Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Bein vor. Er stand nahe vor dem Schweigsamen, rammte ihm das Knie in die Kniekehle, und plötzlich rotierte das Messer in der Hand des Bogenschützen. Er lag mit dem Gesicht im Staub, während ihm seine Messerhand gegen den Rücken gedrückt wurde.
»Christ!«, schrie er.
Der Junge aus Harndon stieß dem Bogenschützen das Knie in den Rücken und wandte sich dem anderen zu. »Lass dein Messer fallen, oder ich breche ihm die Schulter. Und dann werde ich dir den Schädel knacken.«
Judasbart brummte etwas, und daraufhin traf ihn ein schwerer Stock am Hinterkopf – traf ihn so hart, dass er wie ein Sack Steine zusammenfiel.
Meg stand ganz nahe vor dem Kommandanten der Söldner, der wie aus dem Nichts erschienen war und den rothaarigen Bogenschützen mit seinem Hauptmannsstab getroffen hatte. Sie quiekte auf.
Er stand über dem großen Jungen aus Harndon und dem kleineren Bogenschützen, der noch immer im Würgegriff des Größeren am Boden lag. »Lass ihn los«, sagte der Hauptmann ruhig. »Ich werde dafür sorgen, dass er bestraft wird, aber ich brauche seinen unversehrten Bogenarm.«
Der große Junge sah auf und nickte. Mit einer fließenden Bewegung erhob er sich dann und ließ den Bogenschützen auf dem Boden liegen. »Ich hätte auch Euren anderen Mann nehmen können«, sagte er.
»Das weiß ich«, erwiderte der Hauptmann. »Du bist ein Fuhrmann, nicht wahr?«
»Daniel Favor aus Harndon. Mein Vater ist Dick Favor und hat zehn Wagen auf der Straße.« Er nickte.
»Wie alt bist du, Daniel?«, fragte der Hauptmann. Dann beugte er sich hinunter und packte den Schweigsamen beim Ohr.
»Fünfzehn«, sagte der Harndoner.
Der Hauptmann nickte. »Kannst du einen Bogen spannen, Junge?«
Der große Knabe grinste. »Und auch mit dem Schwert kämpfen. Was den Bogen angeht – ja. Jede Größe, jedes Gewicht.«
»Hast du je über ein Leben als Soldat nachgedacht?«, fragte der Hauptmann.
Daniel nickte feierlich.
»Du könntest dabei helfen, dass dieser Übeltäter bestraft wird«, sagte der Hauptmann. »In den nächsten Wochen wirst du zwar kaum dazu kommen, einen Wagen zu lenken, aber ein Junge, der mit einem Bogen umgehen kann, wäre auch in der Lage, seine Freunde zu beschützen. Und auch ein paar schöne Frauen«, fügte der Hauptmann hinzu und verneigte sich zuerst vor den beiden Mädchen und dann vor Meg.
Will Carter trat vor. »Ich kann auch mit dem Bogen umgehen, Hauptmann«, sagte er mit zitternder Stimme.
Der Hauptmann lächelte. »Ja, wirklich?«, fragte er und sah dabei Meg an. »Auf ein Wort, gute Frau?«
Sie nickte. Der Hauptmann nahm sie beiseite, während er den schweigsamen Bogenschützen noch immer am Ohr festhielt und zwang, hinter ihm her zu taumeln.
»Wie schlimm war es?«, fragte er.
Sie sah ihm in die Augen. Es waren sehr hübsche Augen. Er war jünger, als es aus der Entfernung den Anschein hatte. Seine Leinenkleidung machte einen schrecklichen Eindruck; der Hemdkragen schien ruiniert und fadenscheinig, die Manschetten waren braun-schwarz vor Dreck, und ein langer Leinenfaden hing von seinem Wappenrock herunter. »Schlimm«, sagte sie und stellte fest, dass sie zitterte und ihre Knie nachzugeben drohten. Seine Augen waren nicht normal.
»Der Krieg bringt keine angenehmen Jungen hervor«, sagte er und zog noch einmal heftig am Ohr des Bogenschützen.
»Aber Ihr werdet es diesen jungen Kerlen schon zeigen«, sagte sie und dachte dabei: Was ist denn in dich gefahren, Mädchen? Rasch fügte sie hinzu: »Mylord.«
Er dachte über das nach, was sie gesagt hatte. Der Bogenschütze versuchte sich zu bewegen, und der Hauptmann drehte ihm heftig das Ohr um. »Ich verstehe. Aber die Alternative besteht darin, lebendig von der Wildnis gefressen zu werden«, sagte er reumütig, als verstünde er Meg nur allzu gut.
»Was wird mit ihm geschehen?«, fragte sie.
»Mit Sym?«, fragte der Hauptmann zurück und drehte den schweigsamen Bogenschützen so am Ohr herum, dass dieser aufschrie. »Sym wird vierzig Peitschenhiebe auf den Rücken erhalten – zehn täglich mit je zwei Tagen dazwischen, damit er sich auf etwas freuen kann. Es sei denn, mein Marschall ist der Ansicht, dass wir ein Exempel an ihm statuieren sollen.«
Sym schrie auf.
»In diesem Fall binden wir ihn auf ein Wagenrad und schneiden ihm den Rücken auf«, fuhr der Hauptmann fort. Sym schluchzte.
Meg wurde es schwindlig.
Der Hauptmann grinste sie an. »Es mag schrecklich klingen, aber das ist besser als eine Vergewaltigung. Wenn
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