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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nachdem Covenant von Marid gebissen worden war, hatten Aliantha den Zweifler aus dem Delirium zurückgeholt. Und das damalige Erlebnis mußte Sunder auch jetzt noch gegenwärtig sein. Er pflückte einige der Früchte. Linden hielt den Atem an und hoffte, er werde essen. Er tat es nicht. Statt dessen kauerte er sich neben Hollian und versuchte, ihr die Beeren zwischen die erstarrten Lippen zu schieben.
    »Iß, Geliebte.« Seine Stimme klang rauh, spröde und brüchig wie zerbröckelter Marmor. »Du hast nicht gegessen. Du mußt essen.« Aber er zerquetschte die Früchte nur an Hollians Zähnen. Langsam beugte sich Sunder über die Pein seines gebrochenen Herzens und begann zu weinen.
    Kummer verzerrte Covenants Miene, als wolle er zu schimpfen anfangen, während er zu dem Steinmeister trat. Doch seine Stimme klang sanft, als er Sunder ansprach. »Komm«, sagte er. »Wir sind noch zu nah am Sonnenübel. Wir müssen tiefer ins Innere Andelains.«
    Für einen langen Moment bebte Sunder in stummer Trauer, als wäre seine letzte, wild entschlossene Willenskraft nun endlich dahin. Dann aber schob er die Arme unter Hollian und raffte sich zittrig auf. Tränen rannen ihm über die fahlgrauen Wangen, aber er schenkte ihnen keine Beachtung.
    Covenant winkte den Riesen und Linden zu. Unverzüglich sammelten sie sich um ihn. Gemeinsam wandten sie sich südostwärts und erstiegen die ersten Abhänge, ließen den Fluß hinter sich; Sunder folgte ihnen, indem er einherwankte wie ein lautloses Heulen des Wehs.
    Seine Not beeinträchtigte Lindens Reaktionen auf die reichhaltige Herrlichkeit Andelains mit Konfliktgefühlen. Während sie und ihre Freunde durch die Hügel zogen, glomm der Sonnenschein auf den Hängen, als würden die Höhen von innen her leuchten; die Schatten der Bäume waren ein wahrer Segen. Wie Covenant und die Riesen, aß auch Linden Aliantha von den Sträuchern, die ihre Marschrichtung säumten; und der fruchtige Geschmack der Beeren schien ihr Blut mit einmaliger Frischheit auszustatten. Das Gras erwiderte den Druck ihrer Schuhe mit freundlicher Sanftheit, erhob sie von Schritt zu Schritt zu immer spürbarerer Leichtigkeit, als läge dem Erdreich selbst daran, sie zum Voranstreben zu ermutigen. Und unter dem Gras schwangen die Erde und das Erdgestein Andelains in Resonanzen des Wohlbefindens, lagen im wundervollen Schlummer des Friedens.
    Vögel schwirrten wie Melodien über die Baumwipfel, zwitscherten freundschaftlich zwischen den Ästen. Kleineres Waldgetier war zu sehen, verhielt sich angesichts des Eindringens der Gefährten zwar vorsichtig, aber nicht furchtsam. Und überall gab es Blumen, Blumen ohne Zahl – Mohnblumen, Amaryllis, Rittersporn, Löwenmaul, Geißblatt und Veilchen, allesamt so klar und sinnträchtig wie Poesie. Als Linden sie betrachtete, glaubte sie, das Herz müsse ihr vor Freude zerspringen.
    Aber hinter ihr trug Sunder seine verlorene Liebe ins Innere des Landstrichs, als hätte er vor, sie Andelain selbst zu Füßen zu legen und Wiedergutmachung zu fordern. Er beförderte Tod in die hartnäckig verteidigte Region, beeinträchtigte damit ihre Wohnlichkeit so schroff wie durch eine Mordtat.
    Obwohl Lindens Begleiter über keine besonderen Sinne verfügten, teilten sie ganz offenkundig ihre Gefühle. In Covenants Miene widerspiegelten sich abwechselnd höchster Eifer und geballte Betroffenheit. Pechnases Augen verschlangen nachgerade jeden neuen Ausblick, jede weitere Wohlgeratenheit der Natur – und doch huschte sein Blick wiederholt hinüber zu Sunder, als zucke er zusammen. Das Gebaren der Ersten brachte eine Art strenger Anerkennung und Billigung zum Ausdruck; aber am Griff ihres Schwerts schloß und lockerte sich immerzu ihre Faust. Nur Hohl und der Ernannte zeigten keinerlei Anteilnahme an Sunders Schicksal.
    Trotz allem verstrich der Nachmittag rasch. Aufrechtgehalten durch Schatzbeeren und frohen Mut, erquickt durch Bächlein, die ihren Weg wie das Schimmern flüssigen Edelsteins kreuzten, wanderten Linden und ihre Freunde in einem Tempo, das Sunder zugemutet werden konnte, durch die Haine und Täler, über die Höhenkuppen Andelains. Dann rückte der Abend näher. Am westlichen Horizont ging die Sonne in aller Prächtigkeit unter, bemalte den Himmel in Orange und Goldrot. Dennoch zogen die Gefährten weiter. Keiner von ihnen mochte eine Pause einlegen.
    Als die letzte Glut des Sonnenuntergangs verblichen war und am zusehends dunkleren Samtgewölbe des Abendhimmels Sterne zu

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