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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine auffordernde, herrische Geste. »Nimm ihn. Heute Abend bei Sonnenuntergang wird ein Arzt kommen, der sich um deine Sklavenfreunde kümmert - wenn es bis dahin immer noch dein Wunsch ist. So lange gebe ich dir Zeit, deine Entscheidung zu überdenken. Aber wäge gut ab! Du verschenkst vielleicht dein Leben, bestimmt aber deine Zukunft. Und erwarte nicht, dass es dir irgendjemand dankt. Auch die nicht, um derentwillen du dieses Opfer bringst.«
    Robin verstand nicht, was Naida ihr damit sagen wollte - sie wollte es in diesem Moment auch gar nicht. Sie starrte die alte Frau noch eine Weile lang unsicher an, streckte dann die Hand aus, nahm ihr den Ring ab und schob ihn wieder auf den Mittelfinger ihrer linken Hand. Einen Herzschlag lang fühlte er sich dort wie ein Fremdkörper an, aber dann durchströmte sie ein warmes, viel zu lange vermisstes Gefühl, als wäre es nicht dieser schlichte Ring, der zu ihr zurückgekehrt war, sondern Salim selbst. Womöglich hatte Naida Recht. Sie hatte sich eingeredet, dass sie diesen Ring nicht brauchte, um an Salim zu denken, aber vielleicht stimmte das nicht. Möglicherweise war er tatsächlich das Einzige, das sie noch davor bewahrte, ihn eines Tages wirklich zu vergessen. Sie schloss die Hand zur Faust und presste sie gegen die Brust, um den Arm hastig wieder zu senken, als sie das spöttische Glitzern in Naidas Augen gewahrte.
    »Danke«, sagte sie.
    »Du willst ihn also lieber behalten?«
    Robin schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete sie. »Aber ich danke dir, dass du ihn mir noch für einige Stunden lässt.«
    »Nicht viele«, antwortete Naida. »Ein Tag ist schnell vorbei, wenn es vielleicht der letzte ist, der dich vor einem grausamen Schicksal bewahrt. Mach dir die Entscheidung also nicht zu leicht.«
     
    8. K APIT E L
     
    Es wurde der bisher längste Tag ihres Leben. Naida kehrte nicht noch einmal zurück und es vergingen auch noch mehrere lange quälende Stunden, bis ihr die beiden Sklavinnen endlich eine Mahlzeit brachten. Sie bestand nur aus einer Schale Wasser und einem Stück Fladenbrot, das so hart war, dass sie sich beinahe die Zähne daran ausbiss. Zweifellos war auch dies ein Teil der Bestrafung, die Naida ihr für ihren Ungehorsam zugedacht hatte, und vermutlich auch so etwas wie eine Warnung, die Robin sehr gut verstand. Doch auch ohne die schmutzigen Kleider, die sie tragen musste, und ohne die ärmliche Mahlzeit, mit der Naida ihr zu verstehen geben versuchte, welches Schicksal ihr möglicherweise bevorstand, litt Robin an diesem Tag Höllenqualen.
    Es war nicht nur die schreckliche Versuchung, der Naida sie ausgesetzt hatte, indem sie ihr den Ring zurückbrachte. Es verging kaum ein Augenblick an diesem Tag, an dem sie nicht an Salim dachte. Aber anders als bisher brachten diese Gedanken keinen Trost; das Bild seines Gesichtes, die Erinnerung an sein Lächeln, der Schauer, der ihr über den Rücken lief, wenn sie an die seltenen, scheinbar zufälligen Berührungen seiner Hände dachte. Das Gefühl von Geborgenheit, das sie empfunden hatte, wenn er sie in seine starken Armen schloss, wollte sich nicht mehr einstellen, im Gegenteil schien die Erinnerung an all das ihren Schmerz noch zu vertiefen. Vielleicht, weil ihr die alte Sklavin endgültig klar gemacht hatte, dass sie Salim niemals wieder sehen würde. Selbst wenn er die Seeschlacht überlebt hatte - wie sollte er sie finden? Dieses Land war groß, unendlich groß, und er war nur ein einfacher Krieger, noch dazu einer, der in den Diensten der Christen gestanden hatte und somit auf wenig Freundschaft oder gar Unterstützung von Seiten seiner Landsleute hoffen konnte. Selbst wenn er sie fand - was sollte er tun? Sie ganz allein aus Omars Gewalt befreien? Er war ein tapferer Krieger, der selbst den meisten Tempelrittern, die sie kannte, Respekt einflößte, aber er war ganz auf sich alleine gestellt, während Omar über eine kleine Armee gebot.
    Und da war eine Stimme, ganz tief in ihrem Inneren, leise, flüsternd und verlockend, die sie einfach nicht zum Verstummen bringen konnte und die darauf beharrte, dass Naida Recht hatte. Welches Opfer auch immer sie für Saila und all die anderen Sklaven brachte, sie würde keinen Dank dafür erhalten. Ganz gleich, was sie tat, um das Los dieser Menschen zu mildern, sie würde nichts zurückbekommen. Robin schämte sich ihrer Gedanken, aber sie waren da und sie konnte sie nicht einfach verdrängen.
    Als die Sonne unterging, brachten ihr die beiden Sklavinnen

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