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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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Trotzdem hatte Max der Rikscha die Sporen gegeben, mit allem, was seine strapazierten Muskeln noch hergaben. Das Gelbe Ungetüm quietschte und klapperte, doch es fuhr. Runter von der Straße und her mit der Polizei. In Blankenese gab es vielleicht einen Polizeiposten, aber wo genau, wusste Max nicht. Das 26. Polizeirevier am Osdorfer Blomkamp war auch nicht so weit entfernt und rund um die Uhr gut besetzt. Man hatte sofort zwei Streifenwagen zum Hirschpark beordert, Elkes Stirn verpflastert, sie beide mit Kaffee versorgt und gebeten, in diesem tristen Büro der weiteren Dinge zu harren.
    Kommissar Hesse war nach einer knappen halben Stunde eingetroffen, flankiert von Bronstein. Max beobachtete durch eine Trennscheibe, wie die Assistentin im Nebenzimmer mit dem Wachhabenden diskutierte und dann zu ihnen herüberkam.
    »Die Kollegen haben den Park oberhalb der Treppe abgesucht«, berichtete die junge Kripofrau. »Keine verdächtigen Personen, keine Spuren, die auf ein Verbrechen hinweisen…«
    »Die sind mit einem fetten Wagen durch den Wald gebrettert!« empörte sich Elke. »Das geht ja wohl kaum spurlos ab!«
    Bronstein ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Es gibt tatsächlich Reifenspuren in diesem Abschnitt. Die Kollegen wissen aber, dass momentan Leute vom Gartenbauamt im Park arbeiten. Die sind da seit Tagen mit schwerem Gerät unterwegs – Unimogs, Baumsägen und so weiter.«
    »Na, dann hab’ ich mir wohl alles nur eingebildet.« ätzte Max. »Und meine Rikscha völlig grundlos die Hirschparktreppe runtergeprügelt!«
    »Vielleicht wollten Sie bloß Ihre Freundin beeindrucken?« spekulierte Hesse.
    »Ein bleibender Eindruck ist ja gelungen«, konnte es sich Bronstein nicht verkneifen, mit einem Blick auf Elkes Pflasterverband. Elke langte sich unwillkürlich an die lädierte Stirn.
    Hesse wirkte plötzlich gar nicht mehr schläfrig. »Sie finden den Schädel einer ermordeten Frau, Harder. Sie bestreiten, diese Frau zu kennen, haben sie aber tags zuvor gesehen. Als Zeugen dieser Begegnung nennen Sie zwei Kollegen. Die haben wir befragt, und sie haben Ihre Aussage bestätigt. Nun präsentieren Sie mir dieses Fräulein hier…«
    »Das Fräulein heißt Straschitz! Elke Straschitz!« unterbrach Elke zornig.
    Hesse geriet aus dem Konzept. »Straschitz, von mir aus – hatten wir den Namen nicht schon mal?«
    »Mein Professor«, grinste Max. »Sie ist die Tochter.«
    »Soso. Die Tochter Ihres Professors. Fräulein Straschitz ist, wie sie selber sagt, ebenfalls dabei gewesen, als Sie, Harder, der später Ermordeten begegnet sind. Warum haben Sie uns das Fräulein Straschitz nicht gleich als Zeugin genannt?«
    »Weil ich da überhaupt noch nicht wusste, dass mein Fahrgast vom Vortag Professor Straschitz’ Tochter ist! Wir kennen uns eigentlich gar nicht.«
    »Moment mal«, schaltete sich Bronstein ein und wandte sich an Elke. »Sie kennen sich eigentlich gar nicht? Aber als Herr Harder am Dammtor ins Taxi stieg, sind Sie ihm im nächsten Taxi gefolgt – einem für Sie nahezu Unbekannten, den Sie angeblich erst ein paar Stunden kennen?«
    »Ich habe mir Sorgen gemacht!«
    »Ach. Ich dachte schon, Sie erzählen jetzt was von Liebe auf den ersten Blick!«
    Elke schnaubte vor Wut. »Eine große Nase macht noch nicht den richtigen Riecher!«
    Bronstein stieg die Röte ins Gesicht. Hesse warf seiner Assistentin einen beschwichtigenden Blick zu und übernahm wieder, um Sachlichkeit bemüht.
    »Herr Harder – Sie vermuten jetzt also selbst, dass sich Oleg Wolff und die Ermordete gekannt haben?«
    »Möglicherweise. Wenn Sie es genau wissen wollen, müssen Sie Oleg finden! Etwas anderes will ich doch auch nicht«, ließ Max jetzt Dampf aus der Debatte. »Können wir uns vielleicht darauf einigen?«
    Kommissar Hesse ließ seinen Eisblick für einen Moment auf dem jungen Mann ruhen und nickte dann versöhnlich. »Meine Leute nehmen sich den Hirschpark noch mal bei Tageslicht vor. Das sind aber noch ein paar Stunden. Bis dahin halten alle Funkstreifen nach Ihrem Freund Ausschau.«
    »Sie informieren mich, falls Sie Oleg finden?«
    Hesse nickte knapp. »Gleiches gilt für Sie, Harder.«
    Max erwiderte das Nicken und stand auf. Elke erhob sich ebenfalls.
    »Soll ich ein Taxi rufen?« erkundigte sich Bronstein unschuldig. »Oder nehmen Sie wieder zwei?«
    »Eins genügt!« knurrte Elke.
    »Gut. Dann hat es Herr Harder auch leichter auf seiner Rikscha.«
    Hesse schob sich eilig vor seine Assistentin. »Sie dürfen die

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