Der Ritter von Rosecliff
nicht!«
»Nehmt ihn fest«, befahl Rand ruhig. »Aber tötet ihn nicht. «
Es ging sehr schnell. Zwei Ritter verwickelten Rhys in einen Schwertkampf, während ein Soldat einen dicken Eichenast vom Boden aufhob. Ein gut gezielter Schlag auf den Kopf, und Rhys brach zusammen.
»Fesselt ihn an sein eigenes Pferd«, ordnete Rand an, »und werft ihn ins Verlies. Verhören werde ich ihn später. Im Moment brauche ich dringend den Trost meiner Frau, denn es war wirklich ein höllischer Tag. «
Alle wohnten der Morgenmesse in der kleinen Burgkapelle bei, die dem heiligen Valentin geweiht war. Innige Dank- und Bittgebete stiegen zum Himmel empor. Josselyn dankte Gott für Rands sichere Heimkehr und bat Ihn, Rand möge gnädig zu Rhys sein. Rand dankte Gott, dass Er seine Familie beschützt hatte, und bat Ihn um einige ungestörte Stunden mit seiner Frau.
Isolde dankte Gott für die Rückkehr ihres geliebten Vaters und bat Ihn, dafür zu sorgen, dass der grässliche Rhys im Kerker verschimmelte. Gavin betete, wenn er in Pflege gegeben wurde, möge es in dem Haus jungen seines Alters geben.
Nur drei Personen fehlten bei der Messe: Jasper, Rhonwen und Rhys. Letzterer hockte mit dröhnendem Schädel im Verlies, während Ersterer mit gebrochenem Herzen an Rhonwens Krankenbett saß. Er war zwar nicht in der Kapelle, betete aber inbrünstiger als alle anderen. Als Rand und Josselyn ihn nach der Messe besuchten, hatte er rote Augen, umrahmt von dunklen Ringen. Seine Kleidung war zerknittert, und die Haare standen ihm wirr vom Kopf ab.
Josselyn packte ihren Mann am Arm und flüsterte ihm ins Ohr: »Siehst du? Es ist so, wie ich dir gesagt habe.«
Rand runzelte die Stirn, so als könnte er die Verwandlung seines leichtsinnigen Bruders kaum glauben. »Wie geht es der Patientin?«
»Rhonwen!«, knurrte Jasper ungnädig. »Ihr Name ist Rhonwen.« Er ließ die Schultern hängen. »Ihr Zustand ist unverändert«, murmelte er unglücklich.
»Vielleicht würde ihr ein Besuch von Rhys gut tun«, überlegte Josselyn laut.
»Ist er denn noch hier?«, fragte Jasper verwundert.
»Ich habe ihn gestern Abend geschnappt, als er schlafend in einem Baum unweit von Newlins domen saß«, erklärte Rand. »Josselyn hat mich über alles informiert, was passiert ist -Lamonthes Verrat, die Schlacht, Rhonwens Verwundung. Ich habe Rhys verhört, aber er schweigt sich über seine Rolle bei dieser üblen Geschichte aus.«
»Er hatte sich mit Lamonthe verbündet um Rosecliffe einnehmen zu können.« Jasper starrte Rhonwens bleiches Gesicht an. »Vor zwei Tagen waren zwei von Lamonthes Männern hier. Sie überbrachten eine für dich bestimmte Botschaft von ihm, aber es handelte sich um nichts Wichtiges. Ich glaube, es war nur ein Vorwand, um in die Burg zu gelangen und mit Rhonwen zu sprechen. Vermutlich hatten sie eine Nachricht von Rhys für sie.«
Er schaute seinen Bruder gequält an. »Aber gestern hat Rhys sie eine Verräterin genannt. Ich glaube fast ... « Jasper streichelte zärtlich Rhonwens Arm unter der Decke aus Marderfellen, die sie warm halten sollte. »Ich glaube ... vielleicht brachte sie es nicht fertig, mit Rhys und Lamonthe zu konspirieren und ist statt dessen weggelaufen.«
»Und du hast sie verfolgt«, sagte Rand.
Jasper schwieg. Josselyn antwortete an seiner Stelle. »ja, er hat sie verfolgt. Erzähl ihm, warum du das getan hast Jasper.«
Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er fuhr sich mit den Fingern durch die ohnehin schon wirren Haare. »Ich ... ich konnte sie nicht gehen lassen.«
»Und warum nicht?«, beharrte Josselyn.
»Weil ... weil ... «
Rand legte seiner Frau einen Arm um die Schultern. »Das reicht Josselyn. Sogar ein Blinder könnte sehen, wie es um ihn steht.« Er schüttelte den Kopf. »Auf uns Fitz Hughs scheint ein Fluch zu lasten. Wir können offenbar nur Frauen lieben, die unsere erbitterten Feinde sind.«
»Das ist in der Tat ein schrecklicher Fluch«, schmunzelte Josselyn und küsste ihn auf die Wange. Dann schaute sie Jasper an und wurde wieder ernst. »Gesteh ihr deine Liebe, Jasper. Sprich mit ihr, sag ihr, was du für sie empfindest. Vielleicht reißt sie das aus diesem unnatürlich tiefen Schlaf, der sie gefangen hält.«
Jasper sah seine Schwägerin zweifelnd an. »Und wenn sie nicht mich, sondern Rhys liebt?«
Auch Rand schaute Josselyn an. Sie schürzte die Lippen. »Das glaube ich nicht. Sie hängt sehr an ihm, aber eher wie an einem Bruder. Vielleicht solltest du mit ihm
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