Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
geschlossen hatte, dann ging sie zu Vater Daar, just als dieser den Kühlschrank öffnete. Sie fasste nach seinem Arm und zwang ihn, sie anzusehen. »Ich möchte nicht, dass Michael etwas von meiner übernatürlichen Gabe erfährt«, flüsterte sie. »Er soll nichts davon wissen.«
Daar zog eine buschige weiße Braue in die Höhe. »Und warum nicht?«, fragte er, keineswegs um einen leisen Ton bemüht.
»Er wird mich für verrückt halten.«
»MacBain?«, fragte er erstaunt. »Nein, Mädchen. Er ist der Letzte, der so etwas glauben würde.«
»Das Risiko gehe ich nicht ein. Versprechen Sie mir, ihm nichts zu verraten?«
Nun wanderten beide Brauen in die Höhe. »Glauben Sie wirklich, Sie können so etwas geheim halten?«, fragte er ungläubig. »Libby, wenn Sie Ihr Geheimnis MacBain vorenthalten, wird Ihnen das mehr Ärger machen als die Gabe selbst. Haben Sie denn eine Ahnung, wozu der Mann fähig ist, wenn man seine Wut reizt?« Er schauderte zusammen. »Mit Verlaub, damit möchte ich nichts zu tun haben.«
»Ich will ihn nicht hinters Licht führen. Ich versuche ihn zu schützen.«
»Wovor?«, fragte Daar finster.
»Vor mir. Vor dieser … dieser Gabe.«
»Es ist keine Krankheit«, fuhr er sie an. »Es ist eine Gabe.«
»Es könnte ebenso gut eine Krankheit sein«, fuhr sie ihn an, selbst ein wenig in Wut geraten.
Er seufzte, kratzte seinen Bart und studierte sie mit durchdringendem Blick. »Libby«, setzte er ernst an. »Wenn Sie Ihre Gabe vor MacBain zu verbergen versuchen, wird das alles nur komplizierter. Ein Geheimnis zu bewahren, erfordert verdammt viel Energie. Energie, die besser darauf verwendet werden könnte, diese Gabe zu verstehen, anstatt sie zu ignorieren.«
»Was versucht man, hier zu ignorieren?«, fragte Michael und steckte sein Hemd in den Hosenbund, als er aus dem Schlafzimmer trat und zur Theke ging. Er goss sich Kaffee ein. »Was soll Libby ignorieren?«, wiederholte er, als keiner der beiden antwortete. Er drehte sich um und sah Libby an, eine Braue fragend hochgezogen.
»Ach, das Geheimnis, wer mein Bett gemacht hat«, griff sie nach einer Ausrede und warf Daar einen beschwörenden Blick zu, als dieser schnaubte. »Vater Daar sagte, ich sollte die Sache auf sich beruhen lassen, da es vermutlich wirklich vom Weihnachtsmann käme. Falls ich weiterbohre, würde ich meine Kommode nie bekommen.«
Sie schwafelte wie eine Idiotin daher, wahrscheinlich, weil sie wusste, dass Michael wusste, dass sie log. Er trank seinen Kaffee, sah sie über den Rand seiner Tasse hinweg an, dann drehte er sich wieder zur Theke um und steckte das Brot in den Toaster.
»Ich trinke meinen Kaffee schwarz«, sagte Daar und setzte sich an den Tisch. »Falls Sie vergessen haben, wie ich ihn mag«, setzte er hinzu und bedachte Libby mit einem betonten Stirnrunzeln. »Haben Sie gestern Ihre Mutter zum Flughafen gebracht?«
»Sie hat gesagt, sie wolle zu Thanksgiving zurück sein.«
»Na, dann habt ihr ja ein paar Tage für euch«, sagte der alte Priester vor Lachen wiehernd und senkte den Blick auf den Tisch. »Das Tischtuch gefällt mir. Ist es neu?«
Libby wollte ihm eben Kaffee eingießen, als er seine Frage stellte. Sie drehte sich zum Tisch um und schnappte nach Luft, als sie das blaukarierte Tischtuch mit den winzigen grünen Christbäumen und den hellroten Kugeln auf den Baumspitzen sah.
»Was … was soll das?«, fragte sie mit einem Blick zu Michael. »Wo hast du das gefunden?«
»In deinem Wagen«, sagte er und strich Butter auf die Toastscheibe. »Ich habe letzte Nacht alles ausgeladen.« Er steckte wieder zwei Scheiben in den Toaster und deutete mit dem Buttermesser zur Decke. »Und ich habe alle verdammten Sterne im Haus verteilt.« Er drehte sich ganz zu ihr um, stützte die Hände in die Hüften, das Buttermesser in der Faust. »Weißt du, wie viele das waren?«
Libby richtete ihren Blick nach oben, und der Mund blieb ihr offen stehen. Ihre Küchendecke war mit Sternen übersät. Im Morgenlicht waren sie kaum sichtbar, abends aber würden sie leuchten. Nun richtete sie ihren starren Blick offenen Mundes auf Michael, der sie angrinste wie ein Lob heischender Junge, die Arme leicht geöffnet, als erwarte er, dass Libby sich dankbar auf ihn stürzen würde.
»Du … du hast alle aufgeklebt? Alle sieben Packungen? In meiner Küche?«
»Und im Wohnzimmer und Schlafzimmer. Sogar im Bad kleben ein paar.«
»Aber … aber warum?«
»Ich wollte dir beim Einnisten
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