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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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legte den Schein vor Ray, der sagte: » Setzen Sie ihn. « Sekunden später blickten Herzkönigin und Pik-könig zu ihm auf, und er hatte sein drittes Spiel in Folge gewonnen.
    Da dieser Geber hellwach war und der Pit Boss das Geld abgesegnet hatte, beschloss Ray, alles auf eine Karte zu setzen. Er nahm die übrigen drei Hundert-Dollar-Scheine aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Der Geber untersuchte sie sorgfältig, zuckte dann die Achseln und sagte:
    »Möchten Sie wechseln?«
    »Nein, setzen.«
    »Dreihundert in bar zum Einsatz«, sagte der Geber laut, und der Pit Boss blickte ihm über die Schulter.
    Ray hörte mit einer Zehn und einer Sechs auf. Der Geber legte sich eine Zehn und eine Vier, und als er den Karobuben aufdeckte, hatte Ray erneut ein Spiel gewonnen. Das Bargeld verschwand und wurde durch sechs schwarze Jetons ersetzt. Nun hatte Ray zehn, das waren eintausend Dollar.
    Außerdem konnte er davon ausgehen, dass die anderen dreißigtausend Scheine in seinem Kofferraum ebenfalls echt waren. Er ließ einen Jeton für den Geber liegen und ging los, um sich ein Bier zu bestellen.
    Die Sportsbar lag etwas erhöht, so dass man das Treiben auf dem Parkett bei einem Drink von oben verfolgen konnte, wenn man wollte. Man konnte sich aber auch auf einem der Dutzend Fernsehbildschirme Profi-Baseballspiele, Wiederholungen von NASCAR-Rennen oder Bowling ansehen. Auf diese Wettbewerbe allerdings durfte man nicht setzen, das war im Staat Mississippi weiterhin verboten.
    Ray wusste, welche Risiken das Kasino für ihn barg. Nachdem sich das Geld als echt erwiesen hatte, musste er herausfinden, ob es in irgendeiner Form markiert war. Das Misstrauen, das der zweite Geber und seine Aufsicht gezeigt hatten, genügte wahrscheinlich, um die Scheine von den Jungs aus der oberen Etage überprüfen zu lassen. Sie hatten Ray auf Video, dessen war er sich sicher, ebenso wie alle anderen Gäste. Die Überwachung in Kasinos war lückenlos. Das wusste er von seinen schlauen Kollegen, die damals am Craps-Tisch die Bank hatten sprengen wollen.
    Wenn das Geld Verdacht erregte, würden sie ihn mit Leichtigkeit aufspüren.
    Aber wo sonst sollte er es überprüfen lassen, wenn nicht in einem Kasino? Sollte er vielleicht in Clanton in die First National Bank marschieren und der Schalterbeamtin ein paar von seinen Scheinen vor die Nase halten?
    »Würden Sie sich die bitte einmal ansehen, Mrs. Dempsey, und mir sagen, ob sie echt sind oder nicht?« Kein Bankangestellter in ganz Clanton hatte je Falschgeld gesehen, und bis zum Mittag wüsste die ganze Stadt, dass Richter Atlees Sohn mit verdächtigem Geld in der Tasche herumlief.
    Er überlegte, ob er die Angelegenheit aufschieben sollte, bis er wieder in Virginia war. Dort würde er zu seinem Anwalt gehen, und der würde einen Experten auftreiben, der das Geld zuverlässig und vertraulich überprüfte.
    Aber so lange konnte er nicht warten. Falls das Geld gefälscht war, würde er es verbrennen. Und falls nicht … Nun, was er dann damit anfangen wür-de, wusste er bei weitem nicht so genau.
    Langsam trank er sein Bier, um dem Kasinopersonal Zeit zu geben, ein paar Schläger in dunklen Anzügen herunterzuschicken, die ihn höflich zum Mitkommen auffordern würden. Doch so schnell konnten sie gar nicht arbeiten, und das wusste Ray. Falls das Geld tatsächlich markiert war, würde es Tage dauern, um herauszufinden, woher es stammte.
    Mal angenommen, die Scheine wären gekennzeichnet und er würde erwischt werden. Was wäre ihm dann vorzuwerfen? Er hatte sie aus dem Haus seines verstorbenen Vaters, das er zusammen mit seinem Bruder geerbt hatte. Als Nachlassverwalter war er damit betraut, die Vermögenswerte festzustellen. Er hatte Monate Zeit, um sie bei Gericht und den Steuerbehörden zu melden. Wenn der Richter das Geld illegal verdient hatte - nun ja, Pech, er war tot. Ray hatte nichts Unrechtes getan. jedenfalls noch nicht.
    Er kehrte mit seinem Gewinn zum ersten Blackjack-Tisch zurück und setzte fünfhundert Dollar. Die Geberin machte ihrem Pit Boss ein Zeichen, der unauffällig herbeigeschlendert kam. Er hatte die Fingerknö-
    chel ans Kinn gelegt und klopfte sich mit einem Finger gelangweilt auf die Wange, als würden im Santa Fe Club beim Blackjack jeden Tag fünfhundert Dollar bei einer Runde gesetzt. Ray bekam ein Ass und einen König, und die Geberin schob ihm siebenhundertfünfzig Dollar zu.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte der Pit Boss und zeigte lä-
    chelnd seine

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