Der rollende Galgen
seinen Freund John und auch Abe Douglas.
Beide waren down.
Abe lag neben dem Bett, John lag drauf. Ihn mußte es nicht so hart erwischt haben, denn er bewegte sich schon wieder, stöhnte zwar, drehte sich aber auf den Rücken.
Ich hatte vieles erwartet, nur nicht das Gesicht meines Freundes Suko, das mir entgegenstarrte. »Du?«
»Und wie.«
»O verdammt, die haben uns eingemacht, Suko.« Meine Hand fuhr hoch zum Kopf, wo es mich erwischt hatte. »Sie… sie waren zu dritt. Aconagua hat hier auf die Kleine gewartet und sie als Geisel genommen. Wir konnten nichts machen.«
»Das sehe ich.« Er streckte mir den Arm entgegen, um mich hochzuziehen.
Ich blieb sitzen und hatte das Gefühl, in einem Kreisel zu hocken. Auch Joseph konnte ich sehen. Seine Gestalt war zu einem Schattengebilde geworden.
Suko holte einen feuchten Schwamm und legte ihn auf die Stirn des Gman. Das machte Abe Douglas zwar nicht munter, aber es holte ihn aus seinem Zustand zurück. Er stöhnte und kam durch Sukos Unterstützung wieder hoch. Ihn hatte es schlimmer erwischt. Abe mußte sich im kleinen Bad übergeben. Er hatte es soeben noch geschafft. Suko nickte, bevor er sagte: »Wir sind eine geschlagene Truppe, Freunde. Man hat uns erwischt.«
»Und wie.« Ich schielte ihn an. »Hast du wenigstens Erfolg gehabt?«
»Nein.«
Als Abe zurückgekommen war und sich stöhnend niedergelassen hatte, wobei er so bleich aussah wie ein Gespenst, begann Suko mit seinem Bericht. Das Bild von der geschlagenen Truppe stimmte. Wir hatten uns wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.
»Wie geht es weiter?« Suko hatte die Frage gestellt. Er konnte es sich leisten; denn er befand sich in einer besseren Form als wir. Niemand wußte es.
»Erzähl mal, wie es dir ergangen ist«, erinnerte ich meinen Freund. Endlich bekamen wir den Bericht. Auch Suko hatte Pech gehabt, doch wir alle konnten von Glück sprechen, daß man uns am Leben gelassen hatte. Über diesen Grund grübelten wir nach.
Joseph schließlich gab eine Antwort, die einigermaßen stimmen konnte.
»Vielleicht haben sie ihre eigenen Regeln«, sagte er. »Sie wollten euch nicht auf die normale Art und Weise töten, versteht ihr? Sie müssen anders handeln, wie es der Fluch vorschreibt.«
Suko reagierte am schnellsten. »Du meinst, daß sie bei ihrem Racheweg nur hängen?«
»Das denke ich mir.«
»Was meinst du, John?«
»Nicht schlecht kombiniert. Falls uns nichts Besseres einfällt, gehen wir davon aus.«
»Fragt sich nur, wo sie sich jetzt aufhalten«, flüsterte Douglas und hielt seinen Kopf fest.
»Das kann ich dir sagen.« Joseph deutete zum Fenster. »Sie werden durch die Straßen fahren. Schon können wir wieder das Rollen der Räder hören. Der Galgen ist unterwegs.«
»Mit Nabila?«
»Er hat sie mitgenommen, John. Aconagua wollte sie schon immer besitzen. Er will sie zu seiner Frau machen. Sie soll an seiner Seite leben und ihm dienen. Ich war dagegen, ich habe immer dagegen gesprochen, aber ich konnte ihn nicht überzeugen.«
»Ist er dein Feind?«
Joseph nickte. »Wenn du mich so direkt fragst, stimmt das. Er ist mein Feind!«
»Wie gut kennst du ihn?«
»Leider nicht gut genug. Ich weiß deshalb auch nicht, ob er Nabila am Leben läßt.«
»Weshalb sollte er sie umbringen? Sie ist keine Weiße!«
»Aber sie hat sich auf die Seite der Weißen geschlagen, John. Ebenso wie ich.«
»Dann könntest du auch auf der Liste stehen?«
»Ich rechne damit.«
»Wenn der Galgen unterwegs ist, sollten wir auch nicht länger hier im Haus bleiben«, sagte Suko. Nach einem Blick auf die Uhr fuhr er fort:
»Noch eine halbe Stunde bis Mitternacht. Wie ich hörte, ist der Galgen um die Tageswende erschienen.«
Ich stand auf, spürte den Schwindel und hielt mich an einer Stuhllehne fest. Dann atmete ich lang und tief durch, bis es mir etwas besser ging. Joseph verließ uns, um nach Kopfschmerztabletten zu suchen. Er fand auch welche.
Douglas und ich schluckten jeder eine. Der G-man sah verdammt käsig aus. Ich konnte mir gut vorstellen, daß er eine leichte oder mittlere Gehirnerschütterung mit sich herumschleppte. Als ich ihn darauf ansprach und mit einem Arzt drohte, widersprach er heftig.
»Später, wenn alles vorbei ist. Außerdem bist du auch nicht fit, Alter.«
»Stimmt. Mich hat der Schlag nur gestreift.«
»Egal.«
Eine Minute später verließen wir das Zimmer. Die Sorgen galten nicht so sehr uns selbst, sie drehten sich um das Mädchen Nabila…
***
Es gibt Menschen, die
Weitere Kostenlose Bücher