Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
sonst nirgendwohin sehen konnte, ohne das Gesicht voller Seife zu bekommen.
»Nein!«, rief er entsetzt aus. »Die habe ich wirklich!«
Da nun auch er nach unten blickte, stieß seine Hüfte Libby gegen die Duschwand. Der Strahl aus der Brause traf sie mitten ins Gesicht. Um nicht zu ertrinken, drehte sie sich um und versetzte ihm einen scharfen Stoß mit dem Ellbogen, um ihn daran zu hindern, sie zu zerquetschen.
»Das geht nicht«, blubberte sie. »Du hast das ganze Wasser für dich, und ich werde zerquetscht.«
Er versuchte sie hochzuheben und sie vor sich hinzustellen, sie aber entglitt seinen Fingern wie Wackelpudding. Libby kreischte, rappelte sich auf und bekam wieder den Mund voll Wasser. Michael schützte rasch ihren Kopf mit der Hand, damit er nicht an die Wand prallte, den anderen Arm legte er um ihre Taille, ehe sie stürzen konnte.
»Und du sorgst dich wegen unserer Helme« sagte er mit einem Auflachen. »Du bist selbst ziemlich unfallgefährdet, meinst du nicht auch?«
»Bin ich nicht. Diese Dusche ist nicht für zwei Personen gedacht«, äußerte sie, wieder spuckend, gab es schließlich auf und trat aus der Duschnische heraus. Sie warf einen Blick hinter den Vorhang auf Michael. »Zumal wenn einer der beiden ein Riese ist.«
Er duschte rasch, wobei er sich bücken musste, um sein Haar zu waschen. Dann trat auch er aus der Dusche. »Jetzt bist du dran«, sagte er und hielt den Vorhang zurück. »Ich werde nur dastehen und zusehen, um sicherzugehen, dass du dich nicht umbringst.«
Plötzlich ertönte ein lautes Klopfen von der Küche her.
Libby, die nach Luft schnappte, griff rasch nach einem Handtuch und wickelte es sich um.
Michael schloss die Augen. »Das Geräusch kenne ich«, sagte er seufzend. »Ein Stock klopft an deine Tür.«
Libby schnappte nicht mehr nach Luft, sie kreischte. »Oh mein Gott. Du musst dich verstecken.« Sie schob Michael weiter. »Nein, warte. Zieh dich an und klettere aus dem Schlafzimmerfenster.«
Er bedachte sie mit einem ungläubigen Blick. Dann ließ er sich Zeit, sein Handtuch um die Mitte zu schlingen, ehe er in die Küche schlenderte, um ihren ungeduldig klopfenden Überraschungsgast zu empfangen.
Libby raste ins Schlafzimmer und verschwand im begehbaren Schrank, aus dem sie erst voll bekleidet wieder auftauchte. Als sie auf dem Weg in die Küche an einem Spiegel vorüberging, bemerkte sie, dass ihr das Haar zu Berge stand und sie an einem Ohr noch Seife hatte.
Verdammt. Warum musste Vater Daar auch ausgerechnet heute zum Frühstück kommen? Falls er wirklich ein Zauberer war, dann war er nicht sehr helle. Immer kreuzte er in den peinlichsten Momenten auf.
Libby, die ihr Spiegelbild anstarrte, las Entsetzen in ihrer Miene. Oh Gott. Er wusste es. Vater Daar wusste von ihrer Gabe – und jetzt war er in der Küche mit Michael, der nichts davon wusste.
Und er durfte es niemals wissen. Er würde sie für eine Missgeburt halten, für eine Laune der Natur. Und er würde sie nie wieder in die Nähe seines Sohnes lassen.
Sie musste unbedingt mit Vater Daar reden, ehe er etwas verraten konnte … während Michael sich anzog. Ja, das war ihre Chance. Libby atmete tief durch, wischte sich die Seife vom Ohr und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Ob Michael den Priester mit nur einem Handtuch um die Hüften begrüßte, war nun ihre geringste Sorge. So ruhig wie möglich betrat Libby schließlich mit einem aufgesetzten Lächeln die Küche.
»Guten Morgen, Vater«, sagte sie, ging an die Theke und zur Kaffeemaschine. »Haben Sie das Unwetter gut überstanden?«
Beide Männer beäugten sie misstrauisch.
»Michael, zieh dich doch um, während ich das Frühstück mache«, bat sie ihn und ging daran, Brot aufzuschneiden. »Und könntest du wohl nachsehen, ob die Hennen uns ein paar Eier beschert haben?«
Er stand wie angewurzelt da, mit triefendem Haar, die Arme verschränkt. Sein Handtuch hing schief um die Hüften.
»Schon erledigt«, sagte Vater Daar und zog Eier aus seinen Taschen. »Ich habe aber nur diese drei gefunden.« Er sah Michael so finster an, als wäre dieser der ungebetene Gast. »Hoffentlich sind im Kühlschrank noch einige mehr, weil mich heute ein Bärenhunger plagt.«
Nun sah auch Libby Michael höchst ungehalten an und blickte in Richtung Schlafzimmer, eine wortlose Aufforderung, sich anzuziehen. Er lächelte, steckte die Daumen in den von seinem Handtuch gebildeten Bund und ging langsam ins Schlafzimmer.
Libby wartete, bis die Tür sich
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