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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den frühen Morgenstunden.«
    »Was willst du denn knipsen?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Ciao, Süßer, ich warte.«
    »Klar doch.«
    Er kannte das Mädchen flüchtig und dachte auch nicht weiter über die Kleine nach, als er sich in den nächtlichen Trubel des Village stürzte. Alles, was laufen konnte, war auf den Beinen.
    Um zum Washington Square zu gelangen, mußte er sich in südliche Richtung wenden. Die Fifth Avenue wollte er nicht unbedingt benutzen. Deshalb hielt er sich mehr in den kleineren Seitenstraßen auf. Er wurde erkannt, angesprochen. Man reichte ihm aus einem Kneipenfenster ein Glas Wein, das er ablehnte und seine Schritte anschließend beschleunigte. Er hatte sich vorgenommen, um Mitternacht spätestens am Square zu sein. In die allgemeine Hektik paßte auch das Heulen der Polizeisirenen. Es verging kaum eine Minute, wo diese Geräusche nicht zu hören waren. Sie gehörten einfach dazu. In der Nähe des Ziels traten die Menschen und Nachtschwärmer nicht mehr so geballt auf.
    Bäume säumten den Torbogen auf dem Square, der eine Erinnerung an den Präsidenten George Washington darstellte. Die Luft war nicht klar. Der Dunst stammte auch nicht aus den zahlreichen Küchenfenstern der Lokale, er wehte von den Flüssen herüber und kroch lautlos dem Square entgegen und in die Straßen des Village. Er schluckte so manches Geräusch und ließ es dünn und verändert klingen. Fahrzeuge passierten ihn. Sie stießen Abgaswolken aus und verschlechterten die Luft noch mehr. Trotzdem zündete sich Penn eine Zigarette an. Er fühlte sich innerlich wie ein aufgedrehtes Räderwerk, und et konnte nichts dagegen tun.
    Qualmend ging er weiter.
    Der große Trubel blieb hinter ihm als Geräuschkulisse zurück. Die Zigarette behielt Penn im Mund. Er ließ den Rauch aus den Nasenlöchern strömen.
    Wenig später überquerte er mit hastigen Schritten die Straße und tauchte ein in den Schatten der dicht wachsenden Bäume am Square. An dieser Stelle blieb erstehen und wartete.
    Schon einmal hatte er sich in dieser unmittelbaren Nähe des Torbogens befunden und den Galgen geknipst. Er dachte darüber nach, wer diese Gestalten waren, die in New York Menschen aufhängten. Penn gehörte zu den Reportern, die wußten, was sie verkaufen konnten und was nicht. Deshalb war er mit den Aufnahmen zur Polizei gegangen und hatte sie nicht für ein hohes Honorar an Zeitungen verkauft. Er kroch unter den niedrigen Ästen hervor und hatte bald den Torbogen erreicht. In seinem Schatten blieb er stehen. Von dieser Stelle konnte er gut sehen, ohne dabei selbst gesehen zu werden.
    Noch fünf Minuten bis Mitternacht!
    Penn spürte die innere Unruhe wachsen. Öfter als gewöhnlich schaute er sich dabei seine Kamera an, konnte jedoch keinen Fehler feststellen. Die Feuchtigkeit schien dem hochkomplizierten Gerät bisher nicht zu schaden.
    Das Warten gefiel ihm nicht. Er schwitzte. Unter dem dichten Blattwerk der Bäume war es noch stickiger. Hin und wieder kreisten Insekten um seinen Kopf. Zwei stachen ihn.
    Noch zwei Minuten.
    Irgendwo bellte ein Hund. Sehr laut und wütend. Wenig später winselte er. Wahrscheinlich war er geschlagen worden. Auch wenn Penn Luft holte, überkam ihn das Gefühl, alles trinken zu können. Er blickte zur Uhr - Mitternacht.
    Da hörte er es.
    Wie schon vor Tagen begann es mit einem Knarren und Ächzen. Die Geräusche waren zudem von einem leisen Quietschen durchzogen, als müßte ein Kugellager frisch geölt werden.
    Das war der Galgen!
    Ein letztes Mal wischte er über seine Stirn, bevor er den Riemen der Kamera über seine Schulter gleiten ließ und sie in Augenhöhe hob. Er ließ den Sucher wandern, und zwar in die Richtung, aus der die Geräusche aufgeklungen waren.
    Der Galgen mußte, wenn ihn nicht alles täuschte, zwischen die Bäume gerollt werden. Nicht mehr lange, dann würde er ihn trotz der Dunkelheit sehen können.
    Und er kam!
    Es war noch nicht der rollende Galgen, der sich zeigte, ein Vorbote wallte heran: Nebel. Dichter als zuvor schwebte er durch die Straßen. Lautlos. Er besaß bestimmt keinen natürlichen Ursprung. Was da herbeiwehte, wollte von gewissen Dingen ablenken und etwas verstecken. Der Nebel drückte sich auch durch den breiten und hohen Torbogen. Die Richtung behielt er bei, er kam auf Penn zu, als wollte er ihn ebenfalls verschlucken.
    Der Fotograf rümpfte die Nase. Der Nebel stank. Wonach, das konnte Penn nicht sagen. Vielleicht nach Friedhof, vermodertem Laub. Penn

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