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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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bedauerte, daß Miles bei der Enthüllung im Webschuppen zugegen gewesen war. »Wenn ich die scharfen Ohren und die gesprächigen Zungen von Shrewsbury richtig kenne, dann ist auch ohne ein Wort von mir morgen ohnehin alles bekannt. Vielleicht auch nicht; vielleicht hält Coliar auch um der Mutter willen den Mund. Auf jeden Fall aber wird es keine offizielle Schuldzuweisung geben, solange wir Judith Perle nicht gefunden haben. Und das müssen und werden wir.
    Laßt sie tratschen und spekulieren. Vielleicht bekommt es jemand mit der Angst und begeht den Fehler, auf den ich warte.«
    »Der Ehrwürdige Vater wird alles wissen wollen, was ich weiß«, sagte Cadfael.
    »Er soll es erfahren, aber das ist eine andere Angelegenheit.
    Er hat das Recht und Ihr habt die Pflicht. Macht Euch am besten sofort auf den Rückweg«, sagte Hugh seufzend. »Ich gehe in die Burg und erkundige mich, ob einer meiner Männer, die draußen das Land abgesucht haben, etwas Nützliches gefunden hat.«
    Entschlossen, ihre Pflicht zu tun, aber nicht allzu hoffnungsvoll trennten sie sich.
    Cadfael traf zu spät am Torhaus ein, um noch an der Vesper teilzunehmen. Die Brüder saßen im Chorgestühl, der Gottesdienst war fast vorbei. An einem einzigen kurzen Nachmittag war eine Menge geschehen.
    »Hier wartet jemand auf Euch«, sagte der Pförtner, als Cadfael durch die Pforte trat und an der Wachstube vorbeikam.
    »Niall der Bronzeschmied. Kommt nur herein. Wir haben uns zusammen die Zeit vertrieben, aber er will so bald als möglich wieder fort.«
    Niall hatte genug gehört, um zu wissen, wer gekommen war, und erschien, einen Sack aus grobem Leinen unter dem Arm, in der Türe. Ein Blick auf Cadfaels Gesicht, und Niall wußte, daß es nichts zu berichten gab. Dennoch fragte er:»Kein Wort von ihr?«
    »Nichts Neues. So leid es mir tut. Ich komme gerade vom Sheriff, aber ich bringe keinen Trost.«
    »Ich habe gewartet und gehofft«, sagte Niall, »daß Ihr Neuigkeiten bringt. Schon die kleinste Spur wäre mir willkommen. Und ich kann überhaupt nichts tun! Nun, dann will ich wieder aufbrechen.«
    »Wohin wollt Ihr heute abend?«
    »Zu meiner Schwester und ihrem Mann nach Pulley, um mein kleines Mädchen zu besuchen. Außerdem muß ich bei Mortimer Schmuck für das Zaumzeug eines seiner Pferde abliefern. Das hätte noch ein paar Tage warten können, aber das Kind erwartet mich schon ungeduldig. Dies ist der Abend, an dem ich sie sonst auch immer besuche, sonst würde ich keinen Schritt tun. Aber ich werde nicht über Nacht bleiben. Ich werde im Dunkeln heimkehren. Wenigstens will ich auf die Rosen achtgeben, wenn ich für Judith schon nichts tun kann.«
    »Ihr habt mehr getan als alle anderen«, sagte Cadfael bedrückt, »denn Ihr habt den Busch am Leben gehalten. Und sie wird rechtzeitig zurückkommen, um übermorgen die Blume aus Eurer Hand entgegenzunehmen.«
    »Darf ich das als Versprechen verstehen?« erkundigte sich Niall mit einem wehmütigen und etwas mürrischen Lächeln.
    »Nein, als Gebet. Mehr kann ich nicht tun. Auf den drei Meilen nach Pulley und den drei Meilen zurück«, fuhr Cadfael fort, »habt Ihr ebenfalls Zeit für einige Gebete. Vergeßt nicht, welches Fest wir in zwei Tagen feiern! St. Winifried wird Euch erhören. Wer sonst, wenn nicht sie? Auch sie hat einen ungewollten Freier abgewiesen und ihre Tugend bewahrt. Sie wird ihre Schwester nicht im Stich lassen.«
    »Nun … ich muß jetzt gehen. Gott sei mit Euch, Bruder.«
    Niall warf sich den Sack mit den Bronzerosetten und Schnallen für das Zaumzeug über den Rücken und schritt durch die Vorstadt davon zu dem Weg, der vor der Brücke nach Südwesten abzweigte. Eine kantige, aufrechte Gestalt, die energisch in den perlmuttgrauen Abend, der allmählich kühl wurde, davonschritt. Cadfael sah dem Mann nach, bis er hinter dem Mühlteich abbog und nicht mehr zu sehen war.
    Kein Mann, der große Gesten oder viele Worte machte, war Niall, der Bronzeschmied. Aber Cadfael hatte sehr wohl die Enttäuschung bemerkt, die dem Mann das Herz auffraß, da er in der einzigen Sache auf der Welt, die ihm wirklich etwas bedeutete, nichts tun konnte.

11. Kapitel
    Kurz vor Mitternacht machte Niall sich auf den Rückweg von Pulley nach Shrewsbury. Cecily hatte ihn eingeladen, über Nacht zu bleiben, und ihm erklärt, daß es doch nichts änderte, wenn er zurückkehrte. Sie hatte unumwunden gesagt, was Cadfael für sich behalten hatte: Der Rosenstrauch würde wohl kaum noch einmal attackiert,

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