Der Ripper - Roman
hatte keine Lampe dabei, darum mussten wir uns den Weg durch die Dunkelheit ertasten. Sarah ließ meine Hand nicht los und sagte keinen Ton, während wir die Treppe emporklommen.
Ich dachte zunächst, es wäre doch noch ein Gästezimmer übrig. Doch sie führte mich in ihres und schloss die Tür ganz leise, um kein Geräusch zu machen. Auf dem Nachtschränkchen brannte eine Lampe.
»Das hier sollte viel bequemer sein«, sagte sie mit leiser Stimme.
»Aber das ist doch dein Bett«, erwiderte ich.
»Es ist genug Platz für uns beide.« Mit diesen Worten ging sie zum Bett, zog die Pantoffeln aus und legte sich hin. Sie zog sich die Decke über und rutschte zur Seite. »Ich habe dein Nachthemd geholt«, sagte sie und zeigte auf einen Stuhl an der Wand. Darauf lag mein Flanellnachthemd, sauber gefaltet.
Nun, ich hatte kein Verlangen danach, mich vor Sarah auszuziehen. Also löschte ich zuvor die Lampe und zog dann das Nachthemd über.
Ich schlüpfte unter die Decke und legte mich auf den Rücken, so nahe wie möglich an der Bettkante, um Sarah nicht zu stören. Der Rum, den ich getrunken hatte, benebelte mein Hirn, aber es war ein so seltsames Gefühl, mit Sarah das Bett zu teilen, dass ich hellwach war. Mein Herz wollte einfach nicht langsamer pochen, und ich zitterte, obwohl das Bett warm und gemütlich war.
Schließlich tastete Sarah nach meiner Hand. Sie drückte sie sanft. »Ich bin so froh, dass du da bist«, flüsterte sie.
»Das ist wirklich bequemer als der Sessel«, sagte ich.
»Du bist jetzt alles, was ich habe.«
Als sie das sagte, fürchtete ich, sie würde gleich in Tränen ausbrechen. Aber das tat sie dann doch nicht. Sie rückte näher zu mir und sagte: »Bitte halt mich fest.«
Gehorsam drehte ich mich um, legte einen Arm um sie, und sie schmiegte sich an mich. »Es wird alles gut«, versuchte ich sie aufzumuntern. Aber davon abgesehen musste ich auch einfach sprechen, um nicht daran zu denken, wie sie sich anfühlte. Sarahs Kopf lag an meinem Hals, und ihr Atem kitzelte mich. Außer unseren Nachthemden war nichts zwischen uns. Ich konnte ihre Wärme und jeden ihrer Atemzüge spüren, sogar ihren Herzschlag.
»Es wird alles gut«, wiederholte ich und streichelte ihren Rücken. »Du wirst schon sehen.«
Doch ich bemerkte ziemlich schnell, dass Sprechen auch nicht half. Ich rückte ein Stück von ihr ab und hoffte, dass sie den Grund dafür nicht bemerkt hatte.
»Ich glaube«, fuhr ich fort, »du wirst bald einen Mann finden, und dann bekommst du einen ganzen Stall voll Kinder.«
»Für mich ist es zu spät, Trevor. Ich werde nie heiraten. Aus mir wird eine alte Jungfer.«
»Sag nicht so etwas. In der Stadt gibt es mindestens fünfzig Männer, die dich mögen. Da ist zum Beispiel Henry aus dem Gemischtwarenladen. Und der Bursche, dem die Apotheke gehört. Ich habe bemerkt, wie sie …«
»Ich werde im Oktober siebenundzwanzig.«
»Das ist doch nicht alt . Abgesehen davon bist du wunderschön. Mir ist in der ganzen Stadt keine Frau begegnet, die dir das Wasser reichen könnte.«
»Du bist so süß, Trevor.« Sie gab mir einen Kuss auf den Hals. Er ging mir durch und durch, bis hinunter zu den Zehen.
Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken.
»Wenn du dich bemühst«, beeilte ich mich zu sagen, »wirst du bestimmt vor dem Sommer verheiratet sein. Da gibt es gar keinen Zweifel. Ich helfe dir. Wir werden einen anständigen Burschen für dich aussuchen, und dann …«
Plötzlich war mir ihr Mund im Weg. Sie gab mir einen Kuss, aber keinen von der gewöhnlichen kurzen, flüchtigen Sorte. Nein, sie drückte ihre Lippen fest auf die meinen. Ihr Mund war offen und feucht, und sie atmete in meinen Mund hinein. Auf diese Weise war ich noch nie geküsst worden.
Während unsere Lippen verschmolzen, rutschte sie näher an mich heran und rieb sich an mir.
Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so seltsam gefühlt - und so erregt. Dem am nächsten kam noch mein Erlebnis mit Sue in der Gasse, aber sie war eine Fremde und wir waren beide bekleidet gewesen, außerdem war sie nur unwesentlich älter als ich und nicht annähernd so hübsch wie Sarah gewesen. Sue hatte es auf mein Geld abgesehen gehabt, während ich nicht richtig abschätzen konnte, was Sarah eigentlich genau von mir wollte.
Alles in allem war ich angespannt, mir war heiß, und ich fühlte mich, als müsste ich gleich explodieren, und zur gleichen Zeit war ich verwirrt und voller Scham.
Es ging noch eine Zeit lang so weiter,
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