Der Ring
machen dürfen! Zwei Beringte finden nicht jeden Tag zusammen – bei der Arbeit oder auch … privat.“
„Darlene“, sagte Alice mit Erbitterung, „Mister Font und ich sind nicht … ich habe ihm nur …“
„… Ihr Appartement gezeigt. Ja, meine Liebe, das habe ich schon begriffen.“ Sie wandte Ihnen eine Kehrseite zu, deren Bedeckung knapp über die Gesäßbacken reichte, und deren Schulterblätter mit einem beunruhigenden Gelb geschminkt waren, und schaukelte wie eine Leihdirne der Lust-A.G. durch den Raum. Sie hob die Hände und klatschte laut um Aufmerksamkeit. Die Gespräche verstummten. Einige Gesichtsausdrücke waren mehr ärgerlich als interessiert.
„Geliebte Gäste“, sagte Darlene. „Wir haben den Vorzug, zwei Beringte in unserer Mitte zu wissen. Nun habt ihr ja alle Alice und Jeff kennengelernt und wißt, welch reizende Leute sie sogar ohne ihre Ringe wären. Sie können nur kurz bleiben – die Liebe, ihr versteht schon“, sagte sie mit einfältigem Lächeln, das die Andeutung schmutzig einfärbte. „Und aus diesem Grund glaube ich, daß wir uns sofort einer ganz speziellen Unterhaltung zuwenden sollten. Ich habe mir das eigentlich als Überraschung für den späteren Abend aufheben wollen, aber – Margo, bring die Dose.“
Margo, eine schlanke junge Frau mit zitronenfarbenem Haar, das von hellgrünen Farbspritzern verziert war, stand von ihrem Stuhl auf und brachte Darlene eine markant geformte Sprühdose.
„Jeff, das gefällt mir nicht“, flüsterte Alice. „Sie will …“
„Ja, Freunde“, sagte Darlene, die Alice mit einem Blick zum Schweigen brachte, „wir wollen Sinnenverwirrung spielen. Oh, nicht ganz so, wie manche von uns gerne möchten“ (ein neckisches Kichern) „sondern so, daß wir Anstand und Würde wahren und unsere Spätankömmlinge nicht schockieren.“
Jeff fühlte ihren Blick, obwohl er zu Boden sah. Seine Empfindungen waren gemischt, und er fragte sich, ob der Ring ihm wirklich noch einen Schock versetzte, wenn er jetzt ungünstig über ihre Gastgeberin dachte.
„Freiwillige?“ fragte Darlene leichthin.
Keine Hände zuckten hoch. Sie sah sich durch ein Lorgnon, das sie mit einem Mal unter den Bauschungen oben an ihrer Robe hervorgeholt hatte, im Zimmer um. Erspähte jemanden und stach mit dem Zeigefinger in diese Richtung. Eine Frau mit blassem Gesicht und ungetöntem Haar stand von dem Diwan auf und kam nach vorn. Darlene zog sie zur Zimmermitte und legte eine Hand über die Augen des Opfers. „Jetzt aber nicht gucken, Opal!“
Margo berührte den Verschluß der Dose. Ein feiner Nebel spielte um Opals rechtes Ohr. „Das ist dein Mund“, sagte Darlene. „Dein Mund.“ Sie hielt ihre Hand über den Augen der Frau, bis volle zwei Minuten vergangen waren, während die Zuschauer nervös warteten.
Endlich nahm Darlene ihre Hand weg. „Na? Das war doch gar nicht so schlimm, nicht wahr, meine Liebe? Du hast gedacht, daß es weh tut, nicht? Weil du noch nie Sinnenverwirrung gespielt hast.“
Opal war ebenso verdutzt wie der zuschauende Jeff. „Das ist alles?“ sagte sie. „Es ist doch gar nichts gewesen.“
„Gar nichts, meine Liebe?“ Darlenes Lächeln war grausam. „Du hast doch nur meine Augen zugehalten und gesagt: das ist dein Mund. Was für ein Spiel ist das denn?“
Darlene gab einem Robotkellner mit Getränketablett ein Zeichen. Die Maschine kam nach vorn, und Darlene nahm ein Gebräu und gab es Opal. „Probier’ mal das und sag’ uns, was du davon hältst. Es ist ein neues Rezept.“
Die dunkelhaarige Frau nahm das schlanke Glas, hob es zögernd, weil aller Augen auf ihr waren, und setzte den Rand an das besprühte Ohr. Sie legte den Kopf zur Seite, und das Getränk schwappte in ihr Ohr. Sie hielt prüfend inne. „Ich glaube, Darlene, es ist ein bißchen süß.“
Gelächter platzte aus den drei Scheidungs-Kandidatinnen heraus, während die Männer einen unbehaglichen Gesichtsausdruck hatten. Opal sah sie voller Verwirrung an. Was war hier so komisch?
„Versuch noch einen Schluck, meine Liebe“, sagte Darlene mit todernstem Gesicht. „Du mußt dich irren. Das ist ein ganz besonderes Getränk.“
Die Frau goß sich den Rest in das Ohr. Der dickflüssige grünliche Cocktail zog lange Streifen, als er an der Seite ihres Gesichts herunterlief. Ihr Gesicht war sehr ernst.
Jetzt lachten sogar die Männer, wenn auch etwas geniert. In wenigen Augenblicken bog sich die ganze Versammlung vor verlegenem Lachen.
Plötzlich wußte
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