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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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einer solchen Parallele hinaus, ob sie nun gültig oder falsch war?
    „ Fra Lippo Lippi ist Ihnen wohl nicht zufällig bekannt?“ erkundigte sich Crater, der die Augen öffnete und momentlang zu Jeff herüberblickte. Sein Gesichtsausdruck war beunruhigend scharf und wach. „,Gesichter hab’ ich auf das Blatt geworfen vieler Menschen …’“
    „Nein. Ich kenne mich in der Dichtkunst nicht aus.“ Ausgenommen Zufallsfetzen, die ihm unerwartet dann und wann wieder einfielen.
    „Dann müssen Sie sehr genau auf das achtgeben, was ich Ihnen jetzt sage.“ Der Richter lehnte sich von neuem zurück und schloß die Augen. „Tennyson andererseits war anfällig für Melancholie. Obwohl auch er nicht in ärmliche Verhältnisse hineingeboren worden war, litt er eine Reihe von Jahren hindurch an Geldmangel, und sein gesellschaftliches Leben war nicht ohne Probleme. Er war einsam und deprimiert, und sogar als Kind fühlte er ein Verlangen nach dem Tod. Er verlor sein Geld, weil er es in ein unsicheres Unternehmen investierte …“
    „Mein Vater!“ rief Jeff, der die Parallele begriff.
    „Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse“, sagte Crater streng. „Tennyson hatte einen engen und sehr talentierten Freund, Arthur Henry Hallam; das war der A. H. H. der in einem seiner besten Werke vorkommt. Er hatte großes Vertrauen zu Hallam, der für ein großes Schicksal geschaffen schien …“
    Wie Geoffrey Font großes Vertrauen zu George McKissic gehabt hatte, dachte Jeff bitter. Und jetzt versuchte der Richter auf gewundenen Schleichpfaden, das zu rechtfertigen, was sich zwischen ihnen ereignet hatte. Doch keine noch so metaphernreiche Verschleierung konnte dieses enttäuschte Vertrauen wieder gutmachen.
    „Und Hallams früher Tod traf ihn furchtbar. Viele Jahre lang war seine Poesie davon beeinflußt.“
    „Was?“
    „Ich sagte, Hallams Tod beeinflußte Tennysons ganzes Rahmenwerk und war vielleicht der stärkste Einfluß in seiner späteren Arbeit“, sagte Crater.
    „ Hallam ist gestorben?“
    Richter Crater sah ihn mißbilligend an. „Sie sind kein aufmerksamer Zuhörer, junger Mann. Wenn …“
    „Keine Bewegung, Richter!“ rief Ed von der Türöffnung. „Ich ziel’ genau auf Sie.“
    Jeff fuhr auf seinem Stuhl herum. Kleiderschrank Ed stand mit einer Projektilwaffe in der Hand da, die fast so ehrwürdig war wie die des Richters. Er mußte den ganzen Weg bis zum Wagen zurück gegangen sein, um sie zu holen, dachte Jeff, oder er hatte Annie geschickt. Wurde das Gelände denn überhaupt nicht bewacht?
    „Stecken Sie das weg, Ed. Ich habe mein Wort gegeben.“
    „Klar“, stimmte Ed respektvoll zu. „Sie sind echt schlau gewesen. Annie hat es eher gemerkt als ich. Sie sind dageblieben und haben gequatscht, damit wir rauskommen und ‘ne Kanone holen konnten. Und jetzt haben wir den Beringungsrichter vor’m Lauf, und Ihren McKissic auch. Das wird’n Fest!“
    „Sie verstehen mich nicht. Ich habe mein Wort für uns alle gegeben. Das war die unausgesprochene Abmachung.“
    „Aber Sie sind doch keine Ringleiche mehr“, argumentierte Ed. „Und er will den ganzen Plan kaputtmachen und Sie wieder beringen und uns sicher auch. Alles wird zweimal so schlimm, wie’s war!“
    Er hatte recht. Jeff war in der Tat frei von dem Ring. Da er sich absichtlich nicht sofort gestellt hatte, wartete eine weit härtere Strafe auf ihn. Noch eine Chance bekam er nie. Nur ein ganz ungeheuerliches Zusammentreffen von Umständen und Willenskräften hatte ihn überhaupt so weit kommen lassen. Er konnte es sich nicht leisten, einen kleinen Skrupel wegen einer Obereinkunft, die unter Druck zustande gekommen war, über den Plan zu stellen.
    „Stecken Sie sie weg“, sagte er zu seiner eigenen Überraschung.
    Eds Gesicht überzog sich in plötzlichem Mißtrauen. „Haben Sie vielleicht was ausgehandelt, als wir …?“
    Annie sagte hinter ihm: „Nein, Ed!“
    Aber Ed Bladderwarts furchtbarer Jähzorn war nicht zu bremsen. Die Pistole schwenkte in einem Viertelkreis zu Jeff herüber.
    Jeff war von dem Stuhl aufgesprungen und fegte auf Ed zu, bevor er selbst recht wußte, was er tat. Aber er war zu langsam. Die Putschpille ließ in ihrer Wirkung nach; das verlangsamte seine Reaktionen. In dem Moment, den er für die kurze Entfernung zu Ed brauchte, richtete sich die Mündung vollends auf ihn.
    Eine andere Gestalt war zwischen ihnen, bevor Ed schießen konnte: Annie. Sie warf sich gegen Eds Arm.
    Jeff konnte sich nicht mehr fangen. Er

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