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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Cousine die Füße wundgelaufen … ein anständiger Mann … Ihr könnt doch nicht ihn für den Schuldigen halten …«
    Eine verständliche Annahme, nachdem der Sheriff so peinliche Fragen über den Mann gestellt hatte. Hugh nahm ihm die Aufregung.
    »Ich weiß nichts Nachteiliges über Euren Mann, nein. Er ist das Opfer eines Übels, nicht der Täter. Wir haben schlechte Neuigkeiten für Euch, Herr Coliar.« Sein Tonfall hatte bereits genug verraten, aber er sprach es dennoch aus. »Vor einer Stunde zogen die Brüder, die in der Gaye arbeiteten, Bertred aus dem Fluß und brachten ihn her. Er ist tot. Ertrunken.«
    Miles stand wie vor den Kopf geschlagen. Nach einer Weile regte er sich wieder und leckte seine Lippen.
    »Wo ist er?«
    »Er ist in allen Ehren in der Friedhofskapelle aufgebahrt«, erklärte der Abt. »Der Sheriff kann Euch zu ihm führen.«
    In der düsteren Kapelle starrte Miles das bekannte Gesicht an, das jetzt so seltsam unvertraut war, und schüttelte mehrmals heftig den Kopf, als könnte er, wenn schon nicht den Tod, dann wenigstens den Schreck über seine Plötzlichkeit abschütteln. Allmählich kehrten seine Ruhe und seine Gelassenheit zurück. Einer seiner Weber war tot, und Miles als sein Dienstherr mußte sich darum kümmern, ihn fortzuschaffen und mit aller gebotenen Achtung zu beerdigen. Was von ihm verlangt wurde, das würde er tun.
    »Wie konnte das nur geschehen?« sagte er. »Gestern kam er spät zum Essen, aber es war weiter nichts dabei, denn er war den ganzen Tag mit Euren Männern unterwegs gewesen, Mylord. Bald darauf ging er zu Bett. Er wünschte mir noch eine gute Nacht; es muß etwa die Stunde der Komplet gewesen sein. Das Haus war still, nur wenige waren noch auf. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Dann wißt Ihr also nicht, ob er in der Nacht noch einmal hinausging?«
    Miles hob erschrocken den Kopf und riß die blauen Augen weit auf. »Das muß er wohl getan haben. Aber warum, in Gottes Namen? Er muß doch nach dem langen Tag müde gewesen sein. Ich wüßte keinen Grund, warum er sich vor dem Morgen noch einmal hätte rühren sollen. Ihr sagtet, Ihr hättet ihn vor einer Stunde aus dem Severn gezogen …«
    »Ich habe ihn herausgezogen«, erklärte Cadfael, der unauffällig in einer dunklen Ecke der Kapelle gestanden hatte.
    »Aber er muß schon einige Stunden dort gelegen haben.
    Meiner Meinung nach seit dem frühen Morgen. Man kann nicht genau sagen, wie lange.«
    »Seht nur, er ist am Kopf verletzt!« Die breite, niedrige Stirn war jetzt trocken, nur die Haare waren noch etwas feucht. Die Haut hatte sich zusammengezogen, und die Wunde war entblößt. »Bruder, seid Ihr sicher, daß er ertrunken ist?«
    »Ich bin ziemlich sicher. Wir wissen nicht, wer ihm diesen Schlag versetzte, aber er bekam ihn mit Sicherheit, bevor er ins Wasser fiel. Wißt Ihr etwas, das uns helfen könnte?«
    »Ich wünschte, ich könnte es«, erklärte Miles aufrichtig. »Mir kam er unverändert vor, er ließ kein Wort verlauten, das Eure Fragen beantworten könnte. Ich verstehe es nicht. Ich kann es nicht erklären.« Über die Leiche hinweg blickte er zweifelnd zu Hugh. »Darf ich ihn heimbringen? Ich muß zuerst mit seiner Mutter sprechen, aber sie wird ihn daheim haben wollen.«
    »Natürlich«, stimmte Hugh resigniert zu. »Natürlich, Ihr könnt ihn jederzeit holen. Braucht Ihr Hilfe dabei?«
    »Nein, Mylord, das können wir selbst tun. Ich bringe einen Karren und eine Plane mit. Und ich danke Euch und diesem Haus für die Sorge, die Ihr ihm habt angedeihen lassen.«
    Etwa eine Stunde später kam er zurück. Nachdem er der Witwe berichtet hatte, daß sie nun auch noch ihren Sohn verloren hatte, wirkte er erschöpft. Zwei seiner Weber folgten ihm mit einem einfachen Handkarren mit hohen Seitenwänden.
    Sie warteten stumm und bedrückt im großen Hof, bis Bruder Cadfael kam, um sie zur Friedhofskapelle zu führen. Zu viert trugen sie Bertreds Leiche im frühen Abendlicht hinaus, legten sie auf einer ausgebreiteten Decke in den Wagen und bedeckten sie vor den Blicken Neugieriger. Plötzlich wandte Miles sich an Cadfael und fragte: »Was ist mit seiner Kleidung?
    Sie wird auch die Kleidung haben wollen, die ihm gehörte. Ein schwacher Trost, aber sie wird sie haben wollen. Vielleicht verkauft sie sie, denn womöglich wird die arme Seele das Geld brauchen. Allerdings ist sie im Augenblick noch versorgt, dafür wird Judith sorgen … wenn sie gefunden wird. Wenn …«
    Abermals brach er

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