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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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müde den Kopf. »Ich habe alles geregelt. Ich habe eine Erklärung Berghs bekommen. Es ist alles in bester Ordnung. Und da kommen Sie Unglücksmädel mit dieser Hand voll herrlicher Sensationen! Es ist zum Heulen, Gabriele – ich kann sie nicht mehr bringen! Werfen Sie sie weg!«
    »Ich werde sie für alle Fälle aufheben.«
    »Dieser Fall wird nie eintreten. Bergh hat Sie sogar eingeladen …«
    »Eingeladen? Mich?«
    »Ja, eingeladen. Nicht vorgeladen! Er will Ihnen die Klinik zeigen, er will Sie in den OP führen, Sie sollen alles ansehen und sich eine eigene objektive Meinung bilden.« Sporenka trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ich habe in Ihrem Namen bereits zugesagt. Sie gehen nächste Woche hin, und zwar am Mittwoch. Halt! Keine Widerrede! Sie gehen! Sie werden von Bergh fasziniert sein!« Der Chefredakteur schlug mit der flachen Hand auf die herumliegenden Manuskripte. »Und damit klappen wir den Fall Bergh zu! Für immer!«
    Mittwoch also. In fünf Tagen!
    Gabriele Orth wappnete sich jetzt schon mit Skepsis und innerer Abwehr. Sie nahm sich vor, ihm die Führung durch die Klinik nicht leichtzumachen. Sie wollte Fragen stellen – unangenehme Fragen.
    Das Telefon schellte. Artur Sporenka war am Apparat.
    »Haben Sie Interesse an einem Mord?« fragte er. »In der Außenstadt hat man ein Mädchen gefunden. Lustmord! Interessiert Sie das?«
    »Nein!«
    »Sehr gut! Dann fahren Sie sofort hin und schreiben einen genauen Bericht …«
    Der Alltag ging weiter.
    Die Haushälterin Erna wunderte sich sehr, daß Professor Bergh entgegen seiner sonstigen Gewohnheit an Operationstagen zum Mittagessen nach Hause kam. Dagegen wunderte sie sich nicht, als er schon in der Diele zu ihr sagte :
    »Decken Sie heute in meinem Arbeitszimmer. Und ein Gedeck mehr. Was gibt's denn heute?«
    »Schnitzel mit Brechbohnen«, sagte Erna verschlossen.
    »Und hinterher machen Sie einen türkischen Mokka.«
    »Auch mit zwei Tassen?«
    »Paßt Ihnen das nicht?« Berghs Stimme war scharf. Die Haushälterin Erna hob die Schultern und wischte sich die Hände an der Schürze ab, als klebten sie.
    »Ich weiß nicht, ob es zu Ihnen paßt, Herr Professor.«
    »Das überlassen Sie gefälligst mir! Auf keinen Fall paßt mir Ihre Kritik und Ihr Benehmen!«
    Er ging in das Wohnzimmer und warf die Tür hinter sich zu. Aber sein Zorn war wie eine graue Wolke, die schnell über die Sonne zieht. Er blickte auf die Uhr, dann holte er aus dem Eckschrank zwei Gläser, eine Flasche Cognac, legte Zigaretten zurecht, füllte aus einer runden Keksdose Schokoladengebäck in eine geschliffene Kristallschale und stellte das alles auf den kleinen Tisch vor die Couch.
    Wie ein verliebter Jüngling kam er sich vor. Er fieberte vor Erwartung und schätzte seinen Puls auf hundertundzwanzig Schläge. Brigitte Teschendorff hatte ihn wissen lassen, daß ihr Mann die nächsten zwei Tage sich in Graz aufhalte. Der Gedanke, daß Brigitte nicht vor der Morgendämmerung aus dem Haus schleichen mußte, sondern neben ihm das Aufgehen der Sonne und die Herrlichkeit eines neuen Tages erleben würde, machte ihn übermütig und jungenhaft.
    Seit langer Zeit stellte er das Radio wieder an und suchte Tanzmusik. Erna in der Küche hörte die in diesem Haus unbekannten Rhythmen und hieb mit dem Fleischklopfer auf die Schnitzel, die nicht gebraten, sondern zermalmt werden sollten.
    Kurz nach zwölf Uhr kam Brigitte Teschendorff.
    Professor Bergh sah ihr, hinter der Gardine stehend, zu, wie sie aus dem Wagen stieg, im Rückspiegel noch einmal mit den Fingern durch die Locken fuhr und sie etwas lockerte, wie sie ein Paket aus dem Auto holte und die engsitzende Jacke des hellen Kostüms geradezog.
    Sie ist wunderbar, dachte er, als er sie über den Vorgarten zum Haus kommen sah. Sie ist so herrlich, wie sie gefährlich ist. Ihre Schönheit und Lebensgier sind ein Verhängnis, das auf mich zukommt und dem ich die Arme entgegenbreite.
    Er nickte zu seinen eigenen Gedanken und trat vom Fenster weg. Er konnte nicht mehr anders. Er sah die Ausweglosigkeit, in die er mit Brigitte Teschendorff hineingeriet, aber er wehrte sich nicht dagegen, er kehrte nicht mehr um. Er konnte es einfach nicht mehr. Er war in eine Hörigkeit gedrängt worden, die ihn entgegen aller Vernunft verzauberte und sogar beglückte.
    Die Haustürklingel zerriß seine Gedanken.
    Wie ein Schauspieler kurz vor dem Hinaustreten in den Scheinwerfer der Bühne hatte er plötzlich ein verrücktes Lampenfieber.
    Was

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