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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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gewöhnlichen Menschen niemals möglich gewesen.
    Der Rote Ritter wich nach rechts aus und hieb die eine Axt zu Boden; der Wächter machte einen Schritt zurück. Sie sah, wie er Macht in sich einsog. Wächter waren nur in einer Hinsicht den Menschen gleich: Sie liebten Schönheit. Er nahm die Macht auf, als würde er sie einatmen – eine ganz natürliche Bewegung. Und dann warf er seine Magie dem Ritter entgegen.
    Er drehte sie um, trat vor und hob langsam sein Schwert; es war fast wie ein Salut.
    Er nahm eine Verteidigungsstellung ein.
    Und erstarrte in ihr.
    Der Wächter hob beide Äxte.
    Und erstarrte.
    Die Zeit wurde angehalten.
    Sie konnte nicht mehr atmen.
    Wenn sich jetzt einer von ihnen bewegte, wäre es vorbei.
    Beim Albin · Ranald Lachlan
    Donald kam herbei und setzte sich auf einen Felsen vor Ranalds kleinem Feuer. Die Hälfte der Streitmacht war draußen auf dem Posten, und die Männer, die das Frühstück zubereiteten, unterhielten sich flüsternd.
    »Ich habe da eine Ahnung«, sagte Donald.
    Ranald aß ein Stück Speck und hob eine Braue. Er fühlte sich jetzt besser. Lebendiger. Der alte Ian hatte ihn wütend gemacht, indem er dort in den Fluss gepinkelt hatte, wo sie ihr Trinkwasser schöpften.
    Gestern hatte noch nichts seine Wut erregt, und so genoss er sie als ein Zeichen dafür, dass er lebte.
    Daran dachte er auch, als er kaute. Und dann nickte er. »Ich glaube, ich habe Rauch gerochen«, sagte er und lächelte schwach – ein weiterer Triumph.
    Donald lehnte sich zurück. »Ich glaube, wir sollten die Herde nach Albinkirk treiben. Das sind nur zwölf Meilen – mehr oder weniger.«
    Ranald war wieder so lebendig und so sehr ein Hochländer, dass ihn die Kühnheit dieses Plans begeisterte. »Durch dasselbe Gebiet, in dem wir auch gegen die Sossag gekämpft haben?«, fragte er und zuckte dann die Achseln.
    »Sie sind weg, Ranald. Seit drei Tagen hat keiner mehr etwas von ihnen gesehen. Nicht eine Feder, nicht einen Späher, nicht einmal einen blanken Hintern von ihnen. So sind sie nun einmal. Sie hauen ab.« Donald beugte sich vor. »Was ist die Herde wert, wenn wir sie zur Herberge treiben? Einen Silberpfennig für jedes Tier oder weniger? Und der Weg ist viel weiter zur Herberge als nach Albinkirk.«
    Ranald starrte in die Flammen seines kleinen Feuers aus Birkenrinde. Er tat einige Blätter aus einem Beutel an seinem Gürtel in den mit Wasser gefüllten Kupferbecher, rührte Honig hinein, trank und sprach ein stummes Dankgebet zu Gott. Sein Glaube an Gott hatte gelitten – oder auch nicht. Er war sich nicht ganz sicher.
    Ich war tot.
    Das war schwer zu begreifen. Am besten dachte er gar nicht erst darüber nach. Doch auf irgendeine schreckliche Weise konnte er sich an sein Totsein erinnern. Er wollte nie wieder tot sein.
    Er seufzte. »Gewagt«, sagte er. Aber von Albinkirk konnte er einen Boten zum König schicken. Das schuldete er dem König. Das und noch mehr. Er seufzte.
    In Donalds Augen glitzerte es. »Dann sollten wir es tun.«
    Ranald wusste, dass sich der ältere Mann in Gefahr begeben wollte, um den Umstand zu rechtfertigen, dass er noch lebte, während Hector tot war.
    Aber tief in seinem Innern teilte er dieses Gefühl. Und wenn sie es schafften, die Herde durchzubringen … nun, dann wäre Sarah Lachlan reich, und all die kleinen Bauern in den Bergen erhielten ihren Anteil, und der Tod des Hector Lachlan würde zu einem Lied mit einem glücklichen Ende werden.
    Er trank den Rest seines brühend heißen Tees und betrachtete den Fluss. »Wir sind verrückt. Und einige der Jungs könnten sich weigern, uns zu begleiten.« Die letzten Worte sprach er mit einem ausgeprägten albischen Akzent aus.
    Donald kicherte. »Es tut gut zu sehen, wie du wieder zu dir selbst kommst. Die Feen haben meine Patentante von den Toten zurückgeholt, wusstest du das? Sie hat Monate gebraucht, bis sie wieder lachen konnte, aber sie war auch einen ganzen Tag lang tot gewesen.« Er zuckte mit den Schultern.
    Ranald erschauerte kurz. »Au«, murmelte er.
    »Nein, nein, sie hat immer wieder gesagt, dass das Leben umso schöner wird, wenn man einmal tot gewesen ist.« Er nickte.
    Darüber dachte Ranald noch immer nach, als die Herde allmählich wieder in Bewegung kam und nach Westen getrieben wurde. Die Jungs hatten widerstrebend gemurmelt, aber keiner von ihnen wollte allein nach Hause gehen.
    Vier Stunden lang bewegten sie sich nach Westen über die alte Treiberstraße durch immer stärker bewaldetes

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