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Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Ich fing zwar alle möglichen Frequenzen und Peilsignale auf, konnte aber nicht darauf antworten und litt schreckliche Qualen. Tausend Jahre habe ich in dieser Grube verbracht und wälzte nur einen Gedanken in meinem Herzen: >Wer mich aus meinem Grab befreit, den werde ich für eine ganze Ewigkeit glücklich machen.< Doch das erste Jahrtausend ging vorüber, ohne daß mein Wunsch erhört wurde. Als das zweite Jahrtausend begann, schwor ich in meinem Herzen: >Wer mich jetzt aus meiner Ohnmacht befreit, der soll durch meine Hand sterben.< Du warst es, der mich aus meiner Ohnmacht befreit hat. Deshalb muß ich nun meinen Schwur einlösen.«
    Dillingham war jetzt klar, daß er es mit einem geistesgestörten Roboter zu tun hatte. Der überbrückte Zahn mußte einen wichtigen Schaltkreis enthalten, der die Denkvorgänge regelte. Aber jetzt war es zu spät, den Schaden zu reparieren. Der Jann würde ihn bestimmt nicht mehr an seinen abgeschalteten Zahn heranlassen. Zweifellos war er ein toter Mann, sollte er das versuchen.
    Doch die Geschichte des Jann klang ihm irgendwie vertraut. Der gefangene Geist — natürlich! Der Geist in der Flasche, der schwor, seinen Befreier zu töten. Ein Fischer entdeckte die Flasche mit dem Geist in seinem Netz und zog den Korken heraus, nicht ahnend, was ihn erwartete...
    Jetzt begriff Dillingham auch, warum die Einheimischen sich nicht an diesen Patienten herangewagt hatten. Sie mußten von diesem Schwur gewußt haben.
    Und wie hatte sich damals der Fischer auf der Erde aus der Affäre gezogen? Da war doch irgendein Trick dabeigewesen...
    Der Jann wankte, und Dillingham sprang rasch zur Seite. »Meine Kraftreserven sind fast erschöpft!« klagte der Roboter. »Viertausend Jahre Kurzschluß; doch ich habe meine Lebenskraft bis zu diesem Augenblick gerettet! Hätten Sie meine Besonnenheitssynapse nicht stillgelegt, wäre ich mir der Gefahr bewußt gewesen, ehe ich sinnlos Kraft vergeudete und mich unter dem Schutt hervorgrub. Jetzt kann ich mich nicht mehr bewegen!«
    Gott sei Dank, dachte Dillingham, turnte rasch die Grabenwand hinauf und rannte davon.
    »O Sterblicher!« rief die Orgelstimme des Roboters hinter ihm her. »Du willst mich in dieser verzweifelten Lage zurücklassen — ohne Kraft, mich aus diesem scheußlichen Loch zu befreien?«
    Dillingham verfluchte seine Dummheit; aber die Klage des Roboters griff ihn ans Herz. Er blieb stehen. »Wirst du deinen Sinn ändern und mich nicht töten, wenn ich dir jetzt zum zweitenmal helfe?«
    »Sterblicher, ich darf meinen über zweitausend Jahre alten Fluch nicht umstoßen. Keiner außer mir wird dich töten!«
    »Warum sollte ich dir dann helfen?«
    Doch der Jann hatte jetzt seine letzten Kraftreserven verbraucht. Dillingham hörte nur: »Keiner außer mir...« Dann war die Stimme verhaucht.
    Trotz dieser Schlappe kehrte Dillingham an den Rand der Grube zurück und blickte hinunter. Der Jann lag der Länge nach auf der Grabensohle. Das Licht am Kopf glühte nur noch ganz schwach.
    Dillingham seufzte erleichtert. Er machte sich auf den langen Marsch zurück zum Raumhafen. Er hatte seinen Auftrag erfüllt, die Zahnschmerzen geheilt. Jetzt blieb nur noch das Problem, wie er an die Universität zurückkommen sollte.
    Stundenlang marschierte er in die Richtung, wo er den Raumhafen vermutete. Seine Instrumententasche schien sich in Blei zu verwandeln; aber er warf sie nicht weg. Blasen bildeten sich an seinen Zehen. Seine Zunge schwoll an. Hier gab es weit und breit kein Wasser; die Bäche schienen hier aus Öl und Benzin zu bestehen.
    Trotz der Strapazen kreisten seine Gedanken immer noch um den Jann. Was für ein Gegensatz — dieser antike Robotergott und diese feigen, kleinen, grünen Roboterwichte! Die Operation war gelungen, dachte er sarkastisch, doch der Patient starb. Die Vorstellung quälte ihn - der Sterbende, der aus Energiemangel verdurstete. War das eine ordentliche Behandlung? Tod anstatt Schmerzen? »O Sterblicher!« hatte der Patient gerufen. »Willst du mich verlassen?«
    Aber der Patient wollte seinen Retter doch töten! Dillingham war froh, mit knapper Not seinem Verderben entronnen zu sein. Er wäre ja verrückt, wenn er sich noch einmal dieser undankbaren Maschine näherte!
    Doch das Flehen des Sterbenden ließ ihm keine Ruhe. Endlich erreichte er den Raumhafen und wankte in die Abteilung für die Betreuung fremder Lebenssysteme. Der Raum war überfüllt und schrecklich heiß. Aber dort erhielt er wenigstens alles, was er

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