Der Retter von Dent-All
Kreaturen tun konnte.
»Sir«, sagte ein lieblicher Käfer weiblichen Geschlechts mit melodischer Stimme zum Wortführer der Trolle. »Wir möchten ja nicht unverschämt erscheinen, aber wir haben großen Hunger. . .«
Wie wahr! dachte Judy. An Bord des Raumschiffes hatte sich keine Nahrung befunden, und die Reise hatte mindestens sechzehn Stunden gedauert. Viele galaktische Lebensformen besaßen einen Stoffwechsel, bei dem der Körper mehr Energie benötigte, als beim Menschen, und niemand wußte, wie lange diese Wesen schon hungern mußten, bevor man sie an Bord dieses Schiffes verfrachtet hatte.
»Die Passagiere werden nach der Abfertigung zur Schnellfutterstation gebracht«, sagte der Troll. Er starrte den Käfer an. »Du wirst bis zur nächsten Schicht warten, bevor du was zu fressen bekommst. Außerdem wirst du während der ersten beiden Tage deiner besonders schweren Arbeit auf halbe Ration gesetzt. Noch irgendwelche Fragen?«
Nein, es gab keine Fragen mehr. Die unglückseligen Gefangenen hattet begriffen, was Sache war.
»Und jetzt der Reihe nach raus mit euch!« Der Troll blickte auf eine Liste.
»Als erster... Erdferkel!«
Ein Lebewesen, das entfernte Ähnlichkeit mit seinem irdischen Namensvetter hatte, zwängte sich aus seinem viel zu kleinen Sitz und trottete zum Ausgang.
»Zu langsam!« brüllte eine Stimme aus dem Translator. Einer der Trolle richtete eine Laserwaffe auf den Gefangenen. Ein Energiestrahl schoß aus dem Lauf. Ein dunkler Fleck erschien auf Erdferkels Fell, und der Gestank nach
verbranntem Fleisch breitete sich aus. Das Wesen raste im wilden Galopp aus dem Raumschiff.
Judy hatte sich während des Fluges mit einigen Gefangenen unterhalten und deren Pessimismus, was den Planeten Ra betraf, nicht teilen können. Jetzt erkannte sie, wie naiv sie gewesen war. Das hier war die Hölle!
»Wanzenbär!« rief der Troll.
Ein wanzenähnliches Wesen von der ungefähren Größe eines Bären krabbelte ins Freie, so schnell es konnte, bekam aber dennoch eine Laserladung verpaßt.
»Grillenbein!«
Der Aufgerufene hüpfte mit einem mächtigen Satz aus dem Raumschiff, blieb aber auch nicht vom Laser verschont.
»Hundeschnauze!«
Das Wesen winselte, als ein Schuß aus der Laserwaffe ihm den Schwanz versengte.
»Erdenmädchen!«
Judy erstarrte. Das alles konnte nicht wahr sein! Sie war doch nur hierher gekommen, um...
Einer der Trolle stapfte auf seinen drei knorrigen Beinen den Mittelgang herunter, den Laser im Anschlag. Mit grimmiger Miene streckte er seinen behaarten Arm aus, packte Judys Haar mit seiner riesigen Pranke und zerrte daran.
»Nein!« schrie Judy, deren Augen ganz groß und rund waren, da die Gesichtshaut sich spannte, als der Troll sie an den Haaren aus dem Sitz zu heben versuchte. »Ich bin nur zu Besuch hier! Ich bin kein Gefangener!«
»Besucher!«höhnte der Troll. »Hä, hä, hä!« Er richtete den Laser auf ihr Gesicht. »Trach!« kreischte Judy. »Trach von Trachos! Ich möchte ihn hier aufsuchen, und...«
»Aaah! Eine Simulantin«, stellte der Troll voller Zufriedenheit fest. »Das gibt mir die Gelegenheit, ein Exempel zu statuieren! Zuerst schweiße ich ihr die große Klappe zu.« Er legte einen seiner vier Daumen auf einen Druckknopf an der Laserwaffe.
»Einen Moment, bitte«, drang es aus dem Translator. Diese Geräte waren in der Tat ausgesprochen vielseitig verwendbar: als Übersetzer; als Telefon und als Radiosender.
Der dreibeinige Troll hielt inne und verzog das Gesicht.
»Wer wagt es, mir diesen kleinen Spaß zu verderben?«
»Trach, natürlich. Ich bin freiberuflicher Diplomat. Seien Sie so freundlich, und händigen Sie mir diese Dame aus. Unversehrt, bitte.«
»Ich kenne keinen Trach!« rief der Troll.
»Hier, bitte -mein Erkennungszeichen.« Aus dem Translator drang ein nicht zu beschreibendes Geräusch.
»Ach so«, sagte der Troll mürrisch. »Der Trach. Also gut. Schicken Sie diese Kreatur zum Bränden, sobald Sie mit ihr fertig sind.«
Judy wurde unsanft aus dem Raumschiff gezerrt. Während sie ihr schmerzendes, zerwühltes Haar zu ordnen versuchte, folgte sie den Wegbeschreibungen des Translators, der sie zu Trachs Büro dirigierte. Sie wandte sich nach rechts, während die bemitleidenswerten Gefangenen nach links geführt wurden, um die entwürdigende Prozedur der Abfertigung über sich ergehen zu lassen. Judy fühlte sich schuldig.
»Die nächste Treppe rauf, Simulantin!« drang eine schroffe Trollstimme aus dem Translator, als Judy
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