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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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– um ihn zu küssen, wie er hoffte. Aber seine Hoffnung trog. Er spürte ihren Atem – heiß, feucht, beladen mit Magie – auf seinem Gesicht und spürte, wie die Wunde sogleich heilte. Sie hob die Hände wie ein Priester bei der Anrufung Gottes, und er sah die Macht überall um sie herum, die Quelle unter dem Baum und die Fäden, die sie mit ihren Schwestern im Chor ebenso wie mit der Äbtissin verbanden.
    Sie steckte eine Hand unter sein Wams, und ihre Berührung war so kalt wie Eis. Ihre Hand fuhr über den Brustkorb, und sein Rücken schmerzte schrecklich, als sie den Rand einer Wunde befühlte – einer Wunde, die er gar nicht bemerkt hatte.
    »Dummerchen«, sagte sie. Er spürte, wie die Macht aus ihr heraustrat und in seine Schulter fuhr. Einen Augenblick lang – weniger als ein Herzschlag – war der Schmerz unendlich. Und in diesem Augenblick war er sie. Und sie war er.
    Er lehnte sich zurück. Zu seiner Beschämung entrang sich seinen Lippen ein Jammern.
    Nun beugte sie sich endlich über ihn; ihre Haare bedeckten sein Gesicht. Ihre Lippen fuhren an den seinen entlang. »Männer werden sterben, wenn ich bei dir bleibe«, sagte sie.
    Und schon war sie verschwunden.
    Lissen Carak · Michael
    Die Belagerung von Lissen Carak. Zwölfter Tag.
    In der letzten Nacht kam die Wache und hat die Garnison in der Unterstadt befreit. Der Rote Ritter hat die Wache höchstpersönlich angeführt. Die gesamte Garnison wurde gerettet, aber einige tapfere Ritter und Soldaten wurden dabei getötet, und am Ende ging die Unterstadt verloren. Der Feind verfügt über einen unbegrenzten Vorrat an Kreaturen.
    Michael starrte auf das Pergament und überlegte, was er noch schreiben sollte. Er schüttelte den Kopf und ging auf die Suche nach Kaitlin, deren Vater beim Einsturz der Mauer gestorben war.
    Im ersten Tageslicht kamen drei Lindwürmer von der aufgehenden Sonne herüber und hielten Felsbrocken von der Größe eines Menschenkopfes zwischen den Klauen.
    Sie flogen zunächst sehr hoch, doch dann stürzten sie sich auf die Blide herab.
    Die Wache wechselte gerade, also waren die Soldaten nicht auf einen Angriff vorbereitet. Die ablösende Wache war schon müde, die abzulösende war erschöpft, und niemand reagierte rechtzeitig.
    Bevor Ohnekopf die Schleuder umdrehen konnte, hatten sich die Klauen des ersten Ungeheuers bereits geöffnet. Der Stein fiel und schlug in den Turmstumpf nur wenige Fuß von der Maschine entfernt ein, prallte ab und fiel harmlos auf die Bergflanke.
    Der zweite Lindwurm ließ sich noch tiefer fallen, hatte die Schwingen an den Rücken gelegt, doch er breitete sie zu früh aus, geriet ins Taumeln, und sein Stein tötete eines der vielen Hundert Schafe, die noch auf dem Berg eingepfercht waren.
    Der dritte Lindwurm war der älteste und gerissenste. Er segelte über das Ziel hinweg, das Thorn für ihn bestimmt hatte, und legte seinen Stein beinahe zärtlich auf die Schleuder, die er dadurch zerschmetterte. Ohnekopf fiel vom Turm.
    Der Bogenschütze schrie auf und griff nach den Wasserspeiern am Balkon des Krankensaales, während er fiel.
    Die Lindwürmer drehten bei.
    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Eine Stunde später waren die Lindwürmer zurück. Diesmal machten es alle drei wie der Älteste. Sie kamen entlang des Berggrates tiefer herein und stiegen mit dem letzten Aufwind zu den Festungsmauern hinauf, bevor sie ihre Ladung abwarfen.
    Doch diesmal schlug ihnen ein Regen von Pfeilen und Bolzen entgegen, die von allen Ecken des Hofes, von den Türmen und sogar vom Balkon des Krankensaales aus auf sie abgefeuert wurden.
    Alle drei wurden getroffen und flogen wütend davon, ohne allzu großen Schaden angerichtet zu haben.
    Ihre Steine schlugen ein Loch in die Kommandantur, töteten zwei Nonnen im Hospital und zerschmetterten ein Kriegspferd sowie einen Knappen im Stall.
    Der Hauptmann schlief.
    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Er erwachte erst am späten Nachmittag und schlug die Augen in der Bequemlichkeit seines eigenen Gemaches auf. Aber es fühlte sich seltsam an. Die Luft um ihn herum war in Bewegung.
    Jemand hatte Laken und einen alten Gobelin über ein Loch von der Größe eines Wagens gespannt. Ein Loch in der Wand, das die Luft hereinließ.
    Auch seine kleine Veranda war verschwunden.
    Er stand auf. Toby Pardieu ließ gerade seine Kleidung zurechtlegen und stand mit den langen Lederstiefeln des Hauptmanns da, die schwarz glänzten.
    Sein Rittergürtel war poliert worden und leuchtete wie ein

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