Der Ring an meiner Hand
Gegenteil, sie kam nicht umhin, seine Berührungen als sehr zärtlich und vorsichtig anerkennen zu müssen.
Er hat mich nicht wirklich verletzt, nur gedemütigt. Alles in allem hätte es schlimmer kommen können.
Dann hörte Emily, wie die Schlafzimmertür wieder aufging, und musste einsehen, dass sie wohl zu optimistisch gewesen war.
Misstrauisch drehte sie sich um. „Ich dachte, du bist in dein Zimmer gegangen.“
„Das bin ich auch.“ Er stellte die Weinflasche und zwei Gläser auf den Nachttisch. „Aber mein Platz ist hier, an deiner Seite, mia bella sposa .“
Er setzte sich auf die Bettkante, schenkte Wein ein und reichte ihr ein Glas. „Auf unsere wirklichen Flitterwochen“, sagte er und trank.
Emily starrte ihn an. „Wovon redest du?“, fragte sie atemlos. „Du hast bekommen, was du wolltest. Ich akzeptiere, dass es keine Annullierung geben wird. Dafür hast du gesorgt“, fügte sie bitter hinzu. „Daher stimme ich deinen Bedingungen für die Scheidung zu, solange all das sofort aufhört und du mich in Ruhe lässt.“
„Du glaubst, dass ich mich nach fast drei Jahren des Wartens mit einer einzigen Vorstellung begnüge?“, fragte Rafaele. „Nun, da liegst du falsch.“ Er lächelte. „Dein Kör per ist wundervoll, und ich habe vor, ihn wann immer und wie immer es mir gefällt zu genießen – solange unsere Ehe dauert.“
„Aber du bist doch gekommen, um über die Scheidung zu reden!“
„Oh, das ist auf unbestimmte Zeit verschoben.“
Ein ungläubiger Laut entrang sich ihrer Kehle. „Bis wann?“
Er zuckte die Schultern. „Bis … vielleicht das Eis schmilzt. Weißt du, Emilia, du bist zu einer Herausforderung für mich geworden.“
„Obwohl ich dir gerade erst gezeigt habe, dass ich dich nicht will? Und das werde ich auch niemals.“
„Du bestrafst dich nur selbst, mia cara . Niemals ist eine lange Zeit. Ich habe mich ans Warten gewöhnt. Es wird mir auch dieses Mal nicht schwerfallen, vor allem da ich ahne, dass die Belohnung grenzenlos sein wird.“
„Ich hasse dich.“ Ihre Stimme zitterte.
„Dann wirst du mich zumindest nicht mit Schwüren deiner nie endenden Liebe langweilen, wenn wir schließlich auseinandergehen.“ Sein Tonfall klang nun hart. Er nahm ihr das unberührte Weinglas ab und griff dann in die Tasche seines Morgenmantels. „Gib mir deine Hand.“
Zögernd gehorchte sie und beobachtete gequält, wie er ihr den Hochzeitsring wieder über den Finger streifte.
„Woher hast du den?“
„Aus deinem Schlafzimmer. Meine Anwälte haben mich informiert, dass du ihn nicht mehr trägst.“ Er lächelte ironisch. „Jetzt sind wir endlich Mann und Frau, carissima . In Zukunft wirst du das der Welt auch zeigen“, fügte er sanft hinzu und küsste das Tal zwischen ihren Brüsten.
Emily erwachte nur langsam. Einen Moment wusste sie nicht, wo sie war. Dann bemerkte sie zwei Dinge. Ein blasses Licht fiel durch die Vorhänge und erfüllte den Raum, und sie konnte sich kaum bewegen, weil ein Gewicht sie niederdrückte.
Vorsichtig drehte sie den Kopf und sah Rafaele neben sich schlafen. Im Schlaf hatte er einen Arm über ihren Körper gelegt.
Bei diesem Anblick fiel ihr alles wieder ein. Eine Woge der Scham stieg in ihr auf, als sie sich an die Ereignisse der Nacht erinnerte. An das, was er gesagt, und das, was er getan hatte.
Zentimeter für Zentimeter begann sie, von ihm abzurücken. Er regte sich nicht. Als ihre Füße den eiskalten Boden berührten, seufzte sie innerlich erleichtert. Sie schlüpfte in ihr Nachthemd und schlich auf Zehenspitzen zum Fenster.
Draußen sah sie nichts als Schnee. Und zwar nicht den lockeren Puderzuckerschnee, den sie kannte. Über Nacht hatte sich die Umgebung um das Cottage in eine unwirtliche Landschaft in Weiß, durchzogen von Schneeverwehungen, verwandelt.
Es sieht so aus, als sei ich für eine ganze Weile hier gestrandet … mit ihm, dachte sie unglücklich. Und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.
Seufzend ging sie zum Schrank und nahm frische Unterwäsche, eine dunkelblaue Cordhose und einen cremefarbenen Rollkragenpullover aus dicker Wolle heraus.
Emily fühlte sich erschöpft. Passiven Widerstand zu leisten, kostete viel Kraft. Auch wenn ihre Haltung Rafaele nicht im Mindesten beeindruckte. Im Gegenteil, sie hatte sogar das Gefühl, er habe sich mehr als einmal über sie amüsiert, weil sie sich selbst die kleinste Reaktion auf sein Liebesspiel versagte.
Aber er zuckte nur mit den Schultern und setzte seine
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