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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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Hausaufgaben – morgen, am Montag, müsse sie leider wieder zur Schule.
    »Herzliches Beileid«, bedauerte Max mit kaum verhohlener Schadenfreude.
    »Herzlichen Dank«, schnaubte Elke aufgebracht. »Ein paar von den dämlichen Tussies aus meinem Jahrgang hast du ja schon erlebt.«
    Miss Barbie und Co., die wilde Schussfahrt hinunter zu den Landungsbrücken. Das war erst vor zwei Tagen, rechnete Max nach. Gefühlt erschien es ihm eine Ewigkeit her.
    »Wenigstens ist meine Mutter wieder weg«, fuhr Elke fort. »Papa war so geschafft von ihr, der trifft sich außerplanmäßig mit ein paar alten Freunden in der Kneipe.«
    »Kleine Exkursion in die männliche Steinzeitmentalität.«
    »Hey – genau das waren seine Worte, als er vorhin loszog!« staunte Elke und wechselte virtuos das Thema. »Hat dich dieses Cabrio-Weib schon angerufen?«
    »Ich war bei ihr.«
    »Zuhause? Bei Pete West?«
    »Höchstselbst.« Max berichtete ihr rasch vom Stand der Dinge und schloss: »Oleg war also gestern auch bei Pete West! Irgendwie muss es eine Verbindung zwischen ihm und West geben – aber was soll Oleg mit so einem abgehobenen Superstar verbinden?«
    Elkes Antwort kam spontan: »Schöne Mädchen. Oleg vermittelt schöne Mädchen, Pete West steht auf schöne Mädchen, und schöne Mädchen stehen auf Pete West. Frag die Tussies aus meinem Jahrgang!«
    Max schwieg verblüfft.
    »Hey, bist du noch da?« krähte es erbost aus dem Telefon.
    Max grinste in sein Handy. »Der Club. Oleg und West kennen sich aus dem Club!«
    »Club der einsamen Herzen oder was?«
    »Oleg vermittelt Mädchen an einen Nobelclub. Das hat er auch mit Nastja getan. Und wer hängt gerne in Promi-Schuppen ab? Leute wie Pete West! Und wenn Elena West einigermaßen den Typ Frau repräsentiert, auf den Pete scharf ist, dann konnte er an Nastja überhaupt nicht vorbeisehen – ein Mädchen wie Elena in junger Ausgabe, bloß noch schöner!«
    »So schön war sie nun auch nicht«, wandte Elke zaghaft ein.
    »Nastja Kirjakowa entsprach voll und ganz Petes Beuteschema«, ließ sich Max nicht beirren. »Er schleppt sie ab. Sie schreibt Oleg eine SMS: Goldener Westen! Gelandet, Nastja. Am nächsten Tag liegt ihr Kopf im Fleet und ihr Blut versaut den Kofferraum von Petes Cabrio.«
    Für einen Moment hingen sie beide schweigend diesem grausigen Szenario nach.
    »Damit kannst du der Kripo nicht kommen«, gab Elke zu bedenken. »Jedenfalls nicht ohne handfeste Beweise. Und Pete West hat genug Kohle für eine Armee Spitzenanwälte. Die machen dir die Hölle heiß, und am Ende stehst du selbst als der Schurke da!«
    »Der verdammte Hamid! Das Stück Velours aus dem BMW mit Nastjas Blut darauf, das wäre ein Beweis gewesen. Aber er hat’s verbrannt…«
    »Dann bleibt wohl nichts anderes, als abzuwarten.«
    »Da bleibt noch was: Der Club.«
    »Du gibst nie auf, was?«
    Max wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er kämpfte nicht jeden Kampf, aber hier – das spürte er genau – gab es für ihn gar keine andere Wahl.
    »Ich weiß sogar, warum«, kam es leise aus dem Telefon. »Du bist einfach sauer auf die verdammten Arschlöcher.«
    Sofort standen Max die Bilder von der Wettfahrt gegen Mo und Kuli vor Augen. Er schmunzelte unwillkürlich. »Wir sind sauer auf die Arschlöcher!«
    Elke lachte leise. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann… du weißt, wo du mich findest. Pass’ gut auf dich auf, Rikschamann.«
    Sie legte auf. Max behielt sein Mobiltelefon in der Hand und lehnte sich auf der Parkbank zurück. Die räudige Taube war zurückgekehrt und zerlegte die übriggebliebenen Pommes Frites mit wohldosierten Schnabelhieben zu Vogelfutter, das sie mit triumphierend zuckendem Kropf verzehrte. Beharrlichkeit zahlt sich eben aus.
    Der Uhu saß um diese Uhrzeit bestimmt nicht mehr in seinem Glaskasten, und die Privatnummer des Hausmeisters kannte Max nicht. Sonja müsste sie haben, Olegs Mutter – im Notfall sollte jeder Mieter den Hausmeister alarmieren können. Max versuchte sein Glück und rief sie an, und tatsächlich konnte Sonja Wolff ihm Uhus Nummer geben. Von ihrem Sohn hatte sie noch immer keine Nachricht. Max hörte es ihrer Stimme an, dass sie sich nur mühsam beherrschte und mit den Nerven fast am Ende war. Er versuchte sie, so gut es ging, zu trösten und versprach, sich bald wieder zu melden. Max wählte Uhus Nummer und erwischte ihn zu Hause. Im Hintergrund plärrte eine gruselige Volksmusikshow aus dem Fernseher, aufgedreht in wesentlich mehr als

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