Der Ring Der Jaegerin
Laden nicht zu gehen, dass er sich einen Verlust von fast dreitausend Euro leisten konnte.
»Tja, das hoffe ich auch. Nur, meinen Sie, Sie können damit etwas anfangen?«
»Na ja, wenn die Käuferin einen Scheck von jemand anderem dabeihatte, hat sie vielleicht in dessen Auftrag gehandelt und besitzt das Buch gar nicht mehr, sondern der Scheck-Aussteller. Zeigen Sie ihn mir mal?«, bat ich den traurig dreinblickenden Buchbinder. Er reichte mir das Stück Papier, und ich sah es mir gründlich an. Unterschrieben war es von einer Cosmea Seghersdorf. Schöner Name, fehlte nur noch das »von« dazwischen. Aber wenn es die war, von der ich es vermutete, dass sie es war, dann war sie zumindest von Industrieadel.
»Immerhin ein bekannter Name, Herr Buchbinder. Wenn der Scheck echt ist, ist der auch gedeckt.«
»Kennen Sie die Dame?«
»Nein, aber ihr Mann ist eine bekannte Größe im Dorf«, antwortete ich mit leichtem Spott. »Ihm gehören reichliche Anteile der hiesigen Bauwirtschaft.«
»Soso. Na, um solche Sachen kümmere ich mich nicht besonders. Nützt Ihnen die Information denn etwas?«
»Zumindest ist es ein Anhaltspunkt.«
»Frag ihn nach der anderen Tussi. Die, die das Buch abgeholt hat.«
»Wie sah denn die Käuferin aus? Vielleicht hilft das auch noch etwas weiter.«
»Mhh, lassen Sie mich überlegen. Es war schon ziemlich dunkel, als sie kam. Und die Beleuchtung ist hier nicht so besonders. Aber sie war so groß wie Sie, aber lange nicht so schick. Eher ein bisschen schlampig. Ich wollte ihr das teure Buch erst gar nicht verkaufen, weil sie so wirkte, als hätte sie nicht viel Geld. So ungepflegte Hände. Da achte ich nämlich drauf«, meinte er ein bisschen verschämt. »Lange, dunkle Haare hatte sie, so zusammengedreht. Und – äh – sie roch nicht so gut. Nach Rauch und irgendwie, na ja, muffig.«
Mir fiel mein abendlicher Zusammenstoß ein, und vor meinen Augen blitzte das Bild der Frau auf. Ein Anhaltspunkt mehr. Auch Minni schien sich zu erinnern und sah mich konzentriert an. Dann sprang sie vom Tisch und verschwand noch mal in den Untiefen des staubigen Büchermeeres.
»Sie haben mir sehr geholfen, Herr Buchbinder. Ich denke, ich werde mit Frau Seghersdorf Kontakt aufnehmen und schauen, ob ich ihr das Buch abkaufen kann.«
»Ihnen liegt sehr viel daran, nicht?«
Seltsamerweise lag mir inzwischen wirklich etwas daran. Und ich nickte.
»Sehen Sie sich vor, Katharina. Diese Frau, die hier war, hatte eine ungute Ausstrahlung.«
In meinen Fingerspitzen breitete sich ein eigenartiges Prickeln aus, zog über die Arme, in die Schultern und dann den Rücken hinunter. So etwas lag mir sonst völlig fern, und ich bemühte mich, es abzuschütteln. Es gab keine Ausstrahlung, nur Körpergeruch.
»Minni, komm, wir haben noch einiges zu erledigen!«
Die weiße Katze tauchte, verstaubt und leicht zauselig, unter einem Regal auf und brachte noch eine Maus mit. »Alte Friften von Niefke!«, nuschelte sie und legte ihre Beute zu dem ersten Exemplar.
»Sehr gut, Madame Minerva. Ich hoffe, du besuchst mich noch mal. Und Ihnen, Frau Katharina, wünsche ich viel Erfolg bei der Suche nach dem Buch. Wenn Sie es erhalten haben, besuchen Sie mich doch auch noch mal.«
Ich verabschiedete mich freundlich von ihm und versprach tatsächlich, noch mal vorbeizukommen. Dann erledigte ich weitere Einkäufe, während derer Minni sich Staub oder Bücherwürmer aus ihrem Fell putzte.
Kapitel 10
Als wir nach Hause kamen, war meine Verabredung mit Miriam Webb schon in bedenkliche Nähe gerückt. Ich zog also nur hastig meine sportlichen Neuerwerbungen an, verabschiedete mich kurz von Minni und machte mich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt.
Immerhin pünktlich war Frau Webb, und sie begrüßte mich mit ihrem üblichen strahlenden Lächeln. Sie hatte wie ich einen Trainingsanzug an, allerdings musste ich feststellen, dass ich an meinem wohl doch gespart hatte. Der ihre war an Chic nicht zu überbieten.
»Sie sehen ja richtig menschlich aus, Frau Leyden. Nur die Haare sollten Sie vielleicht noch etwas anders zusammennehmen, das, was wir vorhaben, hält diese Art von Frisur nicht aus.«
Ich hatte meine Haare in der üblichen Form am Hinterkopf eingeschlagen und mit zwei Kämmen und ein paar Haarnadeln festgesteckt. Wieso sollte das nicht halten? Sie hingegen hatte ihre kleinlockige, goldblonde Mähne hoch oben auf dem Kopf zu einem Gebilde zusammengezurrt, das mich lebhaft an einen Staubwedel erinnerte.
»Was soll
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