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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Mantel ab, strich sich durch die Locken und sah durch den Spiegel den sie gierig betrachtenden Boltenstern an. »Die Überraschung bin ich allein!«
    »Sie sind eine Offenbarung, Brigitte!«
    »Reden Sie nicht so geschwollen, Baron!« Brigitte Teschendorff drehte sich herum. Boltenstern sah in kalte, berechnende, angsteinflößende Augen. Welche Frau! durchzuckte es ihn. Sie ist wie ein Vulkan – und was man sieht, ist wie erstarrte Lava.
    »Wer Sie ansieht, wird lyrisch«, sagte er leise.
    »Sie sollten so real wie möglich bleiben, Baron. Sie wissen so gut wie ich, daß wir ein Geschäft vorhaben. Nur ein Geschäft. Weiter nichts als ein Geschäft. Ich sage es immer wieder: ein Geschäft. Oder hoffen Sie auf mehr? Hoffen Sie auf mein Herz? Wenn Sie lieben wollen, suchen Sie sich ein gutes Hascherl – ich biete Ihnen als Tauschgeschäft einen Genuß. Ich betrachte mich als etwas, das Sie mit einem hohen Preis erwerben können! Als Ware sozusagen. Bin ich klar genug?«
    »Erschreckend und peinigend klar, Gnädigste.« Baron v. Boltenstern ging vor ihr her in das Speisezimmer. Er geht wie ein Elefant, dachte Brigitte. Wenn er einen Rüssel hätte, würde er mit ihm wackeln im Takt seiner dicken Beine. Sie mußte über diesen Gedanken plötzlich lachen, als sie zum Sessel schritt.
    Sie setzte sich und schob das angewärmte Cognacglas zur Seite. Boltenstern hatte sich eingegossen und trank den Cognac in einem Zug leer.
    »Ich weiß, daß Sie einen anderen Mann lieben«, sagte er heiser.
    »Und darum bekämpfen Sie ihn wohl?«
    »Warum hassen Sie eigentlich Bergh so abgrundtief?«
    »Das geht Sie nichts an, Baron. Ist das klar genug gesagt?«
    »Er hat Ihnen doch etwas bedeutet, Brigitte …«
    »Sprechen wir nicht darüber.« Sie erhob sich und stand unnahbar und kalt hinter den Blumenarrangements. »Warum sind denn Sie sein Feind?«
    »Weil er Sie lieben durfte und ich in seinem Schatten stand! Sie wissen, daß ich Sie seit Jahren …«
    Brigitte Teschendorff hob die Hand und schnitt Boltenstern damit abrupt das Wort ab.
    »Sie werden fad, Baron. Sie wiederholen sich in der langweiligsten Form. Sie stehen kurz vor dem Ziel Ihrer Wünsche – wenn Sie meinen Wünschen entgegenkommen und mir den Gefallen erweisen, Bergh moralisch zu vernichten.«
    »Sagen Sie mir Ihre Bedingungen«, meinte er mit rauher Stimme.
    »Sie haben wirklich gelernt.« Brigitte Teschendorff schlug ihre langen, schlanken Beine übereinander. Sie tat es mit einer so auffälligen Bewegung und einer so aufreizenden Geste, daß Boltenstern wie fasziniert auf die mattglänzenden, hellen Strümpfe starrte. »Seien wir völlig illusionslos: Bergh hat einen großen Sieg errungen. Seine Operation vor Presse und Fernsehen könnte ein Todesstoß für seine Gegner werden – wenn Sie nicht wären, lieber Baron. Sie und ich.«
    »Ich sehe im Augenblick aber wirklich keine Möglichkeit … Was haben Sie sich in Ihrem schönen Kopf ausgedacht?«
    »Sie werden im Namen des Kuratoriums einen Antrag an die österreichische Ärztekammer stellen.«
    »Aber das Kuratorium weiß doch gar nicht …«
    »Kümmert Sie das? Revolutionäre fragen nicht ihre Umgebung und sehen nicht nach links oder rechts. Sie haben nur ihr Ziel vor Augen.« Sie schob den Rock ihres Kostüms etwas höher. »Täusche ich mich, daß auch Sie Ihr Ziel vor Augen haben?« fragte sie mit einer entwaffnenden Frechheit.
    Boltenstern schluckte vor Erregung. »Bitte, weiter!«
    »Sie stellen in aller Öffentlichkeit den Antrag, daß man Berghs ärztliche Fähigkeiten durch eine Kommission der Ärztekammer überprüfen lassen soll.«
    »Das ist doch Wahnsinn!« sagte Boltenstern entsetzt.
    »Aber mit Methode! Man wird diesen Antrag ablehnen – natürlich. Man wird ihn indiskutabel nennen, die Presse wird über uns herfallen, uns zerreißen. Alle Sympathien werden auf einmal bei Bergh sein – das weiß ich alles. Aber …« Brigittes Lächeln war so mild, als erlebe sie etwas besonders Schönes. Und doch lag hinter diesem Lächeln der ganze Haß einer weggestoßenen Frau. »Daß es möglich war, überhaupt diesen Antrag zu stellen, daß es jemand wagte, in einer solchen, jenseits allen Vertrauens liegenden Form die ärztlichen Qualitäten Berghs anzuzweifeln – und zudem noch das Kuratorium des Krankenhauses, dessen Chef Bergh ist –, das allein wird ihn für alle Zeiten unmöglich machen und sein wieder gestärktes Rückgrat brechen! Es wird ein Hornberger Schießen werden – aber ein Schuß

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