Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
gespielt?
Venetia klappte das Buch zu. „Dann werde ich meinen Vater bitten, eine Entschuldigung zu schreiben und werde sie ihr bei der Orgie übergeben. Das sollte die Sache klären.“ Nun verstand sie, worum es ging – Lydia wollte, dass ihr Vater litt, sie wollte ihn quälen, indem sie ihm drohte, seine Töchter zu ruinieren.
„Sie können keine Orgie besuchen, meine Liebe.“
„Ich möchte sehen, wie es wirklich bei einer Orgie zugeht“, protestierte sie. „Es wäre … ein Abenteuer. Ich will nicht länger gut und rein und anständig sein! Ich will Abenteuer erleben. Auch wenn es nur für ein einziges Mal ist, will ich Teil der Welt sein, die ich male.“
„Dann sollten Sie eine Affäre haben, meine Süße. Reiten Sie?“
Seine Frage überraschte sie. „Nicht sehr gut“, gab sie zu.
„Würde es Ihnen gefallen, mein Pferd Zeus zu besteigen und auf ihm den Reitweg englangzugaloppieren?“
„Um Himmels willen, nein!“
„Dann sollte Ihr erstes sexuelles Abenteuer keine Veranstaltung sein, die selbst die erfahrensten und wollüstigsten Männer Londons an ihre Grenzen bringt. Bei Chartrands Orgie wären Sie ernsthaft überfordert.“
„Ich weiß, wie es bei Orgien zugeht. Ich habe welche gemalt!“, rief Venetia.
Marcus griff nach Venetias Buch Erlebnisse eines Londoner Gentlemans und ließ die Seiten durch seine Finger gleiten, bis er eine Szene fand, die eine Orgie darstellte. Rodesson hatte Dutzende solcher Szenen gezeichnet, und Trents Vater hatte darauf bestanden, dass er sich jede einzelne genau ansah. Zu seinem sechzehnten Geburtstag hatte sein Vater in einem Bordell seine Lieblingsszene nachgestellt. Er erinnerte sich, dass das eine ziemlich miese Nacht gewesen war. Sechs junge Kurtisanen hatten sich ihre Knöchel verstaucht, drei Freunde seines Vaters waren für einen Monat aus dem Verkehr gezogen worden, und er hatte während des gesamten Ereignisses, völlig verwirrt von der wilden Szene, mit fest geschlossenen Augen eine Frau gefickt …
Venetias Darstellung einer Orgie war einzigartig, fand sie doch zwischen Göttern und Göttinnen in einem Tempel in den Wolken statt. Es war ihr gelungen, ein Gewirr nackter Körper zu etwas Spielerischem und höchst Romantischem zu machen.
Er wandte seinen Blick von dem Bild ab und seufzte. „Meine Liebe, Sie haben eine höchst blauäugige Vorstellung von einer Orgie.“
Sie verschränkte die Arme unter der Brust. „Mir ist sehr bewusst, dass sich die Wirklichkeit nicht gut verkauft, Mylord. Schließlich und endlich: Wann ist der Held einer romantischen Geschichte kahlköpfig, dickbäuchig und von der Gicht geplagt?“
Er lachte. Himmel, sie war entzückend! Und störrisch wie ein Maulesel.
„Außerdem“. Sie streckte ihr Kinn vor. „Einige Rodesson-Bilder sind eher humorvoll als erotisch. Ein paar üppige Hinterbacken ragen hervor, das … Werkzeug des Gentlemans befindet sich in einer deutlichen Schräglage, und eine Dame ist auf den Rücken gefallen, sodass ihre Beine nun in der Luft herumzappeln. Das ist alles ziemlich töricht.“
Seine Kehle wurde eng. Sein Schwanz begann sich zu regen. „Würden Sie bei der Orgie dem Gastgeber mitteilen, dass sich eine Jungfrau unter seinen Gästen befindet, die sich freiwillig den Wölfen ausgeliefert hat? Haben Sie eine Vorstellung davon, was Chartrand im selben Moment, in dem er herausfände, dass eine Jungfrau bei seiner Party erschienen ist, mit Ihnen anstellen würde?“
Die haselnussbraunen Augen weit aufgerissen, befeuchtete sie ihre vollen Lippen.
„Er würde Sie in die dunkelsten Vergnügungen einführen, aber vorher würde er Sie gefügig machen, indem er Sie vor seinen Gästen ausziehen und Ihr nacktes Hinterteil mit einer Reitgerte bearbeiten würde, um Ihnen Gehorsam beizubringen. Er würde derjenige sein, der Ihnen Ihre Jungfräulichkeit stehlen würde, wahrscheinlich vor den Augen der anderen Gäste.“
Er wollte ihr Angst machen – sie beschützen –, aber sie stand mit hoch erhobenem Kopf und einer wild entschlossenen Miene vor ihm.
„Ich würde vorgeben, eine Prostituierte zu sein“, sagte sie. „Ich würde eine Maske tragen. Und wenn Sie mich nicht begleiten wollen, kann ich einen Leibwächter engagieren.“
„Chartrands Orgie zieht sich über eine ganze Woche hin. Eine Woche lang ficken Männer jede Frau, die ihnen in die Hände fällt.“
Ihre Nasenlöcher weiteten sich. „Eine Woche … sie haben … sie vergnügen sich eine Woche lang? Wie viele Akte haben
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