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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dem nächtlichen Angriff auf unser Lager alles sein Ende genommen hatte.

    »Danach ist nicht mehr viel passiert«, endete ich, »bis du mich niedergeschlagen hast.«
    »Es tut mir wirklich leid, was mit all deinen Freunden passiert ist«, sagte Jesse. »Das war wirklich eine harte Sache. Aber du solltest dir deswegen keine Vorwürfe machen. McSween war derjenige, der das Pferd genommen hat.«
    »Aber nur, weil ich ein Pferd brauchte. Hätte ich mich nicht entschieden, mit der Bande zu reiten …«
    »Dann gib Briggs die Schuld. Er ist das Stinktier, das dich vom Zug gestoßen hat. Oder nimm Whittle. Du musst dich wegen keiner deiner Taten grämen, Trevor. Vergiss nicht, du wärst noch immer in England und nichts von alldem wäre geschehen, hättest du dieses Mädchen nicht vor Whittle retten wollen. Die, die er auf offener Straße umbringen wollte. So seh ich die Sache.«
    »Manchmal sehe ich es auch so«, verriet ich ihr.
    »Es war wirklich nicht deine Schuld, dass Whittle die Leute auf dem Schiff umgebracht hat. Und es ist erst recht nicht deine Schuld, dass du auf die Posse schießen musstest. Die Männer wollten dich schließlich umbringen. Und so wie sie einfach angeritten kamen und das Feuer eröffneten, war das nichts anderes als Mord. Es ist ein Wunder, dass du dem Tod so oft um Haaresbreite entkommen konntest.«
    »Ich wünschte nur, nichts von alldem wäre passiert.«
    Das hätte ich nicht sagen sollen.
    Jesse stand wortlos auf und sah mich böse an.
    Und ich begriff.
    »Natürlich bereue ich nicht alles«, beeilte ich mich zu sagen und stand ebenfalls auf. »Ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe.«

    »Ach ja? Daran solltest du denken, wenn du dir wünschst, zu Hause geblieben zu sein. Was glaubst du, wie ich mich fühle, wenn du solche Dinge sagst? Vor allem, nachdem ich dir einen Kuss gegeben habe.«
    Als sie das sagte, trat ich dicht an sie heran, legte die Arme um sie, zog sie fest an mich und küsste sie auf den Mund. Eigentlich rechnete ich damit, dass sie mich zurückstoßen würde. Aber das tat sie nicht. Stattdessen seufzte sie und erwiderte die Umarmung. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Da hielt ich doch tatsächlich Jesse in den Armen, küsste sie auf den Mund, und sie wies mich nicht ab. Es war großartig.
    Aber dann musste ich an Sarah denken. Sofort fühlte ich mich schuldig. Sie hatte mir alles gegeben, Herz und Körper. Und hier stand ich nun und warf mich dem ersten hübschen Mädchen an den Hals, das meinen Weg kreuzte.
    Sie ist mehr als ein hübsches Mädchen, sagte ich mir. Sie ist Jesse Sue Longley.
    Außerdem würde ich Sarah vermutlich nie wiedersehen.
    Davon abgesehen, schien sie ein Teil meiner Vergangenheit geworden zu sein, ein Teil des Lebens, das ich abgeschlossen hatte, als ich mich den Gesetzlosen anschloss. Sarah war dem Zugräuber, dem Pferdedieb und dem Mörder nie begegnet. Der Junge, den sie gekannt hatte, war tot. Vermutlich würde sie nichts mehr mit mir anzufangen wissen.
    Mit Jesse in meinen Armen konnte ich auch mit Sarah nichts mehr anfangen.
    Das Beste war, sie einfach zu vergessen.
    Jesse rückte von mir ab und sah mir in die Augen. »Was ist los?«

    »Alles in Ordnung.«
    »Red keinen Quatsch. Was ist es?«
    Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte, sie wieder an mich zu ziehen, aber sie stemmte sich dagegen.
    »Zeit zum Schlafengehen«, sagte sie.
    »Aber, Jesse …«
    Sie sagte nichts, sondern zog den Revolver des Deutschen aus dem Gürtel. Dann hob sie das zusammengefaltete Hosenbein auf.
    »Lügner küsse ich nicht«, sagte Jesse und legte sich neben dem Feuer auf den Boden. Sie legte den Colt griffbereit hin, drehte sich auf die Seite und schob sich den Stoff unter den Kopf, um ihn als Kopfkissen zu benutzen.
    Nun, ich war viel zu aufgewühlt zum Schlafen. Ich setzte mich gegenüber von Jesse ans Feuer und starrte sie an.
    »Ich halte Wache«, sagte ich.
    » Mich brauchst du jedenfalls nicht zu bewachen.«
    »Jesse, ich bin kein Lügner.«
    »Nein?«
    »Wenn du es unbedingt wissen willst, ich musste an Sarah Forrest denken.«
    »Statt an mich.«
    »Wegen dir. Ich musste ein paar Dinge im Kopf zurechtrücken. Du musst wissen … wir waren mehr als Freunde. Ich habe mehrere Monate bei Sarah gewohnt, und nachdem der General und Mable gestorben waren … sind wir uns nähergekommen. Das ist alles.«
    »Das ist alles?«
    »Es tut mir leid.«
    »Jede Wette, dass es dir nicht leidgetan hat, sie ins Bett zu kriegen.«
    »Jetzt tut es mir

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