Der Ring
will … wollen wir.«
»Na dann viel Glück. Vielleicht findet ihr ja die Community. « Plötzlich wirkte er sehr müde.
»Ist die Community ins All aufgebrochen? Durch das Rift? War das der Exodus?«
Malcolm runzelte die Stirn. »Nein. Oder vielleicht doch. Ich kann mich fast erinnern. Fast.« Er lächelte. »Kennst du das, wenn man betrunken ist und nichts dagegen tun kann? Obwohl man weiß, dass man eigentlich stocknüchtern sein sollte? So in etwa fühle ich mich die ganze Zeit.«
»Verstehe.« Ohne weiter nachzudenken, nahm ich seine Hand. Seine Haut war trocken und glatt.
Er drückte meine Hand ein einziges Mal und stand auf. Ich war verwirrt. Ohne die anderen war mein Innenleben längst zu einem zähflüssigen Klumpen geronnen, doch seine Gegenwart wäre in jedem Fall übermächtig gewesen. Natürlich wussten wir, was Sex ist, man hatte es uns beigebracht, wir hatten sogar geübt, aber ich hatte keine Ahnung, was Malcolm in diesem Moment dachte. Wäre er mehrere gewesen, wäre er wie ich Teil eines Pods gewesen, hätte ich es gewusst.
Ich richtete mich auf. »Ich gehe jetzt wohl besser.«
Insgeheim hoffte ich, er würde etwas sagen, ehe ich durch die Tür war, oder mich irgendwie aufhalten, aber das tat er nicht. Meine Wangen brannten. Was für ein albernes Mädchen ich doch war! Was hatte ich mit meinem Alleingang erreicht? Ich hatte mich und meinen Pod blamiert.
Schnell schloss ich die Tür und rannte hinaus in den Wald.
»Meda!«
Ein Schatten im gelben Licht der geöffneten Tür.
»Tut mir leid, dass ich immer nur von mir rede. Ich bin ein schlechter Gastgeber. Warum …«
Drei Schritte später war ich bei ihm und küsste ihn auf den Mund. Fast meinte ich, seine Gedanken, seine Erregung zu schmecken. Nach einer Weile räusperte ich mich. »Warum was?«
»Warum kommst du nicht wieder rein?«
Ich – sie – lauerten mir auf, als ich am nächsten Morgen zurück zur Farm schlenderte. Ich hatte nichts anderes erwartet. Einerseits hätte ich den Tag am liebsten mit meinem neuen Liebhaber verbracht, andererseits brannte ich darauf, mir/ihnen unter die Nase zu reiben, was ich getan hatte. Sie sollten den Duft riechen, der an mir klebte. Dabei wusste ich gar nicht, was ich mir eigentlich beweisen wollte. Vielleicht, dass ich auch allein glücklich sein konnte, dass ich auch ohne sie, ohne uns ein vollständiger Mensch war.
»Du erinnerst dich doch an Veronica Proust«, sagte Moira sofort. Sie stand in der Küchentür, der Rest von uns hinter ihr aufgereiht. Klar, dass sie in meiner Abwesenheit die Initiative ergriffen hatte. Klar, dass sie die Vergangenheit ins Spiel bringen musste.
»Natürlich erinnere ich mich.« Ich blieb draußen stehen, um nicht in Reichweite ihrer Pheromone zu geraten. Wut lag in der Luft, Wut und Angst. Ich hatte mir selbst Angst eingejagt. Gut so, dachte ich.
»Veronica Proust wollte auch mal ein Raumschiff kommandieren. «
Niemand hatte Veronica vergessen. Instabile Pods zerfielen meist schon in der Krippe, wenn noch Zeit genug war, einen neuen Pod zu bilden, aber Veronica hatte sich erst viel später in ein Duo und ein Trio aufgespalten. Das Duo war zusammengeblieben, während das Trio an die Ingenieurschule gewechselt war, wo es bald scheiterte.
»Tja, da hat sie wohl Pech gehabt«, erwiderte ich und drückte mich an ihnen vorbei in die Küche. Im selben Moment ballte ich die Erinnerung an die letzte Nacht zusammen und schleuderte sie ihnen ins Gesicht.
Als sie sahen, wie ich es mit Malcolm getrieben hatte, zuckten sie kollektiv zurück. Ich lief die Treppe hinauf, in unser Zimmer, und fing an zu packen. Sie folgten mir nicht mal, was mich noch wütender machte. Ich warf meinen Kram einfach in eine Tasche, den Krimskrams auf der Kommode wischte ich kurzerhand auf den Boden. Irgendetwas glitzerte in dem Haufen – eine Geode, die Strom bei einem Ausflug in die Wüste gefunden hatte. Er hatte den hohlen Gesteinsbrocken in der Mitte gespalten und sorgfältig poliert.
Ich hob die Geode auf, strich über ihre glatte Oberfläche und den gezackten Kristall in der Mitte. Aber ich legte sie nicht in die Tasche, sondern zurück an ihren alten Platz.
»Wohin des Wegs?«
Mit der Hand auf dem Reißverschluss blickte ich auf – und sah Mother Redd in der Tür stehen. Ihre Gesichter verrieten keine Emotion.
»Hast du Dr. Khalid angerufen?«, fragte ich. Dr. Khalid war unser Arzt und Psychologe, vielleicht auch unser Vater.
Sie zuckte die Achseln. »Wozu? Man kann einen
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