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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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von meiner Schwester erzählt.“
    Cassie Flinders musterte sie von oben bis unten, als ob sie sie mittels einer mentalen Checkliste überprüfen würde.
    „Hallo“, krächzte Jessica mit blecherner Stimme, während ihre Gedanken rasten.
    Rex und Melissa waren doch noch einmal nach Jenks zurückgekehrt, um sich um Cassies Erinnerungen zu kümmern, oder? Das Mädel sollte doch nur noch äußerst undefinierbare Bilder im Kopf haben über das, was ihr in der blauen Zeit zugestoßen war?
    „Ich glaub, wir sind uns schon mal begegnet“, sagte Cassie schließlich.
    „Wirklich?“, fragte Mom mit einem strahlenden Lächeln.
    „Wo war denn das?“
    „Ja, wo denn?“, fragte Jessica, nahm vor ihrem leeren Teller Platz und bemühte sich um eine unauffällige Stimme und einen möglichst wenig verblüfften Gesichtsausdruck. „Ich wüsste nicht, wo das gewesen sein könnte.“
    „Ich weiß es auch nicht so genau.“ Cassies Augen erforschten noch immer Jessicas Gesicht, als ob sie sich deren Züge bis ins Detail einprägen wollte. „Ich habe aber ein Bild von dir gezeichnet.“
    „Du hast was?“
    Cassie zuckte mit den Schultern. „Ein Bild gezeichnet, mit Bleistift. Neulich, als ich krank war.“
    „Stimmt“, sagte Beth. „Und es ist ziemlich gut geworden.
    Sie hat es mitgebracht, um es euch zu zeigen. Man sieht wirklich, dass du das bist, Jess. Cassie zeichnet andauernd.“
    „Ihr beiden könnt euch aber nicht erinnern, wo ihr euch begegnet seid?“, fragte Mom.
    „Nein, keine Ahnung“, sagte Jessica. „Ich war jedenfalls noch nie in Jenks.“
    „In Jenks?“, wiederholte Beth strahlend. „Woher wusstest du, dass Cassie da draußen wohnt?“
    „Ich weiß nicht … woher ich das wusste“, sagte Jessica zögernd. Inzwischen sahen sie sogar Mom und Dad seltsam an.
    Ihr fiel auf, dass ein Themenwechsel an der Zeit war. „Du bist also auch eine Majorette?“

    „Nein, ich spiele Klarinette.“
    „Und sie ist eine richtige Künstlerin“, wiederholte Beth.
    „Ja“, sagte Jessica. „Das hab ich schon verstanden.“
    „Sie hat außerdem noch eine Zeichnung von diesem anderen Typen“, sagte Beth. „Wie war doch gleich der Name, den du druntergeschrieben hast? Jonath … “
    „Ach, warte mal!“, rief Jessica, und spielte die einzige Karte aus, die sicher zu einem Themenwechsel führen würde. „Bist du nicht Cassie Flinders ?“
    Einen Moment antwortete niemand darauf, dann nickte Cassie langsam.
    „Also, Jess“, sagte ihre Mutter. „Ich bin sicher, dass Cassie nicht über diese Sache von der letzten Woche sprechen will, okay?“
    „Entschuldigung.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte nur sagen, dass das doch alles in den Nachrichten war.“
    „Jessica. “
    Sie sagte nichts mehr, während Beth die Pasta servierte, Spaghetti auf ihre Teller gleiten und Soße oben draufplatschen ließ, während sich die Verlegenheit in die Länge zog.
    Unangenehmes Schweigen machte Jessica nichts aus, definitiv weniger jedenfalls als unwillkommene Worte, wenn sie aus Beths Mund kamen. Die kurze Unterbrechung der Unterhaltung verschaffte ihr eine kleine Pause, um herauszufinden, was passiert war.
    Rex hatte behauptet, Melissa hätte Cassies Hirn überprüft, um sicherzugehen, dass sie nichts ausgeplaudert hatte. Aber statt loszuplappern, hatte sie gezeichnet , was sie gesehen hatte.
    Jessica fragte sich, wie viele Bilder Cassie noch gemalt hatte, bevor ihre Erinnerungen gelöscht worden waren. Eins von Jonathan, offensichtlich, und möglicherweise von den anderen Midnightern auch. Und deren Namen hätte sie auch darunterschreiben können.
    Hatte sie den schwarzen Katzengleiter gezeichnet oder den Darkling, den sie gesehen hatte?
    Alle fingen an zu essen, und bald fingen Beth und Cassie an, Geschichten von den anderen, langweiligen Gardemitgliedern zu erzählen, als ob an diesem Tisch nie etwas Seltsames erwähnt worden wäre.
    Jessica fragte sich, ob die Zeichnungen Cassies Erinnerungen auf die Sprünge helfen und aus all den verborgenen Ecken hervorzerren würden, in die Melissa sie gestopft hatte. Oder ob sie sich nach der Begegnung mit der realen Jessica an mehr Ereignisse aus jener Nacht erinnern würde.
    Egal, viel hatte Cassie nicht preiszugeben – nur ein paar Namen, ein paar vage erinnerte Gesichter und vielleicht noch eine schwarze Katze oder eine Monsterspinne aus einem Albtraum. Sie konnte Jessica und Jonathan unmöglich mit den anderen Midnightern in Verbindung bringen und wusste auch sonst

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