheinlich wird es keine Folgen haben.
    Unter der Markise des Restaurants stand ein rot befrackter junger Mann mit Pferdeschwanz. Er wartete auf Gäste, die ihm ihren Wagen zum Parken übergaben. Der Blick, mit dem er John bedachte, ließ keinen Zweifel daran, was er von Leuten hielt, die auf der Straße parkten.
    John wurde rot.
    Nicht mal zum Essen kann man gehen, ohne dass einem irgendjemand Stress macht, dachte er missmutig.
    Er zog einen der schweren Flügel der Doppeltür auf und hielt ihn für Lynn weit offen. Im Foyer des Edgewood war es fast genauso dunkel wie draußen.
    Lynn blieb stehen und knöpfte ihren Mantel auf. John nahm ihn ihr ab, und sie stopfte ihren Schal in einen der Ärmel.
    »Willst du den nicht anbehalten?«
    »Ich glaube nicht. Es ist schön warm hier drin.«
    Jeder im Restaurant würde sie angaffen. Männer, die davon träumten, unsichtbar zu sein, würden sich vorstellen, wie es wäre, ihr beim Duschen zuzusehen.

    »Ich finde, du solltest ihn umbehalten. Dein Kleid ist ziemlich freizügig.«
    »Ach, sei doch kein solcher Muffel und …«
    Das splitternde Krachen eines Donners löschte ihre Stimme aus.

Wolkenbruch
    Toby Barnes, der am nördlichen Torpfosten des Memorial Stadium von Streifenpolizist Bob Hanson niedergeschossen wurde, war der erste, der in der Nacht starb, in der der schwarze Regen fiel. Er war bei Weitem nicht der letzte.
     
    Der Regen erwischte auch Ethel Banks, als sie sich, zwei Tüten mit Einkäufen an ihre Brust gepresst, rückwärts von der Heckklappe ihres Kombis entfernte. Als der Donner krachte, hätte sie die Tüten vor Schreck beinahe fallen lassen. Sie ließ sie fallen, als der warme Regen auf sie niederprasselte.
    »Ach du meine Güte«, murmelte sie.
    Sie beugte sich über die aufgeplatzten Tüten, dachte daran, dass sie sie aufheben sollte, und registrierte verblüfft, wie dunkel der Abend auf einmal wirkte. Vielleicht war in der Laterne draußen vor der Einfahrt die

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