Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
Juliette.
„Ich habe Skizzen gemacht. Lydia und Polk haben die gleichen Gesichtszüge …“ Venetia stockte, als Juliettes Hand gegen ihre Wange klatschte.
„Halbgeschwister.“ Polk grinste und winkte mit der Pistole. „Deshalb dachte ich, ich hol mir ihr Buch und bekomm endlich, was mir zusteht. Ich hab Lydia nach Geld gefragt, damit ich England verlassen kann. Sie schuldete es mir, die Schlampe. Ich hab den Kopf von unsrem Pa mit einer Schaufel zerschmettert, um ihr das Leben zu retten. Hätt ihn fast umgebracht. Sie hat ihn in seine edelsten Teile gebissen, als er sie ihr in den Mund gezwängt hat. Aber nachdem ich das für sie getan hab, beschließt sie, mir das Geld nicht zu geben.“
„Tom! Was zur Hölle tust du da, du verdammter Idiot. Halt deine Klappe!“ Das Kreischen der Zofe ließ Polk verstummen. Er starrte sie finster an.
„Halt sie selber, du verschrumpelte alte Hexe“, erwiderte er dann. „Du bist die blöde Kuh, die nich mal das verdammte Buch finden konnte. Ich werd nich in Newgate am Seil baumeln, das versprech ich dir.“ Er wandte sich Marcus zu: „Das soll keine Beleidigung sein, Mylord, aber Ihre Bande von adligen Herren, die sind doch alle total bescheuert und kapieren nix.“
Marcus zuckte gespielt gleichgültig die Schultern. „Wenn du Geld willst, bist du jetzt in der perfekten Position, welches zu bekommen. Du hast mich. Lass die Frau frei, dann kannst du mir den Preis nennen.“
„Ich glaube, ich kann beides haben. Was würden Sie zahlen, um Ihre eigene verdammte Haut zu retten, Mylord?“ Polk ging auf und ab und wedelte dabei mit der Pistole in Marcus‘ Richtung, als hoffte er, ihn damit zu erschrecken. „Ihr verdammten feinen Pinkel! Ich bin beim Spiel von einem verdammten Viscount reingelegt worden, der die Karten unten aus dem Deck gezogen hat. Und der verdammte, betrügerische Pinkel bezahlte jemanden dafür, mich mit dem Messer zu bearbeiten, als ich nicht zahl’n konnte …“
„Tom, hältst du jetzt endlich deine Klappe …“
„Du hältst deine, Frau“, knurrte Polk. „Chartrand hat gequietscht wie eine abgestochene Sau, als ich ihm die Luftröhre aufgeschlitzt hab’. Er sah mein Messer und versprach mir ein Königreich, damit ich ihn laufen ließ. Wie Sie seh’n, war das nich genug.“
Marcus knirschte mit den Zähnen, als Polk lachte, doch der Laufbursche schielte in Venetias Richtung. „Was Ihr leichtes Mädchen betrifft, Mylord – ich denk, ich werd sie eine Weile bei mir behalten. Ich möcht gern ihre hübsch’n Titten durchkneten.“
„Wenn du sie anfasst, werde ich …“
„Was werden Sie tun, Trent? Ich hab die Waffe in der Hand. Ich bin froh, dass Ihr Püppchen nich von der Vase plattgedrückt worden is. Das wär Verschwendung gewesen und schade um die schöne, nasse Fotze. Ich hab ihr’n hübschen Arsch gesehen, als sie Sie ans Bett gefesselt hat. Was für ’ne leckere Puppe sie is. Ich werd sie ganz sicher ziemlich ausleiern, bevor ich ihr die Kehle aufschlitz …“
„Das reicht, Tom“, schrie Juliette. „Himmelherrgott, hör auf, mit deinem Schwanz zu denken!“
Venetia zitterte vor Entsetzen, nachdem sie Tom Polks Drohungen gehört hatte. Ihr Herz schlug bis in ihre Kehle. Hilflos sah sie Marcus an. Sie konnte erkennen, dass er angespannt und auf dem Sprung war, aber nicht wagte, sich zu rühren. Und sie fühlte seine Wut und seine Anspannung. Mondlicht fiel in seine Augen, wo sich das lebhafte Blaugrün mit dem Silber der Mondstrahlen mischte.
„Aber er hat Spaß daran, Juliette, Spaß daran, mich zu quälen.“ Marcus‘ tiefe, ruhige Stimme klang hypnotisierend durch die Dunkelheit. „Er will meine liebliche Füchsin, und wer kann ihm das verdenken?“
Venetia unterdrückte einen Aufschrei, als Juliette ihr den Pistolenlauf in die Rippen stieß.
„Diese Nutte?“, fragte Juliette verächtlich. „Man könnte ein Dutzend von ihrer Sorte für eine Guinee kaufen. Nun, Mylord, ich habe einen Vorschlag, was Mrs. Harcourts Buch wert ist. Wollen wir sagen, fünfzigtausend Pfund? Für Ihr Leben?“
Venetia betete, weder Polk noch Juliette möge bemerken, dass ihre Hand in ihrer Rocktasche steckte. Während sie im Dunkeln die Rasenfläche überquert hatten, hatte Juliette nicht auf ihre Hände geachtet. Nun betasteten Venetias Finger das Terpentinfläschchen, welches tief in ihrer Tasche lag. Mit einer Hand war es fast unmöglich, den Korken herauszuziehen.
Nein, es ist nicht unmöglich. Ich werde es schaffen!
„Für
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