Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
ich zum Handeln gezwungen bin, wenn du nicht an dir arbeitest. Es sind drei Menschen tot, und du hat nichts, rein gar nichts, an Ermittlungserfolgen zu vermelden. Ich muss heute die Presse über das dritte Opfer innerhalb einer Woche informieren, und habe nicht einmal den Funken einer positiven Nachricht zu bieten. Dank deiner hervorragenden Arbeit! Wellers Team übernimmt ab sofort. Das war alles für heute! Und nun sieh zu, dass du mein Büro verlässt, bevor ich mich vergesse und noch härtere Maßnahmen gegen dich ergreife! Ich hoffe wir verstehen uns!“ Mit diesen Worten setzte sich Lutz Hartmann wieder in seinen Sessel und fuhr fort in der Tageszeitung zu blättern, als ob nichts weiter geschehen sei. Einen Moment lang stand Theobald Wagner regungslos und unentschlossen da. Dann schlug seine Hand mit einem Knall auf der Tischplatte auf und ließ Hartmann zum zweiten Mal zusammenzucken. „So läuft das nicht, Lutz! Du kannst hier nicht deinen Vortrag ablassen und glauben, ich kusche brav! Diesmal nicht! Gut, nimm mir den Fall weg. Gib ihn Wellers Team. Aber glaubst du wirklich, dass die Spurensicherung dann plötzlich erfolgreicher ist? Glaubst du wirklich, dass Dr. Kremer dann die nächste Leiche erfolgreicher obduziert? Glaubst du wirklich, diese Gurke versteht die Symbole, die der Täter hinterlässt, besser?“ „Weller ist ein guter Ermittler, und…“ „Da hast du vielleicht recht. Aber nicht, wenn es um derart komplexe Fälle geht. Komm, sei ehrlich! Das kann hier keiner besser als ich! Ich habe meine Lektion gelernt, da kannst du sicher sein! Du weißt, dass ich diese Chance verdiene. Und mein Team im Übrigen auch! Ich finde diesen Saukerl, und zwar zusammen mit meinen Leuten!“
Theobald Wagner machte eine kurze Pause. Er war von sich selbst überrascht.
Lutz Hartmanns Schweigen verriet, dass es ihm wohl ähnlich ging. Eine Querfalte bildete sich auf seiner sonst so glatten Stirn. Bevor er etwas sagen konnte, legte Wagner wieder los. Alles oder nichts!
„Wenn du mir mein Team und den Fall wegnimmst, kannst du mich auch gleich suspendieren.“ Jetzt war es ausgesprochen. Alles hatte er in die Waagschale geworfen. Ohne seinen Job wäre sein Leben noch sinnloser, als es ohnehin schon war.
Das wusste Wagner, aber er wollte keinesfalls kampflos das Feld räumen.
Entschlossen setzte sich Hauptkommissar Wagner in den Sessel vor dem schweren Schreibtisch. „Für mich gibt es genau zwei Möglichkeiten. Entweder gehe ich mit deinem Versprechen hier raus, dass ich mein Team behalte und eine reelle Chance bekomme, den Fall zu lösen, oder…“, Wagner holte tief Luft, „ … oder ich verlasse dieses Büro als suspendierter Polizeibeamter. Aber ich garantiere dir, Weller bringt dir diesen Scheißkerl von Serienkiller niemals!“ Lutz Hartmann richtete sich hinter seinem Schreibtisch auf und legte die Zeitung aus der Hand. Seine Mimik verriet zu diesem Zeitpunkt nicht das Geringste.
Diesen leeren Gesichtsausdruck hatte Wagner nie zuvor an seinem Chef gesehen.
„Okay. Angenommen, ich gebe dir, was du willst. Was habe ich davon?“ „Ich bringe dir den Serienkiller. So wahr ich hier sitze. Und du machst mal wieder positive Presse. Und… du bekommst deinen stärksten Ermittler zurück!“ Wagner war sich nicht ganz sicher, ob er sich mit diesem letzten Satz nicht etwas zu weit aus dem Fenster lehnte. „Was sag ich der Presse?“ „Meine Güte Lutz, das weißt du doch besser als ich. Denk dir was aus! Das ist schließlich deine Spezialität!“ Hartmann grinste kurz, bevor sein Gesicht wieder ernst wurde.
„Du hast diesen einen Fall, um mir zu beweisen, dass du es ernst meinst mit … mit deinem Comeback! In diesem Fall behältst du dein Team! Ich decke dir ein letztes Mal den Rücken, so gut ich kann, und halte die Presse in Schach! Allerdings rate ich dir, diesen Enthusiasmus beizubehalten und den Serienkiller zu fassen! Du hast eben alles auf eine Karte gesetzt! Das verdient meinen Respekt! Entweder verlierst du alles, oder du gewinnst! Viel Glück!“ Hartmann lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück, während Theobald Wagner wie auf Wolken Richtung Tür ging. Er konnte es nicht glauben! Woher kam plötzlich all diese Energie, die ihn mit einem Mal durchströmte? „Theo!“ Wagner blieb stehen, aber ohne sich umzudrehen. „Schön, dass du wieder da bist!“ Hauptkommissar Wagner nickte knapp und zog die Tür hinter sich zu.
Wie wenig Lutz Hartmann begriffen hatte. Wäre er
Weitere Kostenlose Bücher