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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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bin nicht Tunxis.« Thurkan sprang über einen umgestürzten Baumstamm.
    »Wie kann der Fels einen Verteidiger haben, der zu uns gehört? Und warum kennen wir ihn nicht?«, fragte Mogan.
    »Ich weiß es nicht«, gab Thurkan zu. »Aber ich werde es herausfinden.«

4

    Südlich von Lorica · Ser Gawin
    G awin Murien von Strathnith, unter seinesgleichen als Harthand bekannt, ritt in seiner Rüstung am Fluss Albin in nördlicher Richtung entlang; unfreiwillig war er zum umherfahrenden Ritter geworden. Und je weiter er nach Norden ritt, desto größer wurde sein Zorn.
    Adam, der ältere seiner beiden Knappen, pfiff unablässig Lieder, beugte sich aus dem Sattel zu jeder vorbeikommenden Frau herunter und betrachtete die Welt mit rückhaltloser Zustimmung. Ihm tat es nicht leid, den Hof von Harndon verlassen zu haben. Weit gefehlt. Fern der großen Halle, fern der Tänze, Kartenspiele, Jagden und Tändeleien lebten die Knappen bei Hofe in Baracken unter der vollkommenen Herrschaft der Ältesten und Gröbsten. Jüngere Männer erhielten wenig zu essen und viel Arbeit und hatten keinerlei Aussicht auf Ruhm. Adam war der Knappe eines bekannten Ritters, und nur beim Reisen bekam er die Gelegenheit, sich einen eigenen Platz in den Heldenliedern zu erobern. In Harndon hatte er bloß blaue Augen und schlechtes Essen gefunden.
    Toma, der jüngere Knappe, ritt dagegen mit gesenktem Kopf. Aus ihm wurde Adam nicht klug. Stets waren seine Antworten nur Gemurmel, und alles, was er tat, blieb unbeholfen. Er wirkte sehr jung für sein Alter und schien tiefer im Elend zu stecken, als es einem Jungen frommte.
    Gawin wollte etwas für ihn tun, doch es fiel ihn ja bereits schwer, seinen eigenen Zorn zu verarbeiten.
    Es war nicht gerecht .
    Die Worte waren bedeutungslos. Sein einfältiger Vater hatte ihm von Geburt an jede Vorstellung von Gerechtigkeit aus dem Leib geprügelt. Gawin wusste, dass die Welt nichts als Kampf bereithielt. Sein Glück musste man sich selbst verschaffen. Er kannte noch tausend andere derartige Redensarten, die alle die gleiche Botschaft verkündeten, aber bei Gott und allen Heiligen, Gawin hatte seine Strafe abgebüßt, sich seinem Ungeheuer entgegengestellt und das verdammte Wesen wortwörtlich in einem einzigen Zweikampf mit seinen gepanzerten Handschuhen getötet, nachdem sein Schwert zerbrochen war. Er erinnerte sich so lebhaft daran, wie er sich auch daran erinnerte, aus schieren Schuldgefühlen heraus in den Kampf gegen diese verdammte Kreatur gezogen zu sein.
    Ich habe meinen Bruder umgebracht.
    Bei diesem Gedanken wurde ihm noch immer übel.
    Er wollte sich dem Feind nicht noch einmal stellen, nicht für alle hübschen Damen bei Hofe und nicht für alle Ländereien, die er erben würde. Er war kein Feigling. Er hatte es getan . Vor den Augen seines Vaters und denen fünfzig anderer Männer. Vermutlich gab es in ganz Albia – vom einen Ende des Reiches bis zum anderen – keine fünfzig Ritter, die einen Dämon im Zweikampf besiegt hatten. Und auch er hatte es gewiss nicht tun wollen.
    Doch er hatte es getan. Und damit hätte die Sache erledigt sein sollen.
    Doch natürlich hasste ihn der König, so wie er selbst all seine Brüder und seine Mutter hasste und seinen Vater verachtete.
    Verdammt sei der König. Ich reite nach Hause zum Vater.
    Strathnith war eine der größten Festungen im Reich. Es war eine Zitadelle am Großen Wall, die die Murien seit Generationen gehalten hatten. Der Nith war ein mächtiger Fluss – fast schon ein Binnenmeer –, der die Grenze zwischen dem Reich und der Wildnis bildete. Sein Vater herrschte über die Festung und Tausende von Männern und Frauen, die ihre Steuern an ihn zahlten und dafür von ihm beschützt wurden. Er dachte an die große Halle und die uralten Zimmer; einige Trakte der Festung waren noch von den Archaikern erbaut worden. Und er dachte an die Klänge aus der Wildnis, die über den breiten Fluss getragen wurden.
    Und ebenso an das beständige Gezänk und die Anklagen im Zustand der Trunkenheit. An die Familienkämpfe.
    »Gütiger Christ, ich könnte mir genauso gut ein verfluchtes Ungeheuer suchen und es töten«, sagte er laut. Heimzukehren bedeutete in ein Leben im andauernden Kriegszustand zurückzukommen – im Feld ging es gegen die Dämonen und in der Halle gegen seinen Vater. Und gegen seine Brüder.
    Ich habe meinen Bruder umgebracht.
    »Ich werde es ihnen zeigen«, sagte er.
    Er war nach Süden geschickt worden, der junge Held, um sich am Hof eine

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