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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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vorbei in den Flur, dass sich der fragile Knoten seines Badelakens löste. Das Tuch folgte umgehend dem Gesetz der Schwerkraft und segelte zu Boden, bevor Max danach greifen konnte. Also versuchte er es gar nicht erst, sondern streckte der Frau freundlich die Hand entgegen: »Harder ist mein Name. Wenn Sie auch ablegen möchten – die Garderobe ist rechts.«
    »Was fällt Ihnen ein?« fuhr die Flachsblonde ihn zornig an.
    »Bitte«, Max streckte ihr unerschüttert die Slimmy-Werbung entgegen. »Lächeln Sie mich einfach so nett an wie Ihr Spiegelbild.«
    Elkes Mutter verschlug es die Sprache vor soviel Unverfrorenheit, während ihre Tochter jetzt ungebremst Koloratur lachte. Auch der Professor, der endlich seiner Begleiterin in den Flur folgte und die Tür hinter sich schloss, kämpfte sichtlich mit einem Lachanfall.
    »Hallo Max. Darf ich vorstellen? Marion – meine einstige Gattin. Wir wollen Elke abholen.«
    »Haben Sie Ihrer Tochter einen Ortungschip implantiert?« stichelte Max. »Oder wieso kreuzen Sie so zielsicher hier auf?«
    »Die Polizei…«
    »Die Kriminalpolizei!« kreischte Marion dazwischen. »Die Kripo hat bei Horst geklingelt, gerade als ich dich abholen wollte, Elke! Dein Vater wusste nicht, wo seine Tochter steckt – das musste uns erst die Kripo erzählen!«
    Elkes Gelächter verstummte wie abgeschnitten. »Elende Bronstein«, knurrte sie, »ich breche dem Miststück die verdammte Kaspernase.«
    »Du kommst sofort mit!« kommandierte ihre Mutter. Elke schüttelte nur den Kopf.
    Ihre Mutter zückte postwendend ein Handy. »Dann rufe ich Kommissar Hesse an. Der wollte sowieso alles Mögliche über diesen… diesen unmöglichen jungen Mann hier wissen! Wenn der Kommissar hört, was hier abgeht… in welchem Zustand wir euch hier vorfinden… meine minderjährige, unschuldige Tochter… in dieser stinkenden Höhle…«
    Straschitz legte mäßigend seine Hand auf das Handy. »Lass gut sein, Marion. Warte draußen. Ich regle das, okay?«
    »Wäre ja was ganz Neues!« Sie warf schnippisch die flachsblonde Haarpracht nach hinten, sogar in dieser Situation noch auf Pose bedacht. Aber dann steckte sie ihr Mobiltelefon wieder ein. »Gut. Ich warte unten. Drei Minuten, sonst…«
    Sie rauschte aus der Wohnung, ohne Max noch eines Blickes zu würdigen, und ließ die unausgesprochene Drohung zusammen mit einer Duftwolke ihres süßlich-sinnlichen Parfums in der Luft hängen.
    Max schnupperte stirnrunzelnd. »Stinkende Höhle?«
    Elke schnupperte mit. »Jetzt schon.«
    »Nehmt das nicht auf die leichte Schulter«, warnte der Professor. »Die zieht das durch!«
    »Und wenn schon!« stellte Elke die Kampfansage.
    »Du bist nun mal tatsächlich noch minderjährig.«
    »Die paar Wochen noch.«
    »Genau, es sind noch ein paar Wochen. Solange hat deine Mutter das Sagen.«
    »Die kann mich mal! Und du, mach’ ihr nur den Hanswurst!«
    »Es geht weder um dich noch um mich, Elke. Findest du nicht, Max hat schon genug Scherereien mit der Kripo? Willst du denen jetzt auch noch Munition liefern, nur weil du in deiner privaten Vendetta mit Marion punkten willst?«
    Das saß. Elke senkte beschämt den Kopf, dann sah sie Max fest in die Augen.
    »Würdest du mich hier übernachten lassen?«
    Max sah das flackernde Flämmchen Einsamkeit in ihrem Blick. »Ja«, erwiderte er.
    Das Flackerflämmchen wich dankbarem Strahlen. Sie wandte sich ab und schnappte ihren Koffer.
    »Ich komme mit, Papa. Aber nur, wenn ich die Wochen bis zum Geburtstag bei dir wohnen darf.«
    »Versprochen«, nickte Straschitz. »Und nun lauf runter zu Marion, bevor die das MEK alarmiert! Ich komme gleich nach.«
    Elke setzte sich gehorsam in Bewegung, verharrte dann kurz vor Max. »Wenn ich dir helfen kann…«
    Er lächelte das Mädchen an. »Danke, Elke. Wir sehen uns.«
    Sie lächelte zurück und ließ den Blick vorsichtig an Max abwärts gleiten. »Jederzeit gerne, Rikschamann.«
    Sie verließ die Wohnung. Straschitz hatte schon das Badelaken vom Boden geklaubt und reichte es Max. »Eindrucksvolle Vorstellung. Du darfst dich wieder anziehen.«
    Max schlang sich das Tuch wieder um die Hüfte. »Ich habe Elke nicht überredet, herzukommen. Sie hat vor der Tür auf mich gewartet.«
    Der Professor winkte ab. »Die macht, was sie will – ganz die Mutter! Weiß ich doch… Ich will dich warnen, Junge: Hesse und Bronstein stöbern in der Gegend herum und sprechen mit jedem, der vielleicht ein paar hässliche Dinge über dich zum Besten geben könnte. Die

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