Der Ring Der Jaegerin
Jahre mit meinem Kater Algorab zusammengelebt, da lernt man viel vom Verhalten dieser intelligenten Tiere.« Er seufzte tief, und seine goldbraunen Augen wirkten traurig. »Er ist letztes Jahr von mir gegangen.«
»Oh, das tut mir leid. Minni ist erst vor gut einer Woche zu mir gekommen, und wir gewöhnen uns noch aneinander. Vielleicht sollten Sie sich auch eine neue Katze zulegen?«
»Nein, nein, junge Frau. Wenn sich eine zu mir bequemt, werde ich sie aufnehmen. Aber nicht andersherum. Aber ich vergesse, wie üblich, mein Geschäft. Sie sind ja nicht hergekommen, um mit mir über Katzen zu plaudern, nicht wahr?«
»Nein, obwohl es ein hochinteressantes Thema ist«, sagte ich mit leicht erhobener Stimme, so dass Minni mich hören musste. Sie tauchte auch prompt auf, ein lebloses, graues Fellbündelchen im Maul.
»Im Fillerfammelband!«, sagte sie und legte es auf den Tisch.
»Ja, ja, da hinten raschelte es immer. Brave Minni.« Malte Buchbinder strich ihr lobend über den Kopf. Ich schüttelte mich leicht, um das Gefühl der Unwirklichkeit zu überwinden. Ja, hatte er sie denn verstanden? Oder meinte er wirklich nur da hinten und nicht den Schillersammelband? Egal, ich sollte mich langsam auf das rote Buch konzentrieren.
»Herr Buchbinder, Sie haben vor etwa vier Jahren den Nachlass meiner Urgroßmutter aufgekauft, vielleicht erinnern Sie sich noch. Ihr Name war Elfriede Birkhain, geborene Graefen, abgewickelt hat es meine Großmutter Mandy Kiefer.«
»Ich erinnere mich zwar nicht mehr daran, aber ich kann den Vorgang in meinen Geschäftsunterlagen sicher nachschlagen. Ging es um etwas Besonderes?«
»Nun ja, es war in den Sachen ein Buch dabei, das für die Familie von einem gewissen Wert war. Es war von unserer Vorfahrin Katharina vom Walde. Ein großes, rotes ledergebundenes Buch. Ich hatte geglaubt, es am Donnerstagabend noch in Ihrer Auslage erkannt zu haben.«
Buchbinder strich sich über seine Stoppelhaare und sah mich mit seinen umschatteten Augen nachdenklich an.
»Eine alte Handschrift, ich erinnere mich. Versiegelt. Mit sieben Siegeln. Es war sehr wertvoll. Gestern hat es jemand für 2700 Euro gekauft.«
»Neiiiiin!« Minnis Aufschrei setzte uns beide in Schrecken. »Da hast du’s, du blöde Kuh! Hab ich dir doch gesagt, du sollst dich sofort drum kümmern, du dämliche Gans! Aber du alberne Ziege musstest ja mit deinen Stickelstackseln in die Stadt humpeln. Jetzt ist es zu spät, und alles ist deine Schuld, du dummes Schaf!«
»Minni, mäßige dich!«, herrschte ich sie an und entschuldigte mich bei Buchbinder für diesen lautstarken Temperamentsausbruch. »Ich weiß gar nicht, was sie hat. Irgendetwas scheint ihr hier nicht zu gefallen.«
»Irgendetwas, du lächerliches Huhn?«
»Klappe! Geh noch eine Maus fangen. Damit machst du dich wenigstens nützlich!«
Buchbinder hielt sich die Hand vor den Mund, doch seine Augen blitzten verräterisch.
»Lachen Sie nicht über uns. Ich sagte ja, wir sind noch in der Gewöhnungsphase.«
»Ja, ja, ich sehe es. Minni, meine Liebe, ich werde sofort nachsehen, wie die Dame hieß, die das Buch gekauft hat. Es ist zwar ganz und gar gegen meine Geschäftspraxis, so etwas zu tun, aber da es sich um eine Nachfahrin der Katharina vom Walde handelt, werde ich von meinen Prinzipien abweichen. Junge Frau, wie heißen Sie eigentlich?«
»Katharina Leyden. Und danke, dass Sie sich die Mühe machen.«
»Für Sie und Minni gerne, Frau Katharina.«
Wieso machte mir das nichts aus, von ihm mit meinem Vornamen angeredet zu werden? Mir, die ich sonst so streng auf die Einhaltung der Formen achte und selbst mit meinen Kolleginnen strickt per Sie bin?
Minni schnurrte, diese verräterische Katze.
»Minerva, du bist ein mieses Stück, so wie du dich aufführst«, zischte ich ihr zu, als Buchbinder hinter seinem Schreibtisch verschwunden war.
»Warum? Du bist doch schuld daran, dass das Buch weg ist.«
»Uhh!«, war alles, was ich noch sagen konnte, denn der Buchhändler kam wieder zu uns und hielt einen Scheck in der Hand.
»Ich bin ja ein altmodischer Mensch und akzeptiere keine Kreditkarten. Darum hat sie mit einem Scheck bezahlt. Nur seltsam, ich habe mir den Namen der Dame nicht notiert, obwohl es ein so hoher Betrag war. Und der Scheck, den sie mir gegeben hat, war ein Blankoscheck, von einer anderen Person ausgefüllt und unterschrieben. Sie hat nur den Wert eingesetzt.«
»Na, hoffentlich ist der in Ordnung!«, entfuhr es mir. So berauschend schien der
Weitere Kostenlose Bücher